ArtView mit Katja Foos


© Stefan Armbruster


„Mit einem Strich kann man sichtbar machen, was die Menschen in sich tragen.“ - Dieser Satz begleitet mich noch viele Tage nach meinem ArtView mit Katja Foos, steckt doch so viel Wahrheit in ihm.

Auf unser gemeinsames Gespräch habe ich mich persönlich sehr gefreut. Jeder der mich kennt, weiß von meiner langjährigen Begeisterung für den markanten schwarzen Strich und die ganz eigene Handschrift in den Zeichnungen der Künstlerin, Designerin und Illustratorin Katja Foos.

In Ulm geboren und aufgewachsen, bestimmt von Anfang an die Zeichnung ihr Leben, für die ihre Eltern sie sensibilisieren. Katjas Vater ist Architekt und ihre Mutter Designerin von Stoffen und Strick. Schon hier zeigt sich die unausgesprochene Verbindung von Mode und Zeichnen, die sie zeitlebens begleiten wird.

Ihren Vater kennt Katja nicht ohne Block und Stift in der Hand. Während der Reisen in die Sommerferien erschließen sie sich gemeinsam zeichnerisch die Welt. Wo andere Familien Butterbrotpausen am Wegesrand einlegten, macht ihre Familie kleine oder größere Abstecher abseits der eigentlichen Fahrroute, um Orte, Architektur und Menschen per Stift zu erkunden. Ein unersetzlicher Schatz und die schönste Form von Reisetagebüchern entstehen.

Schon früh ist Katja Foos bewusst, dass die Linie ihre Sprache und Ausdrucksmittel ist, sie will ihre Handschrift schärfen und irgendwo in ihr ist da auch die Idee von der Mode oder einem Studium der Kunst. Als Katja die Unterlagen für die Ausbildung zur Modeillustratorin am Lette Verein in den Händen hält, steht ihr Entschluss schnell fest, nach Berlin zu gehen. Ein Sprung ins kalte Wasser und auch an die Großstadt muss sie sich erst gewöhnen.

Die Zeit am Lette Verein wird Katja Foos maßgeblich prägen. Hier lernt sie bei Professor Hartung, der in den 1930er bereits für Die Dame internationale Mode illustrierte, Ellen Jödicke und Carola Seppeler, wie man einen Strich setzt, wie man eine Emotion in eine Zeichnung bringt. Noch heute ist der Lette-Style für Katja unverkennbar. Ein Strich, dem eine Großzügigkeit inklusive Haltung eigen ist. Es geht um das Handwerk des Zeichnens und um das umfassende Erkennen einer Thematik. Das konzeptionelle Herangehen an ein Kleidungsstück bzw. eine Kollektion.

© Stefan Armbruster


© Stefan Armbruster

© Katja Foos

© Katja Foos

© Stefan Armbruster


Zeichnungen haben für Katja mit Schnelle und Intuition zu tun. Später schafft sie es mit ihren Zeichnungen immer wieder , sich und der Marke, für die sie arbeitet, neue Möglichkeiten der Kommunikation zu erschließen. Als Akteurin ist der Strich ihr Mittel, um Momente, Emotionen, Gesten sowie Stories en passant auf Papier oder Tablet festzuhalten.

Der Strich und ihre ganz eigene Handschrift öffnen ihr auch neue Welten. Zwölf Jahre prägt Katja als Head of Knitwear sowie Illustratorin den Look von Dorothee Schumacher, später setzt Sie Zeichen bei Marc Cain. In dieser Zeit zeichnet und malt sie auch, stellt ihre Werke in eigenen Ausstellungen in Berlin und Mannheim aus.

Von sich selbst sagt Katja Foos: „Ich zeichne, um zu erkennen.“ Ambivalent von schwarzer Tusche und Pinsel ist sie aber auch fasziniert von digitalen Visionen, liebt die Verbindung von Digitalem und Handwerk. Lange treibt sie bereits die Vision an, die Linie vom Analogen ins Digitale zu ziehen.


