BRAFA – 70 Jahre und kein bisschen leise

Art

Helene Bailly Paris-Genève BRAFA 2025 - Helene Bailly Paris-Genève © Olivier Pirard


Jedes Jahr Ende Januar trifft sich die internationale Kunstwelt für eine Woche in Brüssel zur BRAFA Art Fair, einer der ältesten Kunstmessen der Welt. In diesem Jahr feiert sie ihr 70-jähriges Bestehen.

Seit ihren Anfängen im Jahr 1956 hat sich die BRAFA, die früher Foire des Antiquaires hieß, zu einer der wichtigsten und renommiertesten Kunstmessen Europas entwickelt. Jährlich präsentieren rund 130 der namhaftesten und exklusivsten Galerien hier ihre Highlights. Das Spektrum reicht von der Kunst der Antike bis zu Schmuck, Silber, Design und Malerei des 21. Jahrhunderts. Was zählt, ist die Qualität und die Exzellenz der ausgestellten Werke und Galerien. Die Sammler und Gäste danken es!

In den 70 Jahren ihres Bestehens ist es der BRAFA hervorragend gelungen, sich selbst treu zu bleiben, sich nicht von Trends und Moden leiten zu lassen und sich dennoch weiterzuentwickeln. So hat auch hier die junge Kunst Einzug gehalten und die gekonnte Mischung macht den Reiz der BRAFA aus. 2025 ist die portugiesische Künstlerin Joana Vasconcelos mit ihren überdimensionalen, barock anmutenden Textilarbeiten als Ehrengast der Messe zu Gast. Vielen ist sie durch ihre Teilnahme an der Biennale in Venedig 2005, aber auch ihre Gestaltung der Modenschau von DIOR 2023 bekannt.

BRAFA 2025 - General view with Valkyrie Leonie by Joana Vasconcelos © Olivier Pirard © Atelier Joana Vasconcelos

Ihre monumentalen Skulpturen und immersiven Installationen sind von Humor durchdrungen und setzen sich mit universellen Themen wie dem Status der Frau, der Konsumgesellschaft, dem Handwerk und der kollektiven Identität auseinander. Zwei überdimensionale, farbenfrohe Kreationen verleihen der Messe eine vibrierende Energie, während man kleinere Einzelarbeiten bei der Galerie La Patinoire Royale Bach entdecken kann. Doch kommen wir zurück zu den anderen Highlights.

Gleich an den ersten Messeständen schwelgen Galerien wie Bernard De Leye in historischen Präsentationen. Selbst wem sonst Opulenz zu viel ist, kann sich den Silberarbeiten nicht entziehen. Ein Ausgleich dazu die Interieurs der Privatbank Delen, Sponsor der BRAFA und treuer Einkäufer, die in formidabler Weise zeigt, wie sich Möbel und angewandte Kunst verschiedenster Epochen miteinander mixen lassen.

Vorbei am Stand von Objects with Narratives, die uns unter anderem mit einem Tisch von Ben Storms oder einem Chandelier von Vladimir Slavov begeistern, kommen wir zum Stand der Pariser Galerie BG Arts, die eine einzigartige Sammlung von René Lalique Vasen präsentiert. Verpassen Sie da vor lauter Staunen nicht das Necklace „Couple of Dragonfiles“.

Galerie Bernard De Leye BRAFA 2025 - Galerie Bernard De Leye © Olivier Pirard

BG Arts BRAFA 2025 - BG Arts © Olivier Pirard

Aufmerksamkeit erregt auch die Galerie Marc Maison, die sich der Ägyptomanie widmet. Zu sehen ist ein monumentales Bett, das von dem Tischler Louis Malard entworfen und 1889 auf der Weltausstellung präsentiert wurde. Sein Schöpfer begnügte sich nicht damit, einige Motive aus dem ornamentalen Repertoire des alten Ägypten zu entlehnen, wie es beispielsweise im Empire-Stil um die Jahrhundertwende üblich war, sondern vervielfachte die Referenzen, um ein Werk mit einem einzigartigen Stil zu schaffen. Dies zeigt sich in der Größe des Bettes, seinem architektonischen Baldachin und den lebensgroßen Sitzfiguren, die an beiden Seiten als Nachttische dienen und die Haltung der riesigen ägyptischen Sitzstatuen widerspiegeln.

Galerie Marc Maison

Louis Malard, French cabinetmaker
Monumental bed in Egyptomania style, 19th century
Walnut with polychromy
Presented at the 1889 Exposition Universelle in Paris. This bed is part of a complete bedroom set
H 271 x W 232 x D 260 cm

Ebenso ungewöhnlich ist die von der Stone Gallery präsentierte Sammlung von Mineralien, Meteoriten und Fossilien. Dazu gehört das über zwei Meter hohe Vorderbein eines Wollmammuts, das in der Nordsee gefunden wurde. Bereits seit einiger Zeit finden solche Raritäten ihre Käufer. Unser Geschmack bleibt da eher klassisch und wir schlendern langsam zur Galerie Axel Vervoordt.

Maison Rapin BRAFA 2025 - Maison Rapin

Nosbaum Reding BRAFA 2025 - Nosbaum Reding © Olivier Pirard

Wie immer, einer der schönsten Stände der Messe. Vervoordt präsentiert die Bronzeskulptur eines rechten Arms aus dem vierten Jahrhundert vor Christus. Es handelt sich um ein außergewöhnliches Stück, nicht nur wegen seines Erhaltungszustandes, sondern auch wegen der anatomischen Präzision der Hand und der Finger. An anderen Ständen finden sich Picasso, Calder und andere Kunst, die sicher schneller und leichter ihre Liebhaber findet.

Bei einem Glass Taittinger lässt sich noch viel mehr entdecken und doch lädt die Messe auch dazu ein, ihre Sammler kennenzulernen. Understatement bestimmt, leise und gezielt findet man sich. Erst junge Sammler entdecken die Räumlichkeiten der alten Expo für sich, für sie ist die Messe noch ein Geheimtipp, trotz der 70 Jahre BRAFA. Wer kann, sollte nach Brüssel reisen und die Messe besuchen. Es gibt viel zu entdecken!


BRAFA Art Fair
26. Januar 2. Februar 2025

Brussels Expo – Hallen 3 & 4 | Place de Belgique 1, 1020 Brüssel
Täglich von 11 bis 19 Uhr , Lange Nacht am 30. Januar 2025 bis 22 Uhr


Anne Harting

Chefredakteurin und Herausgeberin

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