Ragnar Axelsson - Where the world is melting


Ragnar Axelsson © Black Beach, South Coast, Iceland, 1987


Der isländische Fotograf Ragnar Axelsson, einer der gefragtesten Fotografen des Nordens, beobachtet den Klimawandel schon seit Langem mit größter Sorge. Seit mehr als 40 Jahren dokumentiert er die dramatischen Veränderungen von Landschaften und Lebensräumen am Rande der bewohnbaren Welt und reist in die abgelegensten und isoliertesten Regionen der Arktis, zu Inuit-Jägern nach Nordkanada und Grönland, zu Bäuern und Fischern auf Island und den Färöer Inseln und zur indigenen Bevölkerung in Nordskandinavien und Sibirien.

Diese erste Retrospektive Axelssons im Haus der Photographie macht in beeindruckenden Schwarz-Weiß-Bildern die außergewöhnlichen Beziehungen zwischen Menschen, Tieren und Orten in der Arktis und ihrer extremen Umwelt sichtbar – Beziehungen, die aufgrund des beispiellosen Klimawandels kontinuierlichen tiefgreifenden und komplexen Veränderungen unterliegen.

Ragnar Axelsson © Melting Iceberg, Scoresbysund, Greenland, 2014

Seine Informationen stammen aus erster Hand, von den Menschen vor Ort. Axelsson scheut keine Risiken und Mühen, sie immer wieder in den entlegensten Orten zu besuchen und eine längere Zeit mit ihnen zu verbringen. Weil er den oftmals beschwerlichen Alltag mit ihnen teilt, gewinnt er nachhaltig ihr Vertrauen. Dies erlaubt es ihm, intime Momentaufnahmen ihres Lebens zu machen und ihre Erzählungen aufzuschreiben – so wird er gleichzeitig zum Zeugen und Botschafter ihrer Existenz und der sich verändernden Lebensbedingungen.

Das andere große Thema, für das sich Axelsson begeistert, ist die Kraft der Elemente und die Erhabenheit der nordischen Natur. Davon zeugen seine beeindruckenden fotografischen Landschaftporträts. Mit dem Blick eines Forschers und Künstlers analysiert er auch die kleinsten Naturstrukturen, die an Zeichnungen eines Paul Klee oder Per Kirkeby erinnern.

Ragnar Axelsson © Sled Dogs on the Sea Ice, Thule, Greenland, 2010

Ragnar Axelsson © Mads Ole Hunter, Thule, Greenland, 2019

Axelssons Engagement reicht jedoch weit darüber hinaus, ausschließlich als Fotograf und Journalist aktiv zu sein. Einige Fotografen, darunter der Magnum-Fotograf Paolo Pellegrin, haben ihn gebeten, sie bei ihren Projekten über den Klimawandel zu unterstützen. Axelsson, ein erfahrener Pilot, ist auch mit Ólafur Elíasson über die Gletscher in Island geflogen, als jener an seinem künstlerischen Gletscherprojekt arbeitete.

Zudem hat er die Klimaforscher Stefan Rahmstorf und Michael Mann begleitet, als diese die schmelzenden Gletscher sehen wollten. Axelsson ist gut befreundet mit dem Vulkanologen Haraldur Sigurðsson. Mit ihm ist er an entlegene Orte in Indonesien und Grönland gereist, wo sie unter anderem die blauen Seen auf dem schmelzenden Grönlandgletscher untersuchten.

Die Ausstellung bietet einen Blick auf Axelssons Lebenswerk, das selbstverständlich noch nicht abgeschlossen ist. Denn hinter seinen Fotografien steht die feste Überzeugung, dass die traditionelle Kultur der arktischen Bevölkerung nicht nur im Verschwinden begriffen ist, sondern den zerstörerischen Auswirkungen größerer Kräfte wie der Wirtschaft und des Klimawandels nicht standhalten kann. Diesen Menschen, die vom Klimawandel gezwungen werden, ihre jahrhundertealte Lebensweise an veränderte Bedingungen anzupassen oder auch aufzugeben, widmet sich sein Werk.


Ragnar Axelsson - Where the world is melting
17. März bis 18. Juni 2023

Phoxxi. Haus der Photographie Temporär / Deichtotstraße 1-2 / 20095 Hamburg
Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr


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