© Katja Foos

© Katja Foos


Während unseres Gesprächs fällt immer wieder der wunderbare Begriff Digital goes Emotional, der mich zunehmend begeistert. Für Katja muss das Digitale noch emotionaler und ästhetischer werden, die Welten sich smart verbinden. Ihre Vision: Die eigenen Zeichnungen und Kreationen ins 3-Dimensionale zu überführen, um sich in ihnen zu bewegen und sie erlebbar zu machen. 

Dafür ist es wichtig, die digitale Welt mit Fantasie und zu füllen. „Die Dinge sollten mehr ineinanderfließen, um die Menschen anzusprechen und Zukunftsängste zu nehmen“, so Katja Foos. Sie merken schon, bei Katja Foos dreht sich alles somewhere along the line. Was sie inspiriert, frage ich sie während unseres Gesprächs. 

„Menschen, die sich nicht einordnen lassen.“, bekomme ich als prompte Antwort. Menschen voller Kraft und Haltung wie Lee Krassner, der Ehefrau von Jackson Pollock oder Rebecca Miller, Tochter von Arthur Miller und Inge Morath, die auf vielerlei Ebenen schöpferisch tätig waren und sich wenig in bestehende Schubladen einordnen liessen.

Was Katja inspiriert, bringt sie oft mit ihren Zeichnungen zum Ausdruck. Sie tat immer, was sie tun musste und dem Ausdruck geben, was sie besonders interessierte. So verwundert es nicht, dass sie bereits 2015 begann, interessante Persönlichkeiten in Porträts festzuhalten, ihren Lebenslinien mit Zeichnungen nachzuspüren.


© Katja Foos

© Katja Foos

© Katja Foos

© Katja Foos

© Katja Foos


Inzwischen arbeitet Katja Foos wieder an Auftragporträts, besonders gerne auch hier von starken Frauen mit kraftvoller Haltung. Doch ebenso liebt sie die Herausforderung, sich mit einem sanfteren als ihrem sonst kraftvollen Strich, das Wesen eines empfindsameren Gegenübers zu erschließen, wenn es dies erfordert. „In der Zeichnung liegt immer auch ein Erkennen.“, wie Katja mir sagt. Ähnlich einer Notiz macht sie sich auch oft in Gesprächen eine Zeichnung von ihrem Gegenüber, um sich später zu erinnern. Oft wird ihr nachgesagt, dass man nach dem Betrachten eines ihres Porträts den anderen ganz anders wahrnimmt bzw. seinen Blick verändert, weil man ihn vorher nur oberflächlich wahrgenommen hat. Es gilt, sich auf sein Gegenüber einzulassen.

Für mich sind die Arbeiten von Katja Foos jedoch oft nicht nur mit Zeichnungen, sondern auch Worten verbunden. Ein leichtes Lächeln huscht über Katjas Gesicht und wieder einmal zeigt sich die Verbindung von Strich und Linie, doch dieses Mal zum Wort. Es ist die Linie Katja Foos - das, was sie ausmacht, das Leben ausmacht und gleichzeitig als einzelnes Wort ein Zeichen setzt. Sehr oft findet man die wunderbare Verbindung von Zeichnung und Schrift auf Katjas liebevoll gezeichneten Tischtüchern auf Papier. Mit Schwung und Gefühl erlebt man hier, was sie zum Ausdruck bringen möchte.

Gemeinsame Essen sind für die Illustratorin und Künstlerin eine ihrer schönsten Inspirationen. Tischdeko lenkt für sie viel zu oft vom gemeinsamen Gespräch und Erleben ab und so kam ihr schon vor vielen Jahren die Idee, den Tisch mit ihren Zeichnungen zu decken. Neben Gläsern und Tellern lassen sich kleine Tischkarten finden und oft auch schon so manch Amuse-Bouche. Von allem geht eine fantastische Wirkung aus, die Gespräche eröffnet, davon konnten sich nicht nur Gäste der Vogue bereits bei einem gemeinsamen Essen überzeugen. Freunde und Familie kommen bereits seit langem in den Genuss des wunderbar bemalten japanischen Papiergeschirrs von Katja Foos, den ihre Zeichnungen hören eben nirgendwo auf.  

