Skulpturenpark Schloss Schwante – Mehr als Kunst


Schloss Schwante Lyyn Chadwick ©Wolfgang Stahr


Kunst und Natur, die miteinander in einen Dialog gehen, verspricht ein Besuch des Skulpturenparks auf Schlossgut Schwante. Unser absoluter Kunsttipp inklusive einer kleinen Auszeit für eine entspannte Landpartie im Sommer.

Es war der Künstler Hans Arp, der in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts als einer der ersten davon sprach, Formen zu schaffen, die in der Natur aufgehen und mit ihr verschmelzen. Seinen Nachlass betreuen Loretta Würtenberger und Daniel Tümpel, die seit einigen wenigen Jahren Eigentümer dieses wunderschönen Fleckchens Erde inklusive Schlosses in Schwante sind und es scheint fast, als hätten seine Worten sie inspiriert.

Schnell war den beiden klar, dass der ursprünglich nach englischem Vorbild von Knobelsdorff angelegte Schlossgarten inklusive Streuobstwiese und seinen Spuren aus den vergangenen Jahrzehnten mit Kunst gefüllt werden muss und so zeigt der Skulpturenpark auf seiner 15 Hektar großen Fläche Außenskulpturen von national und international namhaften Künstler:innen wie Tony Cragg, Björn Dahlem, Maria Loboda, Ai Weiwei und natürlich auch Hans Arp.

Verstreut in der Weitläufigkeit des Schlossparkes, lassen inzwischen 29 Außenskulpturen den Park neu erleben. Hängematten, Liegestühle und ein Wasserrondell laden zum Verweilen ein, um Park und Kunst mit Muße zu genießen. Und ab und zu kommen auch die schlosseigenen Ponys auf einen kleinen Sprung vorbei. - Für Überraschungen und veränderte Perspektiven in Schwante ist also gesorgt.

Toshihiko Mitsuya, The Aluminum Garden-Structural Study of Plants, 2020, Aluminium. Size variable. © Toshihiko Mitsuya. image by Hanno Plate

Toshihiko Mitsuya, The Aluminum Garden-Structural Study of Plants, 2020, Aluminium. Size variable. © Toshihiko Mitsuya. image by Hanno Plate


Kiki Smith, Moon on Crutches Figure 3, 2002 © Kiki Smith, courtesy the artist and Pace Gallery, image by Hanno Plate

Kiki Smith, Moon on Crutches Figure 3, 2002 © Kiki Smith, courtesy the artist and Pace Gallery, image by Hanno Plate

SchlossSchwante Tobias Ziegler ©Wolfgang Stahl


Nils Udo Black Nest © Schloss Schwante

Zu den Skulpturen der Ausstellung gehören z.B. Echo von Carsten Nicolai, inspiriert von einem Meditationsraum, den der Künstler in Angkor Wat entdeckte und die in den Bäumen hängende Licht-Installation M-Sphären von Björn Dahlem. Toshihiko Mitsuyas hat eigens für den Schlosspark eine Art verzauberten Aluminium-Blumengarten gestaltet, der in den vergangenen Jahren stetig gewachsen ist.

Dan Grahams Glass-Pavillon rahmt die umgebende Landschaft ein, während sich die doppelgesichtige Hasenfigur Usagi Greetingder japanisch-schweizerischen Künstlerin Leiko Ikemura wie eine betende Monumental-Ikone im Schlossgarten platziert. Über dem Wasser des Sees schwebt Martin Creeds Neon-Installation Everything is going to be alright, die sich im Wasser spiegelt. 

Wer verweilt und sich der Muße hingibt, kann hier vieles, oft auch erst auf den zweiten Blick entdecken. Dazu gehört die Earth Lung von David Jacobson, die uns die Lebendigkeit von Mutter Erde im Ein- und Ausatmen erfahren lässt. Sie ist zusammen mit zwei weiteren Skulpturen eine der Neuerwerbungen, mit denen Loretta Würtenberger und Daniel Tümpel den Park beschenkt haben.

Während vor zwei Jahren die einzelnen Arbeiten noch ihren Weg nach Schwante fanden, entstehen die neuesten Arbeiten inzwischen vor Ort und gehen dafür sogar über die Grenzen des ursprünglichen Parks hinaus. Das Black Nest von Nils Udo- ein Hügel aus Erde, vulkanischem Kies, geschwärzten Robinien und schwarzen Marmoreiern, der an eine Saurier-Nest erinnert - fügt sich dezent in den Kontext des Parks ein.


Lynn Chadwick, Sitting Figures, 1989 © Lynn Chadwick, courtesy of the Estate of Lynn Chadwick and Southern & Partners, image by Hanno Plate

Lynn Chadwick, Sitting Figures, 1989 © Lynn Chadwick, courtesy of the Estate of Lynn Chadwick and Southern & Partners, image by Hanno Plate

Nadine Schemmann, Nomads, 2021© Nadine Schemmann, image by Hanno Plate

Nadine Schemmann, Nomads, 2021© Nadine Schemmann, image by Hanno Plate

Bettina Allamoda, Outdoor Wrap, 2018_2021© Bettina Allamoda, VG Bildkunst Bonn 2021, image by Hanno Plate

Bettina Allamoda, Outdoor Wrap, 2018_2021© Bettina Allamoda, VG Bildkunst Bonn 2021, image by Hanno Plate

Leiko Ikemura, Usagi Greeting, 2002_ 2021© Leiko Ikemura, courtesy the artist and KEWENIG, Berlin, VG Bildkunst Bonn 2021, image by Hanno Plate

Leiko Ikemura, Usagi Greeting, 2002_ 2021© Leiko Ikemura, courtesy the artist and KEWENIG, Berlin, VG Bildkunst Bonn 2021, image by Hanno Plate


Auch der Genuss kommt auf Schlossgut Schwante nicht zu kurz. Das Restaurant am Backsteinhaus serviert bei gutem Wetter bis weit in den Herbst hinein saisonales und regionales aus der Gartenküche. Ob Bratwurst vom Schwantener Wasserbüffel mit Wildkräutersalat und Sauerteigbrot oder Flammkuchen aus dem Steinbackofen, hier lässt sich nach dem Besuch des Skulpturenparks gut Einkehr finden. Als süßen Abschluss empfehlen wir einen der hausgebackenen Kuchen.

Auch der Hofladen ist eine Verbindung von Kultur und Genuss: In den ursprünglich von Johann Alexander Stütz gestalteten Räumen finden sich neben hausgemachten Marmeladen, Säften von den Streuobstwiesen, Schnäpsen und diversen anderen Köstlichkeiten aus kleinen Manufakturen auch Bücher und Geschenke vom Schlossgut Schwante.

Nehmen Sie sich danach noch etwas Zeit für einen Moment am See, um dann später mit einem Gefühl von Everything ist going to be alright (Martin Creed) und einem letzten Blick auf das Schloss Abschied von der kleinen Auszeit auf Schlossgut Schwante zu nehmen.

Martin Creed, Work No. 1086, EVERYTHING IS GOING TO BE ALRIGHT, 2011, courtesy Martin Creed and Hauser & Wirth. Image by Hanno Plate

Martin Creed, Work No. 1086, EVERYTHING IS GOING TO BE ALRIGHT, 2011, courtesy Martin Creed and Hauser & Wirth. Image by Hanno Plate


Skulpturenpark Schloss Schwante
Skulptur & Natur III
21. Mai bis 16. Oktober 2022

Schloss Schwante / Schlossplatz 1-3 / 16727 Oberkrämer
Freitag bis Sonntag 11-18 Uhr


Anne Harting

Chefredakteurin und Herausgeberin

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