Transformers - Meisterwerke der Sammlung Frieder Burda im Dialog mit künstlichen Wesen
So lebendig hat man ein Museum selten gesehen: Zahlreiche ikonische Meisterwerke der Sammlung Frieder Burda, zeitlose Werke aus dem reichen Kosmos der Kunstgeschichte, treffen auf künstliche Wesen, auf Avatare und Puppen, Roboter und Animatronics. In der von Udo Kittelmann kuratierten Ausstellung bewegen sich die Besucher und Besucherinnen inmitten dieser konspirativen Konstellation. Sie sind eingeladen, den Menschmaschinen Fragen zu stellen und dem Diskurs über den Wettstreit zwischen den tradierten und den zukünftigen Kunsttechniken zu folgen.
"Die Idee von Museum wird zu neuem Leben erweckt, soll radikal aufs Neue hinterfragt werden. Mit der Ausstellung von tradierten Kunstwerken und künstlichen Wesen wagen wir ein Experiment. Es ist im Grunde die konsequente Fortsetzung der Idee der Performance - mit technologischen Mitteln, mit Animatronics und humanoiden Robotern als Gäste“, so Udo Kittelmann.
Noch zu einer Zeit geschaffen, da die elektronischen Massenmedien weder technisch noch sozial eine vergleichbare Rolle spielten wie im gegenwärtigen 21. Jahrhundert, haben schon Pablo Picasso, Jackson Pollock und Gerhard Richter die traditionelle Erwartungshaltung ihrer Zeit an ein gemaltes Werk der Kunst „transformiert“. In dieser Spannung, zwischen Gestern und Heute, stellt sich die Frage, wie sich zukünftig die Vorstellung von Museum und die Rezeption von Kunst verändern wird, wenn die Kunstwerke nicht mehr statisch und museal, sondern lebendig sind.
Denn die Automatisierung des Lebens, die Transformation unserer sozialen Lebenswelten schreitet voran. Künstliche Intelligenz und ihre Prophezeiungen übernehmen die Führung und ermöglichen menschenähnliche Daseinsformen. Der Mensch forciert den Fortschritt, perfekte Wesen zu erschaffen – und steht dabei womöglich bereits an der Schwelle zu seiner eigenen Ersetzbarkeit.
Die Künstlerin Louisa Clement schafft mit ihren drei Roboterwesen, den Repräsentantinnen, eine Kopie ihrer selbst. Jordan Wolfson versetzt uns mit seiner beweglichen und maskierten Androidin der Female Figure in Staunen. Ryan Ganders computeranimierte Roboter-Maus lädt uns ein, ihr genau zuzuhören. Und Timur Si-Qins Bildreihe Transformers setzt sich mit der Natur und dem NichtMenschlichen auseinander.
Alle vier Künstler:innen stammen aus der Generation Post-Internet und begegnen nun in Baden-Baden unter anderem einem expressiven Drip Painting von Jackson Pollock, dem Bild Sieben mal Paula von Georg Baselitz oder der legendären Kerze von Gerhard Richter. Sie treten ein in ein fein gesponnenes Beziehungsgeflecht. In ihrer Biografie wie in ihren Werken unsere heutigen zunehmend datenbasierten Lebenswelten – Alptraum oder fantastischer Glaube?
Das Museum Frieder Burda wagt so mit Transformers ein Experiment und verwandelt sich in eine hybride und visionäre Versuchsanordnung. Die Ausstellung hat sich künstliche Wesen als Gäste eingeladen, um die historischen Gemälde und Skulpturen des Museums kritisch zu inspizieren. Es entstehen vormals unbekannte Erfahrungsräume. Die Fiktion: eine konspirative Dialogsituation, die den Konjunktiv des „Was-wäre-wenn“ einer radikal veränderten Zukunft durchspielt. Es kommt Leben ins Museum, wir wachsen hinein in eine neue Tech-Welt.
Transformers - Meisterwerke der Sammlung Frieder Burda im Dialog mit künstlichen Wesen
10. Dezember 2022 bis 30. April 2023
Museum Frieder Burda /
Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr