Where The Wild Roses Grow – Erfrischend anders

Art

© PAJO ONE


„Die Ausbeute heute in Görne und Klessen war für mich über Erwarten groß…“, schreibt Theodor Fontane nach einem Besuch des Schlosses der Grafen Bredow im Mai 1889 an seine Frau. Ähnlich ergeht es auch uns bei unserem Besuch der inzwischen dritten Sommerausstellung der Kristin Hjellegjerde Gallery auf Schloss Görne.

Ca. eine Stunde von Berlin im westlichen Havelland gelegen und entgegen der sonst üblichen Fahrtrichtungen Uckermark wie Spreewald wartet das halb verfallene Landhaus mit seiner neobarocken Fassade und dem verwucherten, weitläufigen Garten dank der Freundschaft von Schlossherren und der norwegischen Galeristin erneut mit einer der erfrischendsten Landpartien des Jahres auf, die wir Ihnen gerne ans Herz legen möchten.

Jeder Raum des sich im Umbau befindenden Schlosses erschließt dem Besucher in historischer Kulisse neue Überraschungen, lädt zu einem inspirierenden Dialog zwischen Altem und Neuen, Innen und Außen ein. Hierfür greift die Galerie auf die breite Vielfalt ihrer Künstler zurück, die sie in eine ganz eigene Korrespondenz miteinander gehen lässt und so der Ausstellung ihren besonderen Charakter verleiht.

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© Kristin Hjellegjerde Gallery

Der Ausstellungstitel Where The Wild Roses Grow ist einem Song von Nick Cave and the Bad Seeds und Kylie Minogue entlehnt und ist eine Hommage an die wilde Umgebung und die transformative Kraft der Kunst. Die in diesem Jahr teilnehmenden 35 Künstler aus 20 Nationen wurden gebeten, jeweils ein neues Werk basierend auf einem Song zu schaffen, welcher für sie eine besondere Bedeutung hat. Charlie Steins Arbeiten nehmen uns durch ihre Persönlichkeit und besondere Geschichte dahinter gefangen, während Eva Dittrich in ihrer Arbeit OH! Seet Nuthin ihre neue Rolle als Mutter und Künstlerin verarbeitet.

© © Kristin Hjellegjerde Gallery

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Von Dittrich stammt auch die gleich dem Ausstellungstitel lautende Arbeit Where The Wild Roses Grow an der maroden Außenfassade des Schlosses. Inspiriert vom morbiden Charakter des namensgebenden Albums von Nick Cave und alten Gobelins auf forensischen Fotografien Anfang des 20. Jahrhunderts wie auch einer Rosenstickerei auf einer alten Bank in der Wohnung der Eigentümer von Schloss Görne, ließ sie ein KI-Bild generieren, um dessen Rosen dann auf Fahnenstoff schmelzen zu lassen. Gleich einer Stickvorlage weht die Arbeit im leichten Wind, verbindet durch ihre Transparenz Haus und Garten, aber auch Musik und Stille.

© Kristin Hjellegjerde Gallery

© Kristin Hjellegjerde Gallery

Überhaupt öffnet sich der Blick aus dem Schloss heraus immer wieder bewusst in die umgebende und teilweise ungezähmte Natur. Mittendrin leiten Sichtachsen unser Auge auf Lux Serpentinata, zwei Lichtskulpturen von Susanne Rottenbacher, für die sie sich von den schlangenförmig verdrehten, miteinander ringenden Figuren der Spätrenaissance inspirieren ließ.

Die synthetischen Skulpturen gehen einen wunderbaren Kontrast zu wilden Wiese und den Gräsern um sie herum ein. Where The Wild Roses Grow und Schloss Görne sind in vielerlei Sicht ungewöhnlich, aber gerade deshalb auch unser Sommer Highlight für eine Landpartie 2023. Im Übrigen mit eigener Playlist…


© Kristin Hjellegjerde Gallery / Agata Guevara

Where The Wild Roses Grow
08. Juli bis 13. August 2023

Kristin Hjellegjerde Gallery auf Schloss Görne / Lindenstraße 47 / 14728 Görne
Samstag und Sonntag 12 -18 Uhr


Anne Harting

Chefredakteurin und Herausgeberin

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