Andy Warhol & Keith Haring - Party of Life


Andy Warhol und Keith Haring, undatiert Polaroid, 10,8 x 8,35 cm © Collection: Keith Haring Foundation, New York, NY


Wussten Sie, dass Andy Warhol 1979 ein Plakat „Für die Grünen“ entworfen hat? Auf Bitten von Joseph Beuys, den der Künstler – wie auch viele andere bedeutende Persönlichkeiten – ein Jahr später in einer Serie portraitierte. Die Motive Harings waren hingegen vor allem tanzende Figuren. Und er selbst. Auch wenn die Werke der beiden Weggefährten unterschiedliche Stile aufweisen und sie altersmäßig weit auseinander liegen, hat die Wahl-New Yorker jede Menge verbunden. Vor allem die Kunst- und Clubszene der 70er und 80er Jahre. Wer die Stufen im Museum Brandhorst hinuntergeht, darf für einen Besuch lang Teil der bunten, verrückten und extremen Welt der Künstler werden. Und das lohnt sich.


Andy Warhol Joseph Beuys, 1986
Acryl und Siebdruckfarbe auf Leinwand
254 x 204,3 cm
Udo und Anette Brandhorst Sammlung
© 2024 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. / Licensed by Artists Rights Society (ARS), New York. Foto: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München

Keith Haring
Plakat für nukleare Abrüstung, 1982
Offsetlithografie 84,46 x 59,37 cm
Udo und Anette Brandhorst Sammlung
© The Keith Haring Foundation
Foto: Elisabeth Greil, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München


Die Party of Life beginnt bereits vor dem Museum Brandhorst: mit dem rot lackierten Red Dog for Landois. Im Gegensatz zu ihrer ursprünglichen Verortung am ehemaligen Westfälischen Zoologischen Gartens in Münster, wo die Cortenstahl-Skulptur einen neuen Gebäudekomplex, der die Schließung des Zoos an dieser Stelle zur Folge hatte, anzubellen schien, richtet sich der Hund in München zur Straße hin.

Dabei sieht er eher aus wie ein Maulwurf, der sich aus dem Erdreich zu graben scheint. Fast wie eine Aufforderung, jegliche Anstrengung auf sich zu nehmen, um an der Party of Life teilzunehmen. Aber wer könnte bei diesen hochkarätigen Gastgebern nein zum Feiern sagen? Der Titel basiert auf dem Motto von Keith Harings Geburtstagsfeiern, die der Inbegriff vom MTV-, Disco-, Voguing-, Hip Hop-, New Wave- und Graffiti-geprägten Lifestyle der 1980er Jahre waren.

© The Keith Haring Foundation
Foto: Elisabeth Greil, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München

Keith Haring
Red Dog (vor dem Museum Brandhorst), 1987

Udo und Anette Brandhorst Sammlung

© The Keith Haring Foundation. Foto: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München

Die Wege Andy Warhols und Keith Harings kreuzten sich – vor allem beim Feiern – in New York. Sie haben sich gegenseitig inspiriert und unabhängig voneinander ihr Umfeld wesentlich beeinflusst, waren ihre Werke doch revolutionär und wegweisend für ihre Zeit und nachfolgende Generationen junger Kreativer. Selbst diejenigen, die damals wie auch heute wenig in das Thema Kunst involviert sind, würden einen „typischen“ Warhol oder Haring erkennen.

Beide definierten das bestehende Kunstverständnis neu und distanzierten sich von einem elitären Kunstbegriff. Vielmehr wandten sie sich dem Kommerz hin und experimentierten mit verschiedenen Medien. Auch, um sich mit der gesellschaftspolitischen Situation, mit dem Tod, Ängsten und Aktivismus auseinanderzusetzen. Themen, die auch über drei Jahrzehnte nach ihrem Ableben aktuell sind.

Andy Warhol und Keith Haring Untitled (Madonna: I’m Not Ashamed), 1985Synthetisches Polymer, Dayglo und Acryl auf Leinwand
50,8 x 40,6 x 1,9 cm © Collection: Keith Haring Foundation, New York, NY

Die Räumlichkeiten des Museum Brandhorst beheimaten die weltweit erste umfassende institutionelle Ausstellung, die sich beiden Künstlern (mit allein über 120 Warhol-Werken) widmet. Die Zimmer sind thematisch mit Werken aus den Beständen der Kultureinrichtung ebenso wie mit Leihgaben aus institutionellen und privaten Sammlungen bestückt. Neben der wohl bekanntesten Auto-Installation, dem BMW Art Car M1 Gruppe 4, der zentral im Hauptraum parkt, T-Shirts, Postern, Film- und Videoaufnahmen und den eigentlichen Werken, gewähren Schaukästen einen Einblick in das Leben der Künstler – unter anderem zeugen Briefe von und an die Herren von ihren illustren Freund- und Bekanntschaften.

Sie zelebrierten ihre eigenen Kollaborationen genauso wie die mit angesagten Zeitgenossen von Malcolm McLaren über Yoko Ono und Vivienne Westwood bis hin zu Jean-Michel Basquiat, Madonna und Grace Jones.


Andy Warhol & Keith Haring. Party of Life
bis 26. Januar 2025 

Museum Brandhorst / Theresienstraße / 80333 München
Dienstag bis Sonntag, 10-18 Uhr


Sabrina Hasenbein

Für PAJO ONE erkundet Sabrina Hasenbein ihre Heimatstadt München am liebsten durch den künstlerischen, kulturellen und kulinarischen Blickwinkel. Allerdings ist die freie Autorin auch gerne überall anders auf der Welt unterwegs - bevorzugt dort, wo sich Meer und Metropole treffen.



Zurück
Zurück

Gegen den Strich - Die Generation Z in der Kunst

Weiter
Weiter

one step beyond - Die Debütanten der Akademie der Bildenden Künste zu Gast in der ERES Stiftung