Various Others -Münchens vielfältige Kunstszene in 27 Institutionen


Britta Rettberg_2_VO23


Zum sechsten Mal findet Various Others statt – ein großartiges Format, das Künstler, Kunstschaffende und Kunstliebhaber weit über die bayerischen Grenzen hinaus zusammenbringt. Insgesamt 27 Galerien, Institutionen und Artist-Run-Spaces öffnen zusammen mit ihren insgesamt 17 internationalen Partnern zweieinhalb Wochen lang die Türen und ermöglichen den Austausch. Hinzu kommen Partys, Performances und Talks. Ein besonderes Highlight in diesem Jahr: Es ist Herbst, wir fallen – eine zentrale Ausstellung von Werken aus Münchner Privatsammlungen.

Wo anfangen? Am liebsten möchte man sich schon beim Eröffnungswochenende von Various Others vielteilen. Und dabei haben wir Münchner schon Glück, ist doch in unserer Stadt im Gegensatz zu Berlin, London oder New York nie wirklich etwas weit weg. Während Various Others sind es auch nicht die Distanzen, sondern es ist vielmehr die Auswahl, die FOMO auslöst. Die teilnehmenden Galerien und Museen sind – mehr oder weniger – in Schwabing, der Maxvorstadt und in der Stadtmitte ansässig, so dass sich auf dem Weg von Galerie A zum Museum B leicht ein Abstecher Location X einbauen lässt.

So geschehen am Eröffnungswochenende, an dem neun Institutionen auf unserer Besucherliste standen. Einzelne als Empfehlung hervorzuheben ist eine komplett subjektive Entscheidung, die sich im Laufe der nächsten Wochen mit Sicherheit um einige spannende Ausstellungen erweitern würde.


Espace Louis Vuitton München_3_VO23

Sarah Morris - As slow as possibles

Einer meiner Lieblingsorte, weil er erlaubt, wenige kuratierte Werke mit ganz viel Muße zu betrachten – und das, weil der Besuch a) kostenlos ist, b) die Location super zentral, c) die Räumlichkeiten ganz viel Ruhe ausstrahlen, d) die Auswahl der Künstler fantastisch ist und e) die Werke mehrere Monate lang gezeigt werden, ist der Espace Louis Vuitton München. Sarah Haugeneder, Mitglied des Various Others Vereinsvorstands, hat hierhin zum Gespräch und Frühstück geladen. Mehr zu Sarah Morris. As slow as possibles folgt.


Sarah Morris. As slow as possibles
bis 7.01.2024

Espace Louis Vuitton München / Maximilianstraße 2a / 80539 München


Galerie Britta Rettberg_4_VO23

Lerato Shadi - Tsela di matlapa

Britta Rettberg zeigt in ihrer Galerie neben der Videoarbeit Mabogo Dinku Werke aus der Serie River of Thoughts von Lerato Shadi. Mit ihren Schriftlinien verlässt die Südafrikanerin die Linearität von Zeit und Gedanken. In ihrer Muttersprache erzählt sie ihre Geschichten, hält aber mit der Bedeutung zurück, denn der Betrachter soll beim Anblick sein eigenes Narrativ entwickeln. Bevor das passiert, fesselt aber die Kunst ihres Schreibens, die erst auf den zweiten Blick sichtbar wird: Jede Schriftlinie ist einmal „normal“ geschrieben und ein zweites Mal rückwärts und gespiegelt. Warum sie dafür die Farbe Rot gewählt hat? Ihre Beziehung zu Rot ist kompliziert, sagt sie. Rot bedeutet Liebe, Gewalt, eine Warnung. Lerato Shadi hat es mit Blau versucht, aber: „es hat einfach nicht funktioniert“. 

