Various Others – Münchens Start in den Kunstherbst
Bis Mitte Oktober läutet zum fünften Mal die Various Others den Münchener Kunstherbst ein. 30 Ausstellungsorte, Museen und Kunstinitiaitiven sowie 19 hinzugeladene Galerien präsentieren eine Auswahl sehenswerter Ausstellungen, deren Highlights wir für Sie in unseren Empfehlungen zusammengestellt haben und die Sie auf keinen Fall verpassen sollten.
Hinter Various Others steht eine Gruppe von Kuratoren und Galeristen, die sich der Förderung der Außenwahrnehmung Münchens als Kunststandort verschrieben hat und dies ist ihnen erneut in noch bemerkenswerterer Weise gelungen. - Mit mehr Partnern und noch internationaler als in den Jahren zuvor sowie einer Bandbreite an Kunst, die die verschiedenen Sinne anspricht.
In diesem Jahr wartet Varoius Others auch mit einem neuen Format auf: Der Austausch, die Themen unserer Zeit und die Erweiterung von Netzwerken waren seit der Gründung zentrale Motive des Ausstellungsformats. Das soll ab diesem Jahr durch neue Orte der Begegnung gefördert werden. Der Various Others Social Club ist ein neues diskursives Format, welches im September und Oktober regelmäßig an verschiedenen Orten in München stattfindet und zu vielfältigen Gesprächen über Kunst, aktuellen Themen, Sinnliches und Übersinnliches einlädt.
(Un)forgiving.surprising.blessing. In Zusammenarbeit mit den Galerien LC Queisser aus Tibilisi und Sandy aus London zeigt Nir Altman drei künstlerische Positionen, deren höchst persönliche Arbeitsweisen sich auf einer poetischen Ebene hervorragend ergänzen. Emmanuel Awuni denkt Strukturen, die Machtsystemen zugrunde liegen, neu. Ausgehend von diasporischen Traditionen erforscht der in London lebende Künstler die Beziehungen zwischen nicht-hierarchischen und nicht-linearen Klängen, wie sie im Hip-Hop und Pidgin-Englisch zu finden sind. Der in Paris lebende Ndayé Kougaou kann als Künstler, Performer und Poet bezeichnet werden. Er verwebt intuitive Textfragmente und thematisiert Identität, Fragilität und Legitimität aus einem lakonischen Blickwinkel. Das aus verschiedenen Quellen gesammelte Material in den Arbeiten von Who Cha besticht durch seine Schichten. Der Ansatz des in Philadelphia lebenden Künstlers besteht in der Fragmentierung und Ordnung von Spuren, die er in komplexe Installationen transformiert.
(un)forgiving.surprising.blessing
Emmanuel Awuni, Won Cha, Ndayé Kougaou
10. September bis 30.Oktober 2022
Nir Altman / Alpenstrasse 12 / 81541 München
Mittwoch bis Freitag 12-18 Uhr; Samstag 11-16 Uhr
Anna Ehrenstein & Andrew Gilbert. Zusammen mit KOW, Berlin, zeigt Sperling eine gemeinsame Ausstellung von Anna Ehrenstein und Andrew Gilbert. Die unterschiedlichen künstlerischen Positionen sind verknüpft durch das gemeinsame Interesse an Fragen hegemonialer Strukturen und der Kontrolle post-/kolonialer Geschichtsnarrative. Anna Ehrenstein nutzt Print, Video, Installation und Skulptur, um die Überschneidungen und Divergenzen von High und Low und deren sozialökonomische und biopolitische Konstitutionen zu thematisieren. Geboren in Deutschland mit albanischen Wurzeln, bilden Realitäten und Reflexionen rund um migrationsbezogene visuelle Kulturen, diasporische Erzählungen und virtuelle Bildwelten Schwerpunkte ihrer Praxis. In seinen Papierarbeiten und großformatigen Installationen zeigt Andrew Gilbert die Wiederholung der Geschichte und die Auswirkungen des Imperialismus des 19. Jahrhunderts auf die Gegenwart.
Anna Ehrenstein & Andrew Gilbert.
10. September bis 15. Oktober 2022
Galerie Sperling / Regerplatz 9 / 81541 München
Mittwoch bis Freitag 11-18 Uhr, Samstag 11-16 Uhr
When there were more Monkeys than icosahedrons I Gabriel Rico. In seinen Skulpturen und Installationen kombiniert der mexikanische Künstler Gabriel Rico in seiner ersten Einzelausstellung in Deutschland Naturmaterialien und Industrieprodukte, die er in einen neuen Kontext zueinander setzt, um das ambivalente Verhältnis zwischen natürlicher Umwelt und vom Menschen geschaffenen Ordnungsprinzipien zu hinterfragen.
