F.C. Gundlach und seine Sammlung - Ein Leben für die Fotografie


© F.C. Gundlach

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Sein erstes Foto war ein Selfie: Als F.C. Gundlach in den 30er-Jahren als Kind zum ersten Mal eine Kamera bediente, faszinierte ihn vor allem der Selbstauslöser. Später, in den 50er-Jahren, als er aktiv anfing zu fotografieren, war ihm vieles in der Modefotografie zu starr: Er wollte Bewegung in sie hineinbringen und sie zugleich in das echte Leben holen. Mit diesen Grundprinzipien wurde Gundlach zu einem der wichtigsten Modefotografen der Welt.  

In diesem Jahr feiert Gundlach seinen 95. Geburtstag, seine Stiftung im vergangenen Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum. Längst hat sein Werk seinen Weg in Sammlungen und Museen gefunden. In ihrer zeitlosen Ästhetik zu Ikonen der Modefotografie geworden, haben seine Bilder viele Liebhaber auf der ganzen Welt gefunden. Bis heute ist F.C. Gundlach aktiv: als Produzent renommierter nationaler und internationaler Ausstellungsprojekte, Förderer junger Fotografietalente, Bewahrer außerordentlicher fotografischer Nachlässe sowie Berater und Visionär im Sinne des Mediums Fotografie.

1926 im hessischen Heinebach geboren, besuchte F.C. Gundlach von 1946 bis 1949 die Private Lehranstalt für Moderne Lichtbildkunst bei Rolf W. Nehrdich in Kassel und arbeite später als Foto-Assistent in verschiedene Studios, unter anderem auch für Ingeborg Hoppe. Ab 1949 veröffentlichte er als freier Fotograf zahlreiche Theater- und Filmreportagen in diversen Zeitschriften wie den Stern, bevor er sich um 1953 ganz der Modefotografie im journalistischem Stil verschrieb. 


© F.C. Gundlach

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© F.C. Gundelach

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Seine Arbeit bei der in Hamburg erscheinenden Zeitschrift Film und Frau öffnete Gundlach die Türen in eine faszinierende Welt, deren Ziel es war, Schönheit und Ästhetik in den Fokus zu rücken. Neben seinen Fotoreportagen über deutsche Modeschöpfer oder die Pariser Haute Couture machten ihn vor allem seine Modereportagen mit Filmstars wie Romy Schneider oder Hildegard Knef bekannt. 

Für Film und Frau, aber auch für den Stern und andere Zeitschriften unternahm F.C. Gundlach in den 60er und 70er Jahren Mode- und Reportagereisen in den Nahen, Mittleren und Fernen Osten sowie nach Mittel- und Südamerika. Aufnahmen aus dieser Zeit zählen zu seinen Ikonen und erzielen Rekordergebnisse auf Auktionen. Insbesondere New York war für F.C. Gundlach von diesem Zeitpunkt an bis zum heutigen Tag ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt seines fotografischen Schaffens.

1975 eröffnete F.C. Gundlach die PPS Galerie, eine der ersten Galerien für Fotografie, die bis 1992 weit mehr als 100 Ausstellung verschiedener Fotografen und Künstler wie Irving Penn, Richard Avedon oder Nan Goldin zeigte. F.C Gundlach selbst konzentrierte sich seit den 1980ern auf das Sammeln fotografischer Werke und konzipierte zahlreiche Ausstellungen für Museen und Institutionen. 

Gundlach ist ein Macher. Er lehrte als Dozent in Hamburg und als Professor in Berlin, setzte sich unermüdlich als Lobbyist der Fotografie unermüdlich ein. So initiierte er 1999 die 1.Triennale der Photographie in Hamburg, die seitdem alle drei Jahre stattfindet. 2003 wurde er zum Gründungsdirektor des Hamburger Hauses der Photographie berufen. Eine der Dauerleihgaben des Hauses ist heute die private Sammlung des berühmten Fotografen sowie seine umfangreiche Bibliothek F.C. Gundlach mit über 9000 Büchern.


© F.C. Gundelach

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In der Sammlung F.C. Gundlachs, die zu den bedeutendsten privaten Fotosammlungen Deutschlands zählt, bildet die Modefotografie den wesentlichen Schwerpunkt im weitesten Sinne. Aus der Frühzeit der Modefotografie beinhaltet die Sammlung Konvolute der Kunstfotografie um 1900 und der Modefotografie der 1920er und 1930er Jahre, darunter Arbeiten von Baron de Meyer, Madame D' Ora, Erwin Blumenfeld und Yva.Darüber hinaus wurde in den letzten Jahren verstärkt ein Fokus auf die Frühzeit der Fotografie gelegt.

Die Modefotografie in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wird durch umfangreiche Arbeiten von Regina Relang, Hubs Flöter, Norbert Leonard, sowie Sonja Georgi repräsentiert Für den internationalen Rang der Sammlung zeichnen sich zahlreiche Arbeiten von Horst P. Horst, Irving Penn, Richard Avedon, Lilian Bassman und Frank Horvat sowie David LaChapelle verantwortlich.

Modefotografie - als Visualisierung von Zeitgeist, wie er sich in Pose, Gestik, Mimik und Kleidung manifestiert, reflektiert immer auch das Lebensgefühl einer Zeit. In diesem Sinne sind in der Sammlung auch Fotografen vertreten, die weit über das Genre der Modefotografie herausreichen und in ihren Arbeiten den sich permanent wandelnden Lebensstil dokumentieren.

Um sein Lebenswerk und seine Sammlung Das Bild des Menschen in der Photographie dauerhaft zu sichern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, gründete Gundlach 2000 die Stiftung F. C. Gundlach. Diese sieht sich nicht nur als Bewahrerin des Lebenswerkes ihres Gründers, sondern betreut unter anderem mit den Bildarchiven von Fotografen wie Wilfried Bauer, Peter Keetman und Toni Schneiders bereits bedeutende Werke.

Für das Jubiläumsjahr von F.C. Gundlach sind zahlreiche Ausstellungen geplant. Beginnend mit einer Galerieausstellung aus dem Werk F.C. Gundlachs bei noirblanche in Düsseldorf, zeigt ab Mai das Stadtmuseum Schleswig die Ausstellung A Day Off mit Werken der Sammlung Fotografen. 


Rebecca Kaul

Rebecca Kaul verstärkt unser PAJO ONE Team als energetische Wortakrobatin. Die gebürtige Leipzigerin und inzwischen begeisterte Wahlberlinerin ist ausgebildete Mediengestalterin und Kauffrau für Marketingkommunikation. Neben Kunst, Lifestyle, Food und Mode liebt Rebecca die Natur. Mit ihrem Sohn ist sie viel unterwegs und wird dabei sicher auch viele schöne neue Orte, Geheimtipps und Landpartien für unsere Leser entdecken.

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