Das Minsk - Neuer Kunstort für Potsdam



Das Minsk Kunsthaus in Potsdam ist das jüngste Projekt der Hasso Plattner Foundation und seine Eröffnung wurde nicht nur von den Potsdamern sehnlichst erwartet. Im September öffnete nun das neue Haus für die Öffentlichkeit mit den zwei Ausstellungen Wolfgang Mattheuer: Der Nachbar, der will fliegen und Stan Douglas: Potsdamer Schrebergärten. Doch das Minsk ist auch schon selbst allein für sich einen Besuch wert.

Mit dem Betreten des Gebäudes werden die Besucher eingeladen, Werke der DDR-Kunst und zeitgenössischer Kunst zu erkunden, eine Mischung, welche das Markenzeichen für die kommenden Aktivitäten des Kunsthauses sein wird. Die Ausstellungen werden eine Vielfalt von Werken unterschiedlichen Mediums umfassen, immer wieder präsentiert in neuen Kontexten und dabei häufig mit den bestehenden Merkmalen des Gebäudes in Dialog tretend.

Das ehemalige Terrassenrestaurant Minsk – erbaut in den 1970er-Jahren im modernistischen Stil der DDR – wird damit zu einem neuen Ort für Begegnungen zwischen moderner und zeitgenössischer Kunst. Hier werden künftig Kunstwerke aus der ehemaligen DDR, die Teil der Sammlung Hasso Plattner sind, in neuen Kontexten gezeigt.

Die beiden Eröffnungsausstellungen präsentieren bis Januar 2023 zwei Künstler aus der Sammlung Hasso Plattner, die sich dem, durchaus politischen, Thema der Landschaft widmen – einem Sujet, das eine zentrale Rolle innerhalb der Sammlung einnimmt, vom Impressionismus bis in die Gegenwart. Immer wieder malte Wolfgang Mattheuer seine unmittelbare Umgebung und seinen eigenen Garten. Mal scheint seine Landschaftsmalerei der sichtbaren Realität zu entspringen, mal enthält sie mythologische Elemente. Die Ausstellung zeigt Werke von 1960 bis 2000.

WOLFGANG MATTHEUER, ERLENWEIHER BEI STEINSDORF, 1985. SAMMLUNG HASSO PLATTNER, © VG BILD-KUNST, BONN 2022

Der Fotograf und Filmemacher Stan Douglas fotografierte die Potsdamer Schrebergärten im Rahmen des DAAD-Programms Anfang der 1990er-Jahre in Potsdam und dokumentierte darin die Stadt unmittelbar nach der Wende. Für seinen ebenfalls in der Ausstellung gezeigten Film Der Sandmann baute und filmte er einen Schrebergarten vor und nach der Wende in den ehemaligen DEFA-Studios in Babelsberg.

STAN DOUGLAS, PFAD DURCH »BERGAUF«, AM PFINGSTBERG, PFINGSTBERG, 1994/95, AUS DER SERIE POTSDAMER SCHREBERGÄRTEN, 15-TEILIG. SAMMLUNG HASSO PLATTNER, © STAN DOUGLAS COURTESY DER KÜNSTLER, VICTORIA MIRO UND DAVID ZWIRNER

Die zeitgleichen Ausstellungen reflektieren die weite und die eingezäunte Natur sowie Stadt und Industrie im Spannungsfeld zwischen Erhalt und Erneuerung. Der Künstler Olaf Nicolai wurde eingeladen, auf diese Ausstellungen zu reagieren. Unter dem Titel Ménage de la maison (dt. Hausputz) entwickelte Nicolai eine temporäre, ortsspezifische Performance für Das Minsk Kunsthaus in Potsdam, die ab Ende Oktober mittwochs bis montags in der Mittagszeit stattfinden wird.

Im fortlaufenden Sammlungsformat Wechselspiel im Kabinett des Minsk wird in Zukunft außerdem immer wieder ein Werk der Sammlung Hasso Plattner auf ein Werk einer anderen Sammlung und ermöglicht so wiederkehrende Einblicke in den eigenen Bestand und andere Sammlungen.

DAS MINSK Kunsthaus in Potsdam, August 2022 © DAS MINSK Kunsthaus in Potsdam, Foto: Ladislav Zajac

“Aus der Gegenwart heraus reflektieren wir die Vergangenheit”, so Gründungsdirektorin Paola Malavassi, “in der Überzeugung, dass das Heutige nicht ohne das Vergangene verstanden werden kann. Die Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit von Lebenserfahrungen bilden die Grundlage unseres Programms. Dabei differenzieren wir zwischen politischen Systemen und den darin lebenden Menschen.” Seit seiner Entstehung war das Restaurant Minsk auch ein Ort für Veranstaltungen und Musik. Daran anschließend werden hier neben den Ausstellungen auch immer wieder Konzerte, Lesungen und Performances stattfinden.

Für die drei Masten vor dem Minsk hat die belarussische Künstlerin Rufina Bazlova Flaggen gestaltet, die auf ihre Kreuzstichstickereien zurückgehen. Bazlova bezieht sich in ihrer Intervention Such a Minsk inhaltlich auf die aktuelle politische Lage in Belarus. Die Zusammenarbeit mit Bazlova knüpft so an die damalige Gestaltung von architektonischen Elementen durch belarussische Künstler:innen im alten Minsk an.

DAS MINSK Kunsthaus in Potsdam, August 2022 © DAS MINSK Kunsthaus in Potsdam, Foto: Ladislav Zajac

Am Treppenaufgang des Minsk zum Brauhausberg wurde zudem das Werk Cagy Being (Käfigwesen) 3 von Ruth Wolf-Rehfeldt installiert. Die großflächige Wandarbeit wurde 1989 für eine Kindertagesstätte geplant, aber nach dem Fall der Mauer nicht mehr realisiert. Nun, dreißig Jahre später, wird diese bedeutende Arbeit, die fünf Kinder in geometrisch abstrakter Form darstellt, erstmalig umgesetzt. Die Installation kündigt die umfangreiche Retrospektive der Künstlerin Ruth Wolf-Rehfeldt mit dem Titel Nichts Neues im Minsk Anfang 2023 an. Die 1932 in Wurzen geborene Künstlerin gilt als Pionierin der Mail Art in der ehemaligen DDR, ihr Werk umfasst Typewritings, Druckgrafiken, Collagen sowie Gemälde. Nach dem Fall der Berliner Mauer hörte Wolf-Rehfeldt auf, künstlerisch zu arbeiten.

Unabhängig vom Ausstellungsbesuch sind die Cafébar, Terrasse und das Foyer des Minsk für die Öffentlichkeit zugänglich. Im Inneren des Gebäudes finden sich Reminiszenzen an das alte Minsk wie die große Wendeltreppe und der abgerundete Bartresen an Originalstelle, in neuem Gewand: Die Innengestaltung von Foyer und Bar wurde vom Architekturbüro Linearama aus Genua in Zusammenarbeit mit den Hedwig Bollhagen Werkstätten im brandenburgischen Marwitz realisiert.


Das Minsk
Wolfgang Mattheuer: Der Nachbar, der will fliegen
Stan Douglas: Potsdamer Schrebergärten
24.September 2022 – 15. Januar 2023

Das Minsk /Max-Planck-Straße 17 /14473 Potsdam
Mittwochs bis Montag 10-19 Uhr


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