Jeppe Hein - Breathe with me
Das Leben beginnt und endet mit einem Atemzug. Dazwischen atmen und leben wir alle unterschiedlichen Leben. Und doch hält jeder Atemzug uns zusammen, verbindet uns, da wir dieselbe Luft teilen.“ Jeppe Hein
Jeppe Hein ist bekannt für seine erlebbaren, interaktiven Kunstwerke, die auf humorvolle und spielerische Weise einen unbefangenen Zugang zur Kunst offerieren. Dabei ist dem Künstler vor allem der Dialog zwischen den Menschen wichtig, der beim gemeinsamen Erleben seiner Werke entsteht und den Arbeiten eine soziale Komponente verleiht. Seine Arbeiten wollen die Betrachter überraschen, ihre Fantasie anregen und zu neuen Erfahrungen inspirieren. Installationen stellen die Zuschauer in den Mittelpunkt des Geschehens und fordern ihre Wahrnehmung zu ihrer Umgebung heraus.
Wer unsere Redaktion kennt, weiß, dass wir zu den großen Fans des Künstlers gehören. Besonders angetan sind wir immer wieder von Breathe with me und längst gehört das gemeinsame Atmen und Malen mit Jeppe Hein am Mittwochabend um 19 Uhr per Instagram zu unseren festen Wochenterminen. Doch dies ist nur ein kleiner Bestandteil eines großen Projekts, dass wir ihnen unbedingt vorstellen möchten.
Bewusstes Atmen wurde für Hein ein wichtiges Element in seinem neuen Leben, als er vor vielen Jahren einen persönlichen Zusammenbruch erlebte. Heute ermöglicht ihm der Atem, Körper und Geist in allen Lebenslagen auszubalancieren. Seine Breathing Watercolours stehen exemplarisch für diese wiedergewonnene Balance. Der Atem führt die Bewegung der Farbe auf weißem Papier, weißer Leinwand oder weißer Wand und lässt ein wiederkehrendes Muster senkrechter, blauer Pinselstriche entstehen. Jeder Pinselstrich steht für einen Atemzug. Zu Beginn ist die Farbe intensiv und kräftig, doch lässt die Deckkraft allmählich nach. Jeder Streifen steht für die Flüchtigkeit des Ein- oder Ausatmens bei vollem Bewusstsein. Auf diese Weise verkörpern die Breathing Watercolours die Flüchtigkeit des Atems sowie den bewussten Prozess von Ein- und Ausatmung.
Zunächst malte Jeppe Hein die Arbeiten allein für sich als Teil eines Aquarelltagebuchs, später als riesige Wandbilder. Seit längerem lädt er aber auch Besucherinnen und Besucher seiner Einzelausstellungen ein, ihren Atem auf die Museumswände zu malen. Hein sieht darin eine Möglichkeit, die Selbstwahrnehmung der Menschen zu stärken und sie in einen inneren Dialog mit sich selbst treten zu lassen. Indem sie ihren Atem sichtbar machen, verbinden sie sich mit ihrer Umwelt in einem gemeinsam erlebten Moment.
Die vom Publikum gemalten Atemstriche mit dem Titel Breathe with Me, visualisieren das Unsichtbare: den kollektiven Aspekt unseres Atems und das Band, das er zwischen uns knüpft. Es soll uns alle daran erinnern zusammenzuwirken, wenn wir diese Welt heute und in Zukunft miteinander teilen wollen. Denn der Akt des gemeinsamen Atmens ermöglicht eine Form der Partizipation, die zur Reflexion über sich selbst und der Umwelt anregt. Man könnte bei Breathe with Me auch von einem kollektiven Atmen für die Welt sprechen.
Als solches regen die entstehenden Kunstwerke auch zum Nachdenken über Fragen der Gesundheit, der Stärkung von Gemeinschaften und dem Klimaschutz an. So scheint es fast unausweichlich, das Jeppe Hein und ART 2030, eine Non-Profit-Organisation, auf die Idee kamen, die Kunst mit der Agenda 2030 der Vereinten Nationenzusammenzubringen. Erstmalig inszenierten sie 2019 Breathe with Me erstmalig im UN-Hauptquartier und im Central Park in New York City.
Doch kommen wir zurück vom großen Projekt zu uns selbst. Gerade in Zeiten von Lockdown und Corona hat Breathe with me unsere Redaktion noch mehr berührt. An jedem Mittwochabend lädt Jeppe Hein per Instagram Live zum gemeinsamen Atmen und Malen ein. Für uns inzwischen ein fester Termin, um uns Zeit für uns selbst zu nehmen und gleichzeitig in einer wunderbaren Gemeinschaft Gleichgesinnter einzutauchen. Das da die Idee von Breathe with me auch mal kunterbunt werden kann, können sie ganz wunderbar bei unserer Autorin Susanne Heidemann entdecken. Vielleicht sind sie, liebe Leser, beim nächsten Mal dann selbst dabei.
Wir können jedenfalls nur sagen: Lieber Jeppe Hein, danke für die wunderbare Idee und den Gedanken von Breathe with Me!