ArtView mit Nadine Dinter


© Porträt Nadine Dinter, Berlin 2020, Foto: Steven Kohlstock

© Porträt Nadine Dinter, Berlin 2020, Foto: Steven Kohlstock


Es freut mich besonders, für unser erstes ArtView, wie wir es nennen möchten, die Berliner PR-Beraterin Nadine Dinter zu treffen. Es ist das erste Interview einer Reihe, in der wir Ihnen zukünftig regelmäßig Orte, Momente und Inspirationen vorstellen möchten, die Künstler, Kuratoren und Galeristen persönlich mit Kunst und Emotionen verbinden. Wir freuen uns schon jetzt darauf, was Kunst alles sein kann.- Eine Farbe, ein Duft, eine Ausstellung, ein Bild oder eine persönliche Erinnerung…

Doch richten wir dafür den Blick auf unsere Gesprächspartnerin: Wer sich in Deutschland für Fotografie, große Fotografen und aktuelle Ausstellungen in diesem Bereich interessiert, stößt unweigerlich irgendwann auf Nadine Dinter oder ihre gleichnamige Agentur. Für mich eine der erfolgreichsten in diesem Bereich. Wir beide kennen uns bereits seit einigen Jahren und ich behaupte, dass uns seitdem neben unserer beruflichen Zusammenarbeit auch eine enge Freundschaft verbindet, für die ich sehr dankbar bin.

Nadine Dinter PR ist auf Pressearbeit, PR-Beratung und Art Administration spezialisiert. Ihr thematischer Schwerpunkt ist die Fotografie. Nadine hat ihre Karriere zwar ganz klassisch im Marketing eines Berliner Pharma-Unternehmen begonnen, jedoch galt der Kunst und vor allem der Fotografie schon immer ihre große Leidenschaft. 

Durch eigene Fotografie-Projekte und Ausstellungen reifte nach ihrer ersten Ausbildung der Wunsch, in der Kunstwelt tätig zu werden. Dabei dachte sie zunächst an eine eigene Galerie, als sie zunächst PR in Berlin und anschließend in New York Art Administration an der NYU studierte. Durch vermehrte Expertengespräche verfeinerte sie ihre Vision und ihr Weg nahm einen anderen Lauf. 

Zurück in Berlin und nach Stationen als Leitung der Galerie Asperger und Kunstmanagerin bei Alexander Ochs Berlin/Beijing vereinte Nadine dann ihre Kompetenzen in den Bereichen Fotografie, PR und Kunstmanagement und gründete 2006 ihre eigene PR-Agentur. Einer ihrer wichtigsten und längsten Kunden ist heute die Helmut Newton Stiftung

© Porträt Nadine Dinter, Berlin 2020, Foto: Steven Kohlstock

© Porträt Nadine Dinter, Berlin 2020, Foto: Steven Kohlstock

Aber auch die Fotogalerie Bene Taschen in Köln oder der European Month of Photography, kurz EMOP Berlin zählen zu ihren Referenzen. Ebenso Fotokünstler wie Greg Gorman, Roger Ballen, Vincent Peters, Katja Flint oder Till Brönner. Gerade startet im Übrigen eine neue, von ihr initiierte Kooperation zwischen DJ Hell und Jonathan Meese, weitere spannende Interviews für L'Œil de la Photographie sind geplant.

Was ich besonders an Nadine schätze, ist ihr Respekt und ihre Achtung für ihr Gegenüber wie ihre Arbeit auf allerhöchstem Niveau. Vielleicht ist es eben jener Respekt vor dem Schaffen anderer, der für mich den Reiz und das Geheimnis ihrer Person ausmacht und Grundlage für ihr dichtes und hochkarätiges Netzwerk ist.

Gerade erst wurde die PR-Strategin wegen ihres besonderen Engagements und Arbeit innerhalb und außerhalb der deutschen Fotoszene zum Mitglied der etablierten Deutschen Gesellschaft für Photographie ernannt, wozu wir ihr herzlich gratulieren. Visionen werden belohnt!