© Katja Foos

© Katja Foos

© Katja Foos

© Katja Foos

Dem Ganzen ist bisher eine gewisse Vergänglichkeit inne oder man könnte auch sagen, es braucht alles Zeit, um zu reifen. Doch vielleicht hat auch bisher der richtige Produzent für die Umsetzung einer Idee gefehlt. Die wunderbaren Tischsets von Katja Foos bringen immer wieder Freude und lassen das Leben genießen. Um so mehr erfreut es mich, dass Katja das Zusammensein und Zusammenarbeiten nun mit einem handbemalten Porzellan feiert, das in Kooperation mit der französischen Keramikmeisterin Barbara Lebeouf in Strasburg entstanden ist. Das Porzellan wird aufwendig mit der Hand gefertigt, jedes Teil hat seine ganz individuelle Struktur und besticht durch seine Haptik, die an Papier erinnert. Mit schwarzer Tusche, Leichtigkeit und Chuzpe bestechen ausdrucksstarke Porträts in der ganz eigenen Handschrift von Katja Foos auf zarten Tellern, doch dazu an anderer Stelle mehr.

© Katja Foos

Es ist nur eines der Projekte, an denen Katja gerade arbeitet. Aber eigentlich ist das auch wieder der falsche Ausdruck, denn eigentlich visualisiert sie nur, wie bereits geschrieben, was bereits in ihr ist. Dazu gehören auch ihre neuen Malkarten, die wir Ihnen besonders ans Herz legen möchten. Vielleicht sind sie es, die für mich besonders zum Ausdruck bringen, was für mich die Person Katja Foos ausmacht- Die Liebe bis ins Detail, um Menschen mit ihren Zeichnungen zu berühren und das nicht einfach nur in einem einmaligen Prozess. Sie sind nicht nur ein schönes Geschenk an jemand anderen, sondern auch an sich selbst, denn die Malkarten mit unterschiedlichen Motiven werden mit viel Liebe für den Adressaten von Katja Foos auf den Weg gebracht. Mit einer von ihr handgeschriebene Karte, persönlich verpackt und per Post verschickt und damit nichts verknickt, dient die verstärkende Wellpappe gleichzeitig als recyclebarer Rahmen, der aufgestellt oder aufgehängt werden kann.

© Katja Foos

Können Sie sich eigentlich daran erinnern, wann Sie zuletzt einen handgeschriebenen Brief erhalten haben? Katja hat schon immer kleine Karten und Briefe geschrieben, gezeichnet, gemalt und mit diesen kleinen Schlüsseln die Türen zu Menschen und Möglichkeiten geöffnet.

Ein Strich ist nie umsonst, auch wenn er auf den ersten Blick nicht der Richtige zu scheinen scheint. Doch es ist stets eine Faszination, dass unser Auge ihn immer wieder für uns findet. Perfektion gibt es nicht, und damit zieht Katja Foos wieder einen Bogen zur schwungvollen Linie. Doch kommen wir nach einem Ausflug zu ihren aktuellen Projekten wieder zurück zu ihren Inspirationsquellen.

Die Fondation Beyeler. Katja Foos weiß nicht immer, welche aktuelle Ausstellung gerade in der Fondation läuft. Doch darum geht es gar nicht, denn Katja liebt Kunst, ebenso wie das in die Landschaft eingebettete Gebäude. Neben der Atmosphäre begeistert sie die hochklassig gemachte Kuration des Hauses. Gerade erst hat sie die aktuelle Ausstellung Close Up! absolut begeistert. Kunst von Frauen, darunter Ikonen wie Elisabeth Peyton, Mary Cassatt oder Alice Neel.

