Galerie Melike Bilir – ABRAKADABRA

Jasmin Wottke 2024


Es ist ein echtes Kunst-Paradies, dass sich einem beim Betreten der Fleetinsel in der Hamburger Neustadt erschließt. Hier, in der Admiralitätstraße reiht sich ein Kunstraum an den nächsten. Allein innerhalb eines Gebäudes findet man auf jedem Stockwerk mindestens einen davon. Und mittendrin befindet sich die Galerie Melike Bilir, gegründet von der gleichnamigen Kuratorin und Kommunikationsdesignerin.

Sie ist klein und übersichtlich, sieht sich aber als eine Art Experimentierfeld für zeitgenössische Kunst und Performance und bietet (inter-)nationalen Künstlerinnen und Künstlern Platz, sich auszuprobieren.Noch bis zum 16. März wird die Galerie Melike Bilir zum Ausstellungsraum für eine Group Show dreier Künstlerinnen und Künstler, deren Werke vielleicht nicht auf den ersten, dafür auf den zweiten ein gemeinsames Thema einnehmen.

Anton Schön BareClawsX 41×34, 2024

Betritt man die Galerie fallen einem als erstes die großen, einfarbigen Bilder an der gegenüberliegenden Wand auf – und die darunterhängenden gemalten Nummernschilder. Lucky steht dort unter anderem oder Angst. Auch wenn es erstmal nicht so wirkt und sie – so war es zumindest bei ihrer Entstehung angedacht – nicht zusammengehören, stammen beide Werke von Künstler Anton Schön. Der gebürtige Dresdner ist bekannt für seine zeitgenössische Kunst und Konzeption. Tritt man näher, wird deutlich, dass es sich bei den oberen Werken nicht um reine Farbflächen handelt. Stattdessen fallen die tiefen Kratzer auf, die Schön in die oberste Farbschicht der Bilder geritzt hat – zum Beispiel ein großes W oder ein langes X. Darunter kommt jeweils eine weitere Schicht in anderer Farbe zum Vorschein.

Doch natürlich sind es nicht allein seine Arbeiten, die aktuell in der Galerie Melike Bilir ihren Platz gefunden haben. Fashion-Designerin Jasmin Anita Wottke ist ebenfalls Teil der Group Show ABRAKDABRA und auch ihre Arbeiten unterscheiden sich maßgeblich voneinander. Da sind zum einen die mit schwarzem Garn genähten Stiche, die Wottke mit ihrer Nähmaschine auf weißem Untergrund setzte. Zum anderen stammen von ihr die mit Bleistift gemalten, floralen Zeichnungen. Sie wirken zart und fein, fast wie frisch aus dem Notizblock, und spiegeln auf diese Weise eine ganz persönliche Note wieder.

Mykyta Yevsiukov Ocean VideoStill, 2024

Die Arbeit des dritten im Bunde, dem Ukrainer Mykyta Yevsiukov, kann man auf den ersten Blick nicht sehen, dafür aber direkt wahrnehmen. Denn im Gegensatz zu Jasmin Wottke und Anton Schön produziert Yevsiukov keine Bilder, sondern Musik. Als blk ocean verwendet er mal weiche, mal harte Sprache, um seiner Kunst Ausdruck zu verleihen. Von ihm stammt auch die Inspiration für den Ausstellungstitel. Abracadabra ist ein Song, der anhand einer fiktiven Liebesgeschichte von der Wandlungskraft der eigenen Gedanken erzählt.

Die Unterschiede dieser Arbeiten lassen sich hier deutlich einfacher finden als die Gemeinsamkeiten. Doch gerade deswegen lohnt sich der zweite Blick umso mehr. Alle drei Künstlerinnen und Künstler designen auf ihre Art und Weise – Mode, Musik oder Malerei. Und sie alle arbeiten mit einer gewissen Härte oder Unwiderruflichkeit. Sei es der Stich mit der Nähmaschine, der einmal gesetzt wurde, die harte Sprache, die man zum Ausdruck der Gefühle verwendet oder den tiefen Kratzer, den man durch das eigene Bild zieht.


Abrakadabra
30. Januar – 16. März 2025

Galerie Melike Bilir | Admiralitätstraße 71 | 20459 Hamburg
Mittwoch bis Freitag 15-18 Uhr , Samstag 13-15 Uhr


Julia Mähl

Julia Mähl ist freie Journalistin und Fotografin und in den Bereichen Kunst, Theater und Stadtgeschehen zuhause. Die Wahl-Hamburgerin liebt das Schreiben – vor allem, wenn man dabei neue Dinge und Menschen kennenlernen kann. Sie hat ein Faible für gute Bars und Restaurants und ist immer bereit für das nächste Abenteuer. 

www.juliamaehl.de

Zurück
Zurück

Wenn Erwachsene wieder zu Kindern werden – Jaime Hayon in den Swarowski Kristallwelten

Weiter
Weiter

Leigh Bowery! - Die Tate zeigt mehr als seine Extravaganz