 
Lerato Shadi - Tsela di matlapa
bis 21.10.2023

Britta Rettberg / Gabelsbergerstr. 51 / 80333 München


Galerie Rüdiger Schöttle_2_VO23

 Maximilian Rödel -  Radiations

Einige der in der Galerie Rüdiger Schöttle ausgestellten Werke von Maximilian Rödel tragen den Namen Prehistoric Sunset – der Künstler lässt sich aber auf das Thema Sonnenuntergang zur Interpretation seiner Werke nicht festnageln. Auch wenn die pastelligen Rosa-, Lila- und Blaufarben an die Dämmerstunden erinnern, ist die Namensgebung aber letztendlich doch nur eine Formalität. Obwohl die bis zu 250 x 220 cm großen Ölbilder auf keine bestimmte Location referieren, betrachtet man sie mit einer gewissen Sehnsucht, die nach einem anderen Ort, vielleicht auch nach einer anderen Zeit, zu verlangen scheint.

 

Maximilian Rödel -  Radiations
bis 28.10.2023

Galerie Rüdiger Schöttle / Amalienstr. 41 / 80799 München


Walter Storms Galerie_1_VO23

Shannon Finley, Aftermathematics | Pia Freis, Parapylone

Die Walter Storms Galerie vertritt den kanadischen Künstler Shannon Finley seit über zehn Jahren. Die gezeigte Kunst schlägt die Brücke von Finleys traditioneller malerischen Bildsprache zur digitalen Welt – dabei arbeitet er ohne Pinsel. Die Geometrie und Farbbrillanz wird durch Spachtel, Klebebänder und Schablonen erzielt. Die Werke der Schweizerin Pia Fries werden anlässlich von Various Others in Zusammenarbeit mit der Miles McEnery Gallery, New York, präsentiert. Die ehemalige Professorin an der Akademie der Bildenden Künste München hat eine große Leidenschaft für Metamorphosen – in ihren Werken zerlegt sie Bildinhalte und setzt sie mehrschichtig wieder zusammen. Zu ihrer Kunst kann man Pia Fries und Shannon Finley zusammen mit ihrem New Yorker Galeristen Miles McEnery am 30. September von 14 bis 17 Uhr in der Galerie befragen. Ein besonderer Effekt in den Räumlichkeiten: der schöne Lichteinfall durch die hochgelegenen Fenster der ehemaligen Garage, der den Werken noch mehr Intensität verleiht.

 

Shannon Finley, Aftermathematics | Pia Freis, Parapylone
bis 28.10.2023

Walter Storms Galerie / Schellingstr. 48 / 80799 München


Digital Art Space_3_VO23

Noch bis zum 24. (und vereinzelt darüber hinaus) finden im Rahmen der Kunstwochen zahlreiche Artist Talks und Art Chats, Screenings, (Kuratoren-)Führungen und Konzerte statt. Eine wahrscheinlich einzigartige Gelegenheit, einen neugierigen Blick in Münchner Privatsammlungen, deren Werke von Gregor Hildebrandt kuratiert wurden, sollte man in der Luisenstraße 22 wahrnehmen. Es ist Herbst, wir fallen zeigt unter anderem Werke von Matthias Bitzer, Martin Boyce, Monica Bonvicini, Sylvie Fleury, Mary Heilmann, Mathilde ter Heijne, Knut Henrik Henriksen, Alicja Kwade, Henrike Nauman, Tim Rollins & K.O.S., Kerim Seiler, Michael E. Smith, Diamond Stingily, Katja Strunz, Anna Uddenberg, Lawrence Weiner, Franz West, Issy Wood, Heimo Zobernig etc.

 

Various Others

verschiedene Locations und Programmpunkte, noch bis zum 24. September 2024 Super Late Thursday mit verlängerten Öffnungszeiten von 18-21 Uhr am 21. September 2024


Sabrina Hasenbein

Für PAJO ONE erkundet Sabrina Hasenbein ihre Heimatstadt München am liebsten durch den künstlerischen, kulturellen und kulinarischen Blickwinkel. Allerdings ist die freie Autorin auch gerne überall anders auf der Welt unterwegs - bevorzugt dort, wo sich Meer und Metropole treffen.



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