Für die Rauminstallation Polimerycene from the series -Freedom of maneuvre spannt Rico über einen am Boden liegenden Spiegel, zwischen zwei Wänden Fäden mit herabhängenden Objekten, wie einem Pferdehufeisen, Fuß eines Wildtiers und Angelköder. Unsichtbar und dennoch alle natürlichen und artifiziellen Gegenstände verbindend nutzt der Künstler die Schwerkraft, um eine Balance in der erzählerischen Komposition herzustellen. Der Kreislauf der Natur und der menschliche Eingriff durch Domestizierung wird durch eine kleine Figurengruppe noch ergänzt, die als Verweis auf die biblische Schöpfungsgeschichte gelesen werden kann.
When there were more Monkeys than icosahedrons I Gabriel Rico
09. September bis 20. Oktober 2022
Galerie Max Goelitz / Maximilianstraße 35 / 80539 München
Dienstag bis Freitag 11-19 Uhr, Samstag 11-16 Uhr
Sunnyside up. Sheila Held und Sebastian Tröger. Die Gemeinschaftsausstellung mit der Green Gallery aus Milwaukee zeigt Arbeiten von Sheila Held, die seit den 1980er Jahren Wandteppiche herstellt. Die Wandteppiche sind voll von Bildern, die sie als Versuch beschreibt, Zugang zu dem Punkt zu finden, an dem sich Magie, Wissenschaft, Religion, Kunst und Natur überschneiden. Indem sie diese Verbindung von Gegensätzen erforscht, erreichte eine neue Komplementarität in der Hoffnung, die Kluft zwischen dem Ideal und dem Praktischen zu verringern. In diesem Zusammenhang präsentiert Jo van de Leo die neuesten Gemälde von Sebastian Tröger. Seine künstlerische Arbeit zeichnet sich vor allem durch das Zusammenspiel praktischer und konzeptioneller Ansätze aus. Mit historisch kritischer Reflexion schafft er Werke, die mittels Malerei und medialer Übersetzung auf ironisch gebrochene Weise fragen nach der Gegenwart stellen.
Sunnyside up. Sheila Held und Sebastian Tröger.
10. September bis 29. Oktober 2022
Jo van de Loo / Theresienstraße 48 / 80333 München
Mittwoch bis Freitag 12-18 Uhr, Samstag 12-15 Uhr
Paula Rego. Fragmente des Körpers. Im Jahr 2013 waren in der Galerie Fred Jahn zum ersten Mal Werke von Paula Rego in einer Einzelschau in Deutschland zu sehen. Im September 2022 widmet Jahn und Jahn der portugiesisch-britischen Künstlerin nun die zweite Einzelausstellung in München. Rego wurde Anfang der 1960er Jahre für ihre politischen Collagen bekannt. Ab Mitte der 1960er Jahre widmete sie sich vorrangig der Malerei, Zeichnung und Druckgrafik und entwickelte den für sie typischen magisch-realistischen Stil mit grotesken Szenerien, die von weiblichem Bildpersonal dominiert werden. Ihre Motive und Sujets entspinnen sich um Themen wie Schwangerschaft, Altern, Missbrauch, Verrat, mentales Leiden, Aggression und Unterdrückung. Charakteristisch für Regos Frauendarstellungen ist ihre physische Präsenz. Die Zeichnung bildet die Basis des künstlerischen Schaffens von Paula Rego. Ihre mit Blei- oder Buntstiften und in kraftvollen Strichen ausgeführten Skizzen dokumentieren die Vitalität und Spontaneität des Moments der Ideenfindung.
Paula Rego. Fragmente des Körpers.
110 September bis 15. Oktober 2022
Galerie Jahn und Jahn / Baaderstraße 56 B / 80469 München
Dienstag bis Freitag 10-18 Uhr, Samstag 11-15 Uhr
Kikuo Saito. Die Galerie Rüdiger Schöttle und die James Fuentes Gallery präsentieren anlässlich der Various Others eine Soloausstellung mit Arbeiten aus dem Nachlass des in Japan geborenen amerikanischen Künstlers Kikuo Saito. Die Werke Kikuo Saitos, dessen Praxis zu Lebzeiten lange in kanonischen kunsthistorischen Diskursen übersehen wurde, sind in der Tradition der amerikanischen Farbfeldmalerei nach Helen Frankenthaler und Kenneth Noland sowie des Abstrakten Expressionismus und der Lyrischen Abstraktion verwurzelt. Maßgeblich informiert von Saitos persönlichen Erfahrungen im experimentellen Theater sowie seiner inter- und intrakulturellen Biografie, reflektieren die gestischen Werke das dialogische Verhältnis zwischen Malerei und Performanz und erforschen, wie die Malerei – ähnlich dem Theater – Aktion und Emotion verdichten kann.
