Azzedine Alaïa und Peter Lindbergh – Eine Freundschaft voller Stil


Peter Lindbergh, Kristen McMenamy & Azzedine Alaïa, Paris, 1995 Courtesy Peter Lindbergh Foundation, Paris

Peter Lindbergh, Kristen McMenamy & Azzedine Alaïa, Paris, 1995 Courtesy Peter Lindbergh Foundation, Paris


Den Couturier Azzedine Alaïa, der die Frauen mit seinen Kreationen gleichermaßen stilvoll verhüllte wie entblößte und den Fotografen Peter Lindbergh, der stets mit seinen Aufnahmen auf der Suche nach ihrer Seele war, verband eine tiefe Freundschaft. „Peter kenne ich schon von meinen ersten Anfängen. Wir kennen uns sehr gut. Wir müssen nicht viel reden. Alles geht wie von selbst.“, so beschrieb Azzedine Alaïa die außergewöhnliche Verbindung der beiden Ausnahmetalente.

Ferner verband sie ihre gemeinsame und bedingungslose Liebe zur Farbe Schwarz. Lindbergh favorisierte das Schwarz-Weiß, da es ihm bei seiner Suche nach Authentizität in den von ihm fotografierten Gesichtern entgegenkam. Sein Foto einer Gruppe junger Frauen, die kurz darauf zu den Supermodels der 90er-Jahre werden sollten, war stilprägend für eine ganze Epoche. 


Maria Johnson, Paris, 1983

Maria Johnson, Paris, 1983

Azzedine Alaïa, Maria Johnson & Peter Lindbergh, Paris, 1984

Azzedine Alaïa, Maria Johnson & Peter Lindbergh, Paris, 1984

Lynne Koester, Duisburg, 1985

Lynne Koester, Duisburg, 1985


Alaïa bezog sich auf die Monochromie klassischer Kleider und kreierte wahre Körperskulpturen. Schwarz lässt die Silhouette besser heraustreten, so die feste Überzeugung des als bestgehütesten Geheimtipps für ausgefeilte Roben geltenden Couturiers. „Ich wollte immer freie Frauen. Ich hoffe, dass meine Kleider ihnen diese Leichtigkeit verleihen. Das schönste Kompliment, das ich jemals erhalten habe, war, als sie mich anblickten und sagten: ‚Ich fühle mich frei.“, so Azzedine Alaïa

Der gerade bei TASCHEN erschienene opulente Bildband Peter Lindbergh. Azzedine Alaïa zelebriert nun auf außergewöhnliche Weise den einzigartigen Dialog zweier Künstler, die sich in einer außergewöhnlichen Geistesverwandtschaft und Partnerschaft nahestanden, und ist zugleich Zeugnis ihrer stilbildenden Beiträge zur Geschichte der Fotografie und Mode. Beide lehnten Künstlichkeit ab, die vom wirklichen Thema ablenkt, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie für eine Reihe gemeinsamer Projekte zusammenkamen.

Auch in ihrem Werdegang, der beide letzten Endes nach Paris führen sollte, ähneln sie sich: Beide waren auf einer Kunstschule. Der eine, Lindbergh, um Maler zu werden, der andere, um sich die Bildhauerei anzueignen. Ihre eigentliche Berufung fanden sie dort aber nicht, dazu gelangten sie eher durch Zufall. Lindbergh, weil er einem Freund aushalf, und Alaïa, weil er verstand, dass Skulpturen auch aus Stoff und Statuen aus Fleisch und Blut sein können.

Ähnliche Inspiration und ästhetische Prinzipien lassen sich in ihren Arbeiten in fast all ihren Arbeiten finden. Beeindruckend sind vor allem die geradezu mystisch wirkenden Aufnahmen mit Model Tatjana Patitz an einem Strand on le Touquet aus den späten 1980er Jahren oder die alten Stadtviertel in Paris verweisen auf ihre gemeinsame Liebe zum Schwarz-Weiß-Film und zu weiten Panoramen. 


Azzedine Alaïa & Linda Spierings, Le Touquet, 1986 © Peter Lindbergh (courtesy Peter Lindbergh Foundation, Paris)

Azzedine Alaïa & Linda Spierings, Le Touquet, 1986 © Peter Lindbergh (courtesy Peter Lindbergh Foundation, Paris)

Tatjana Patitz & Linda Spierings, Le Touquet, 1986 © Peter Lindbergh (courtesy Peter Lindbergh Foundation, Paris)

Tatjana Patitz & Linda Spierings, Le Touquet, 1986 © Peter Lindbergh (courtesy Peter Lindbergh Foundation, Paris)

Tatjana Patitz, Le Touquet, 1986

Tatjana Patitz, Le Touquet, 1986

Tatjana Patitz, Le Touquet, 1986

Tatjana Patitz, Le Touquet, 1986


Für den einen ist die Kulisse eines Maschinenraums Erinnerung an eine deutsche Industrielandschaft. Für den anderen verweist sie auf seine große Leidenschaft für funktionales Design und Architektur, während ihn die weichen Silhouetten der Modelle an Abbilder von Schatten auf weiß getünchten Hauswänden seiner Heimatstadt Tunis erinnern.

Schaut man sich alle Aufnahmen der gemeinsamen Projekte von Alaïa und Lindbergh an, so verraten sie in verehrender Weise auch die dritte und größte Leidenschaft der beiden Freunde: Frauen. „Frauen sind offener, mutiger, haben stärkere Nerven und nehmen im Vergleich zu Männern mehr Risiken in Kauf. Ich betrachte sie als das, was sie wirklich sind, vielleicht ist es das, was sie dazu bringt, sich mir sich mir hinzugeben.“, so Lindbergh.

Peter Lindbergh. Azzedine Alaïa ist deshalb ein beeindruckender und wiederum auch ganz leiser Bildband in Schwarz und Weiß, der vor Aufrichtigkeit und Schönheit strahlt und von einer ganz besonderen Freundschaft erzählt. Dazu mit einer zahlreichen Auswahl auch noch ganz unbekannter Bilder, neben bekannten Aufnahmen von Nadja Auermann, Anna Cleveland, Jade Jagger, Maria Johnson oder Milla Jovovich.


Cover LINDBERGH_ALAIA_FO_INT_3D_05373.jpg

Peter Lindbergh. Azzedine Alaïa
Peter Lindbergh

Taschen Verlag
60 Euro


Anne Harting

Chefredakteurin und Herausgeberin

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