Charlotte March - Foto Total. Die Neuentdeckung einer Fotografin


Charlotte March: Op-Art-Mode für „Quick“, Paris, 1964 Schwarzweißfotografie, Baryt, 30 x 40 cm © Charlotte March, Deichtorhallen Hamburg/Sammlung Falckenberg


Die groß angelegte Werkschau über Charlotte March in der Sammlung Falckenberg legt den Fokus auf die bisher wenig bekannten Arbeiten der für ihre Mode- und Werbeaufnahmen anerkannten Hamburger Fotografin. Der zur Sammlung Falckenberg gehörende Nachlass Charlotte Marchs bildet die Grundlage für eine Neuentdeckung der Fotografin, die für Magazine wie Brigitte, Stern, Elle, Vogue Italia, Vanity Fair, Harper’s Bazaar und twen gearbeitet hat. Das 1977 veröffentlichte Buch Mann, oh Mann – Ein Vorschlag zur Emanzipation des attraktiven Mannes wurde breit diskutiert, zeigte es doch erstmalig explizit eine weibliche Sicht auf den männlichen Körper.

Die Ausstellung zeigt mit rund 300 Werken einen Querschnitt durch alle Schaffensphasen der Künstlerin, von ihren frühen dokumentarischen Fotografien im Hamburg der 1950er-Jahre über Aufnahmen von ihren Aufenthalten auf der damals vom Massentourismus noch unberührten Insel Ischia bis hin zu den späteren internationalen Mode- und Werbeaufträgen.


Charlotte March: King’s Road, London, 1972 später in Stern-Reportage veröffentlicht Schwarzweißfotografie, Baryt, 24 x 31 cm © Charlotte March, Deichtorhallen Hamburg/Sammlung Falckenberg Copyright: Charlotte March, Deichtorhallen Hamburg/Sammlung Falckenberg

Charlotte March: Marie Knopka in Bademode, 1964 Schwarzweißfotografie, 30 x 30 cm © Charlotte March, Deichtorhallen Hamburg/Sammlung Falckenberg Copyright: Charlotte March, Deichtorhallen Hamburg/Sammlung Falckenberg

Charlotte March: Op-Art-Mode für „Quick“, Paris, 1964 Schwarzweißfotografie, Baryt, 30 x 40 cm © Charlotte March, Deichtorhallen Hamburg/Sammlung Falckenberg

Charlotte March: Op-Art-Mode für „Quick“, Paris, 1964 Schwarzweißfotografie, Baryt, 30 x 40 cm © Charlotte March, Deichtorhallen Hamburg/Sammlung Falckenberg: Charlotte March, Deichtorhallen Hamburg/Sammlung Falckenberg


Das weitgehend unbekannte fotografische Frühwerk Marchs aus den 1950er-Jahren knüpft an die “humanistische Fotografie” jener Zeit an und bildet einen wichtigen, bisher wenig beachteten Beitrag zum kulturellen Gedächtnis der Stadt Hamburg. Ihr hochsensibler Blick auch auf die Ränder der Gesellschaft im Nachkriegs-Hamburg führt sie an marginalisierte, gänzlich unglamouröse Orte der sich im Wandel befindenden Stadt. March lässt uns hinter die Kulissen blicken, zeigt den Alltag von Bonbon-Machern, Händler*innen wie auch das Leben auf der Reeperbahn.

In späteren Auftragsarbeiten verweist Marchs Blick auf eine emanzipatorische Haltung sowie ein Lebensgefühl der Freiheit und des gesellschaftlichen Aufbruchs. Charlotte March wollte ihre Modelle anders aussehen lassen als damals üblich. Die Fotografin kommunizierte über das Fotografieren mit ihren Modellen, deren modernes, ungebundenes Lebensgefühl sie teilte – mit einem offenen Blick für das, was der Alltag oder auch der Zufall ihr bei der Aufnahme zuspielte. Sie zeigte Frauen, die vor der Kamera rauchten oder Werbung für Bier machten. Sie propagierte ein modernes Frauenbild, war revolutionär und stilbildend, auch weil sie als eine der ersten Fotografinnen in Deutschland wie selbstverständlich mit Schwarzen Models zusammenarbeitete.


Charlotte March: Jersey-Mode in rot und weiß für „twen“, 1969 Farbfotografie, Cibachrome © Charlotte March, Deichtorhallen Hamburg/Sammlung Falckenberg Copyright: Charlotte March, Deichtorhallen Hamburg/Sammlung Falckenberg


Nach dem Tod des Lebensgefährten Charlotte Marchs, dem Hamburger Künstler und Schauspieler Balduin Baas, übernahm Harald Falckenberg 2006 den Nachlass der Fotografin und sorgte für die Archivierung und Aufarbeitung des Werkes. Der Nachlass Charlotte March umfasst ca. 30.000 Aufnahmen und wird bis heute in der Sammlung Falckenberg verwahrt.


Charlotte March
20. MaiI bis 4. September 2022

Sammlung Falckenberg / Deichtorhallen Hamburg / Wilstorfer Straße 71 / 21073 Hamburg
Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr


Anne Harting

Chefredakteurin und Herausgeberin

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