Fujiko Nakaya - Nebel Leben


Fujiko Nakaya. Nebel Leben
Installationsansicht / Installation view
Haus der Kunst, 2022
Photo: Andrea Rossetti


„Nebel lässt sichtbare Dinge unsichtbar werden, während unsichtbare – wie Wind – sichtbar werden.“ Fujiko Nakaya 

Fujiko Nakaya. Nebel Leben ist die erste umfassende Werkschau von Fujiko Nakaya außerhalb Japans. Ein wahres Ausstellung Highlight des Kunstfrühlings in München. Die berühmten Nebelskulpturen der Künstlerin bestehen vollständig aus Wasser. Sie fordern traditionelle Vorstellungen von Skulptur heraus, indem sie sich je nach Temperatur, Wind und Atmosphäre in jedem Augenblick verändern. 

Nakayas immersive Nebelkunstwerke setzen sich über die traditionellen Konventionen der Bildhauerei hinwegs, indem sie temporäre, grenzenlose Transformationen erzeugen, die das Publikum mit einbeziehen und der Atmosphäre Gestalt verliehen. Schon früh beschäftigte sich Nakaya mit ökologischen Fragen und arbeitete mit Wasser und Luft – Elemente, die angesichts der Klimakrise eine besondere Bedeutung gewonnen haben. Von den frühen Gemälden der Künstlerin bis hin zu ihren Nebelskulpturen, Ein-Kanal-Videos, Installationen und Dokumentationen, die Nakayas kulturelle und soziale Bezüge aufzeigen, bietet die erlebnisorientierte Ausstellung einen umfassenden Überblick über eine der bedeutendsten Künstlerinnen Japans.

Munich Fog (Fogfall) #10865/II, die Skulptur im Außenraum an der Ostseite des Haus der Kunst, sowie Munich Fog (Wave), #10865/I sind neue, für die Ausstellung entwickelte Arbeiten. Sie sind als Performance angelegt, an denen Nebel, Raum und das Publikum teilhaben. In Nakayas Arbeit steht Wasser als skulpturales Element und Metapher für endlose zeitliche Prozesse, um materielle Realitäten und medial erzeugte Illusionen zu verknüpfen. Der interdisziplinäre Ansatz der Künstlerin zeigt sich auch in den Titeln ihrer Nebelarbeiten: Die darin angegebene Zahlenkombination bezieht sich auf die nächstgelegene Wetterstation, deren Daten die Planung der jeweiligen Installation beeinflussen.


Fujiko Nakaya. Nebel Leben
Installationsanischt / Installation view
Haus der Kunst, 2022
Photo: Andrea Rossetti

Fujiko Nakaya, Tales of Ugetsu
Yokohama Triennale 2008 © Photo: Nacasa & Partners Inc. / Fujiko Nakaya

Fujiko Nakaya. Nebel Leben
Installationsanischt / Installation view
Haus der Kunst, 2022
Photo: Andrea Rossetti

Fujiko Nakaya, Tales of Ugetsu
Yokohama Triennale 2008 © Photo: Nacasa & Partners Inc. / Fujiko Nakaya


Ein ganzer Raum des Kunsthauses lokalisiert Nakayas Schaffen in einem Multiversum historischer Ereignisse. Er ist ihrem frühen Umweltbewusstsein und der Entwicklung ihres Werkes gewidmet, das Aspekte ostasiatischer und westlicher Kunstströmungen aufgreift. Die Galerie im Obergeschoss vertieft die Kontextualisierung ihrer Arbeit und zeigt eine Auswahl pädagogischer Wissenschaftsfilme der Produktionsfirma Iwanami, die von dem Vater der Künstlerin, dem Physiker Ukichiro Nakaya, gegründet wurde. Neben frühen Gemälden und Skizzen der Künstlerin sind in diesem Raum Dokumente zu sehen, die einen Einblick in seine Forschung geben, die Fujiko Nakayas Zugang zur Welt, ihrer Materie und Mediatisierung maßgeblich beeinflusst hat.     

Nakayas Gemälde und Zeichnungen zeugen von einer Sehweise, die von wissenschaftlich exakter Beobachtung geprägt ist. Für die Künstlerin ist Beobachtung das Grundprinzip sowohl von Kunst als auch von Wissenschaft. Die Gemälde ähneln abstrakten Landschaften und verweisen auf das Interesse der Künstlerin an zyklischen Prozessen von Zerfall und der Entstehung neuen Lebens. Die gemalten Wolken und biomorphen Formen bilden dabei eine wesentliche Verbindung zu Nakayas Praxis der bewegten Bilder und ihren Nebelskulpturen.  

Die detaillierte Beobachtung von Naturphänomenen und scheinbar kleinen, alltäglichen Gesten spielt eine zentrale Rolle in ihrem Werk. Ihre Videos enthalten oft Echtzeitaufnahmen und ähneln Experimenten, die unsere Wahrnehmungsmuster in Frage stellen. Nakaya nutzte Video als Mittel einer direkteren Kommunikation durch subjektive und analytische Dokumentation. Neben ihren Videoskulpturen und –installationen führte sie verschiedene sogenannte „Kommunikationsprojekte“ durch, in denen sie sozial engagierte Gruppen interviewte und ihre Arbeit dokumentierte.

Fujiko Nakaya ist eine wahre visionäre Künstlerin, deren Arbeit nicht nur von ökologischem Bewusstsein angetrieben wird, sondern die sich auch von den etablierten Traditionen der ostasiatischen und westlichen Bildhauerei abhebt. In ihrem Werk klingt die Geschichte ihrer Zeit mit, ohne sich den Bewegungen Gutai, Mono-Ha oder den europäisch-nordamerikanischen Strömungen von Anti-Form, Process Art und Post-Minimalismus unterzuordnen. Ihr Werk lässt die Grenzen zwischen Wissenschaft, Kunst und Technologie verschwimmen, und lädt durch direkte körperliche Erfahrung dazu ein, die Beziehung von Mensch und Umwelt neu zu denken.


Fujiko Nakaya . Nebel Leben
08. April bis 31. Juli 2022

Haus der Kunst / Prinzregentenstrasse 1 /80538 München
Mittwoch bis Montag 10-20 Uhr


Zurück
Zurück

Tender — X - Thomas Scheibitz bei Walter Storms

Weiter
Weiter

Fashioning Masculinities - Über neue und alte Männlichkeit