Rohkunstbau- Die Zukunft zu Gast auf Schloss Altdöbern
Der diesjährige Ausstellungstitel Zukunft–Ins Offene der 27. Ausgabe von Rohkunstbau beschreibt nicht nur eine Gemeinsamkeit der auf Schloss Altdöbern gezeigten Gemälde, Fotografien, Skulpturen und Installationen. Er verweist auch auf die zahlreichen Metamorphosen, die der südbrandenburgische Ausstellungsort in den vergangenen Jahrhunderten erlebt hat.
Das Schloss war einst Domizil des kurfürstlichen Beraters Carl Heinrich von Heineken. Als Schriftsteller, Sammler, Altdöberner Gerichtsherr und vor allem Direktor des Kupferstichkabinetts in Dresden stand er Friedrich August III, dem Sohn August des Starken, bei Kunst- und Kuriositätenkäufen zur Seite. Die Vergrößerung ästhetisch konfigurierter und repräsentativer Sammlungen war dem Lebemann also ein bekanntes Spiel.
So ließ von Heineken das Schloss aufwendig ausbauen und den dazugehörigen Garten um das Sechsfache vergrößern. Die Um- und Anbauten seit dieser Zeit haben einen uneinheitlichen wenngleich spannenden Stil-Mix hinterlassen, der bestens zum interdisziplinären und experimentellen Ansatz von Rohkunstbau passt.
In einer Zeit, in der die Menschen Körper und Geist der Selbstoptimierung unterwerfen, stellen sich die wesentlichen Fragen, wer wir sind und wohin wir gehen, gänzlich neu. Rohkunstbau reflektiert in der diesjährigen Ausstellung die Virtualisierung des Lebens, die einigen Internetkonzernen vorschwebt, und skizziert, wie diese unsere Eigenwahrnehmung und das Zusammenleben prägt.
Mit Cindy Sherman wird in Altdöbern neben 15 weiteren Künstlern eine der bekanntesten und renommiertesten Künstlerinnen der Gegenwart ausgestellt.. Die 68-jährige US-Amerikanerin wurde bekannt durch ihre Fotoserien, in denen sie sich intensiv mit sexuellen und gesellschaftlichen Rollenbildern sowie ihrem eigenen Körper auseinandersetzt.
Neben Arbeiten von Sherman begegnet man Arbeiten der Berliner Künstlerin Isa Melsheimer, darunter ein 1,20 Meter großes Walherz aus Keramik. Eine Zeitungsmeldung über einen an die Küste Neufundlands angespülten Blauwal hatte sie zu dieser Arbeit inspiriert. Dem Tier wurde das Herz entnommen und zur Plastination ins brandenburgische Guben geschickt. Die mit seinen zahlreichen Gängen an ein Gebäude erinnernde Form des Organs fasziniert die Künstlerin.
Besonders gelungen ist der Kuratorin Dr. Heike Fuhlbrügge das Zusammenspiel von Architektur und Kunst im lichtdurchfluteten Atrium des Schlosses. Acht historischen Putten aus dem Schlossgarten flankieren den Dreamer – eine Skulptur von Francesca Marti aus poliertem Aluminium. Dass der oberflächenspiegelnde Träumer auf eine ausgediente Bank gesetzt wurde, erinnert den Betrachter dabei irgendwie auch an die stetige Platzsuche von Rohkunstbau selbst.
Rohkunstbau 27 - Zukunft- Ins Offene
08. August bis 30. Oktober 2022
Schloss Altdöbern / Am Park /03229 Altdöbern
Samstag und Sonntag 12-18 Uhr