Hinter der Agentur-Inhaberin liegen arbeitsreiche Wochen. Vor kurzem ist der EMOP Berlin 2020 mit über 500 Fotografen an 100 Orten erfolgreich zu Ende gegangen, die Ausstellungen Eros & Photography + René Groebli: Farbzauberer in der CHAUSSEE 36 haben ihre Türen geöffnet und Helmut Newton hatte seinen 100. Geburtstag. Gefeiert werden konnte nicht wie geplant; die große Newton Retrospektive in der Helmut Newton Stiftung wurde aus diesen Gründen auf das kommende Jahr verlegt. Eröffnet wurde dafür America 1970s / 1980s , mit Werken von Newton sowie Sheila Metzner, Joel Meyerowitz und Evelyn Hofer.

© Wunderkammer, Nadine Dinter Photography

© Wunderkammer, Nadine Dinter Photography

Der Terminplan von Nadine Dinter ist noch immer randvoll und ich freue mich daher ganz besonders, dass sie sich dennoch Zeit genommen hat, uns zu verraten, welche Orte und Kunst sie inspirieren. Treffpunkt für unsere Gespräch ist die am 31. Oktober, dem 100. Geburtstag Newtons, eröffnete Outdoor-Ausstellung HELMUT NEWTON ONE HUNDRED am Kraftwerk in der Köpenicker Straße. Auf einer 85m langen Fotowand präsentierte die Helmut Newton Stiftung 29 Motive aus allen Schaffensperioden Newtons sowie 8 Zitate des Fotografen.

Nadine liebt den Dialog von Newtons Werk mit dem aktuellen Zeitgeist und einer jungen Generation, die nicht mehr mit seinem Werk aufgewachsen ist. Das ist eine Herausforderung nicht nur für die PR, sondern den Gesamtauftritt der Helmut Newton Stiftung. Dies fordert, aber lässt auch so in direkter Zusammenarbeit mit Matthias Harder außergewöhnliche Projekte wie HELMUT NEWTON ONE HUNDRED entstehen. 

Wer Nadine Dinter länger kennt, weiß, dass es hinter der Fassade der “Clean Woman” auch eine Gegenseite gibt. Sie hat ein Faible für Kuriositäten und charmante Dinge vergangener Jahrhunderte. Rund um ihre Sammlung von extravaganten Düften hat sie eine kleine "Wunderkammer" angelegt, in die man auf ihrem Instagram Account immer wieder kleine Einblicke erhält. Umso gespannter sind wir auf die Kunstmomente und die Kunst, die Nadine inspirieren …


© Lobbyansicht der Helmut Newton Foundation Berlin, Copyright Stefan Müller.

© Lobbyansicht der Helmut Newton Foundation Berlin, Copyright Stefan Müller.

Helmut Newton Stiftung. Seit sie denken kann, war Nadine Dinter ein großer Fan von Helmut Newton. Als seine Stiftung im Sommer 2004 eröffnet wurde, entstand hier eine Pilgerstätte für eingefleischte Fans seines Werks, aber auch für Liebhaber der anspruchsvollen Mode-, Portrait- und Aktfotografie. Die Stiftung ist Nadine Dinters längster Kunde; sie spricht von einem wahrgewordenem Traum. 

© The KaDeWe Group

© The KaDeWe Group

KaDeWe. Nadine Dinter, aufgewachsen im Berliner Norden liebt ihre Heimatstadt und insbesondere den „Alten Westen“. Dazu gehört auch das KaDeWe und seine berühmten Fensterdekorationen. Nadine spricht von den „Panoramen der Fenster“ eines sich immer wieder neu erfindenden Traditionshauses, die Kunst, Mode und Design zugleich vereinen. Kunst und Luxus müssen für sie nicht nur zum Kaufen animieren, sondern können auch gerne ein „Eye-Candy“ sein. Ein Input beim Vorbeigehen, auf den man sich unbedingt einlassen sollte.

© Rocket+Basil Copyright Becca+Crawford

© Rocket+Basil Copyright Becca+Crawford

Rocket & Basil. Das kleine Restaurant, direkt an einer Ecke Lützowstraße/Potsdamer Straße gelegen, ist ein Garant für ein ausgeklügeltes Gaumenerlebnis und die Anregung der Geschmackssinne, einer weiteren Form von Kunst. Was zunächst wie kleines hippes Bistro wirkt, wird durch die Zusammensetzung der Karte mit persischen Einflüssen und die ausgefeilte Mission der beiden Schwestern und Inhaberinnen Sophie und Xenia zu einem besonderen Erlebnis.