Gerne erinnert sie sich auch an die Sammlungspräsentation des Hauses. Picasso, Bacon, Bonnard - milliardenschwer in einem Raum miteinander vereint, so dass es einem den Atem raubt, wie mir Katja Foos berichtet. Kunst bereichert ihr Leben und das aller Menschen, wie sie findet, und sollte vielmehr in unserem Leben verwurzelt sein- nicht elitär und abgehoben, wie man es so oft erlebt. Auf der Suche nach Inspiration kann sie Horizonte öffnen und dazu anregen, Dinge mit Fantasie und Kreativität neu zu betrachten. Kunst empfindet Katja Foos als Schlüssel, der uns Türen öffnet. Denken wir nur an Louise Bourgeois und ihre Spinnen. Aus welcher Intuition hat sie sie geformt? Wie ist die Idee zu den Skulpturen entstanden. Warum? – Fragen, denen nachzugehen Katja Foos äußerst spannend findet.

© Katja Foos

Inspirierend sind für Katja Foos aber auch große Metropolen wie Shanghai, New York oder das knapp zwei Stunden entfernte Paris. Sie liebt es, die Menschen auf den Straßen, die Frauen in den Cafés zu beobachten und schnell zu skizzieren.

Auch Berlin ist immer eine Inspiration. Zum einen der Menschen und Freunde wegen, zum anderen die Architektur. Katja liebt die Neue Nationalgalerie, die Potsdamer Straße, Konzerte in der Philharmonie und Spaziergänge an der Siegessäule oder im Tiergarten. Dazu mag sie die Überlagerung von Erlebtem und neu Gestaltetem. Die Vorfreude auf die Reisen ist immer groß, doch nach drei Tagen in der Großstadt freut sich Katja bereits wieder auf Ihre Heimat. 

Sie liebt die Ruhe des Schwarzwalds und mit Blick auf die Rheinebene und Straßburg fühlt sie sich wie in einer Vorstadt von Paris. Während Ihrer Tätigkeit für internationale Unternehmen war Katja berufsbedingt viel unterwegs, doch sie brauchte auch stets den Rückzug in ihre Heimat. Die Natur hat sie stets geerdet. Mit Blick auf die weite Rheinebene, in Katjas Fantasie das ferne Meer, kann sie sich hier ganz auf ihre künstlerischen Arbeiten fokussieren. 

Vor zwei Jahren begann Katja Foos mit ihrer von den Tannen des Schwarzwaldes inspirierten Love Tree-Serie. Schon damals begeisterte mich, wie sie sich mit Pinsel, Tusche und einer riesigen Leinwand in die Natur zurückzog und dank ihrer unkonventionellen Herangehensweise die schönsten Zeichnungen entstanden. Inzwischen erobern die Black Xmas Love Trees in jedem Jahr erneut die Herzen. Gestaltet mit einer Attitude, dass einem das Herz aufgeht! Katja Foos liebt es, Emotionen aufs Papier zu bringen, die dann mit der Emotion des Betrachters eine neue Geschichte erzählen. Hinzu kommt eine große Neugier, stets Neues auszuprobieren.

Was Katja Foos sonst noch inspiriert, frage ich Sie? Das Meer, vor allem die Nordsee und die Nordfriesischen Inseln im Winter. „Kennst du es, wenn sich ein Ort anfühlt, als wärst du schon immer dort gewesen?“, fragt sie mich. Hier scheint der Horizont unendlich und die Weite des Himmels gibt viel Raum für Katjas Phantasie. Wie eine übergroße Leinwand, auf der viele Tusche-Linien und Zeichnungen Platz haben. - und ganz somewhere along the line kommen wir wieder zurück zu ihren Zeichnungen.

Danke, liebe Katja, für das wunderschöne Gespräch, deine Inspiration und wunderschönen Zeichnungen! 


© Katja Foos

© Katja Foos

© Katja Foos


Katja Foos

www.katjafoos.de
Instagram @katjafoo


Anne Harting

Chefredakteurin und Herausgeberin

Zurück
Zurück

ArtView mit Johanna Dumet

Weiter
Weiter

ArtView mit Gregor Törzs