Kikuo Saito
09. September bis 05. November 2022
Galerie Rüdiger Schöttle / Amalienstrasse 41/ 80799München
Dienstag bis Freitag 11-18 Uhr, Samstag 12-16 Uhr
Zanele Muholi - David Goldblatt. From South Africa. Der Espace Louis Vuitton München PRÄSEMTIERT mit From South Africa im Rahmen des Hors-les-murs-Programms der Fondation Louis Vuitton eine neue Ausstellung zu Werken von zwei südafrikanischen künstlerischen Positionen – Zanele Muholi und David Goldblatt. Die Ausstellung lotet in einer Serie von Goldblatts farbigen Landschaftsfotografien das komplexe Verhältnis der südafrikanischen Bevölkerung zu ihrem Land und Territorium, insbesondere der Rolle und Bedeutung von „Strukturen“ – so bezeichnete Goldblatt architektonische Gebilde -, im Zuge des neu formierten Nationalbewusstseins der Post Apartheid-Ära aus. In Beziehung gebracht werden Goldblatts Arbeiten mit Fotografien aus zwei Werkreihen von Zanele Muholi. Die Serie Faces and Phases besteht aus würdevollen Porträts von Schwarzen südafrikanischen Lesben sowie transgender und gendernonkonformen Personen, während Muholis Somnyama Ngonyama-Serie, in der Muholi in Selbstporträts auftritt, gängige Stereotype über Afrika und das Frausein evoziert und damit Klischees und Archetypen bezogen auf Muholis eigenes Selbstsein umkehrt und widerlegt.
Zanele Muholi - David Goldblatt. From South Africa.
09. September 2022 bis 08. Januar 2023
Espace Louis Vuitton München / Maximilianstraße 2a / München
Montag bis Freitag 12 – 19 Uhr, Samstag bis Sonntag 10 – 19 Uhr
Paula Morrison. Catalpa. Anlässlich der Various Others eröffnet die Galerie Knust Kunz eine Einzelausstellung mit Außen- und Innenskulpturen des britischen Künstlers Paul Morrison. Eine parallele Ausstellung mit aktuellen skulpturalen Arbeiten ist in der Galerie Van Horn in Düsseldorf zu sehen. In Zeiten des Klimawandels sind die Werke von Morrison aktueller den je, nicht zuletzt wegen der Konsequenten Hinwendung des Künstlers zum Bildthema Natur, aber auch weil seine Blumen und Baumszenen Bildsprachen und Stile unterschiedlicher Herkunft verbinden. Die Zartheit seiner Skulpturen täuscht oft über ihre überwältigende physische große und ihr Gewicht hinweg.
Paula Morrison. Catalpa.
09. September 2022 – 29. Januar 2023
Knust Kunst Gallery Editions / Ludwigstrasse 7 / 80539 München
Dienstag bis Freitag 11-18 Uhr, Samstag 11-15 Uhr
The Exhibition fromerly known as “trace image”. Ursprünglich war die Ausstellung von Deborah Schamoni und O-Town House als Erkundung künstlerischer Praktiken zwischen An- und Abwesenheit konzipiert, mit Werken, die Strategien der Kunstproduktion untersuchen und den begriff des Körpers durch verschiedene Abstraktionsmittel erforschen. Im Gespräch mit den ausgestellten Künstlern begann die Ausstellung dann ihre eigene Geschichte zu erzählen. Sowohl Deborah Schamoni als auch Scott Cameron Weaver betreiben ihre Ausstellungsräume von ihren Wohnorten aus. Diese sehr speziellen und intimen Umgebungen können noch unentdeckte Gespräche ermöglichen und mit einer besonderen art des Geschichtenerzählers neue Sprachen für altbewährte Banalitäten entdecken.
The Exhibition fromerly known as “trace image”
10. September bis 29. Oktober 2022
Galerie Deborah Schamoni / Mauerkircherstr. 186 / 81925 München
Mittwoch bis Freitag 12-18 Uhr, Samstag 12-16 Uhr
Various Others
bis 09. Oktober 2022