© Arne Janssen

© Arne Janssen

Friedhöfe am Mehringdamm. Historische Friedhöfe, wie die fünf Kirchhöfe, und Fotografie gehören für Nadine Dinter unweigerlich zusammen, denn in diesem Sujet fusste ihre eigene Fotografie. Hier wurde und wird sie oft selbst zur Fotografin. Die alten Skulpturen sind für sie ein kunstvoller Umgang mit einem oft schwierigen Material und zeugen von einer fühlbaren Realitätsnähe. Hinzu kommt eine fast mythische Verbindung der verschiedenen Welten, gleichzeitig sind sie auch eine Art von Wunderkammer. 

© Nadine Dinter Photography

© Nadine Dinter Photography

Gotische Bibliothek. Friedrich Wilhelm II. ließ den Bau am Neuen See in Potsdam einst nach einem Entwurf von Carl Gotthard Langhans erbauen. Das untere Stockwerk beherbergte damals französische, das obere deutsche Literatur.Den kleinen Turmpavillon entdeckte Nadine Dinter auf einem privaten Ausflug Anfang der 2000er. Für sie nicht nur ein persönlicher Lieblingsort, sondern auch Kulisse zahlreicher privater Shootings.

© Atl OBLIQUE ScentedCandes Overview

© Atl OBLIQUE ScentedCandes Overview

Atelier Oblique. Duft ist Kunst und Inspiration in einem, besonders deutlich spürt man dies bei den Nischendüften und Duftkerzen von Designer Mario Lombardo. Für Nadine Dinters kuratierte Ausstellung Corpus Delicti  (2018) hatte Lombardo nicht nur den Duft zur Ausstellung gestellt, sondern im Rahmen eines „Scented Talks“ über seinen Werdegang als Parfumeur, die Inspirationen und die Entwicklung seiner Marke gesprochen. 

© Nadine Dinter Photography

© Nadine Dinter Photography

Hand mit Uhr. Welcher Berliner kennt sie nicht - die Skulptur von Joachim Schmettau im Hansaviertel. Das Kunstwerk steht seit 1975 an der Ecke Altonaer Straße/Lessingstraße und ist eines der ersten verinnerlichten Kunstobjekte von Nadine Dinter und Ort persönlicher Kindheitserinnerungen. Internationale Bekanntheit erlangte die Hand mit Uhr übrigens 1983 als Kulisse für das Video zum Song Everything Counts von Depeche Mode

Hansa Viertel. Bleiben wir noch vor Ort. Das von namhaften Architekten wie Egon Eiermann, Walter Gropius, Arne Jacobsen und Max Taut entworfene Viertel erlebt gerade eine Art „Renaissance“ und wird zur neuen In-Location angesagter internationaler Magazine. Nadine Dinter ließ sich hier erst vor kurzem von Fotograf Steven Kohlstock porträtieren. Beide waren begeistert von der Aura der Architektur und die besondere Atmosphäre, in die man hier ähnlich einer Zeitreise abtauchen kann.

© Chaussee 36

© Chaussee 36

CHAUSSEE 36. Spätestens seit dem Relaunch im Herbst 2019 ein echter Insidertipp. Zurzeit eröffnet Behind Desire die neue Ausstellungsreihe Eros & Photography in der Chaussee 36 und weckt das Bewusstsein für die vielseitige, zum Teil komplexe Bedeutung der Erotik. Was macht die Erotik so besonders? Kuratorin Mathilde Leroy hat dafür eine Auswahl unterschiedlichster künstlerischer Blickwinkel zusammengetragen und spielt bewusst mit den ersten Erwartungen des Betrachters. Must See!


Nadine Dinter PR / Fasanenstraße 70 / 10719 Berlin
www.dinter-pr.de


Anne Harting

Chefredakteurin und Herausgeberin

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ArtView mit Rebecca Raue