Peter Lindbergh Untold Stories - Wahre Schönheit kommt von Innen


Peter Lindbergh, London, May 2016, © Stefan Rappo

Peter Lindbergh, London, May 2016, © Stefan Rappo


Peter Lindbergh, deutscher Fotograf und Filmemacher, finalisierte kurz vor seinem Tod, im September 2019, seine erste selbst kuratierte Werkschau namens Untold Stories. Hierfür stellte er, frei von jeglichen Vorgaben, 140 Werke seiner vier Jahrzehnte umfassenden Karriere zusammen. Diese Ausstellung gibt uns somit einen einzigartigen Einblick in seine kreative Gedankenwelt, lädt uns dazu ein den Künstler auch nach seinem Tod noch von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. 

Im Zuge der Ausstellung erschien im Frühjahr diesen Jahres das Buch Peter Lindbergh. Untold Stories im Taschen Verlag. Gezeigt werden hier eben jene von Lindbergh selbst ausgewählten Fotografien, die seine gleichnamige Werkschau zieren. Bekannt war Lindbergh vor allem für seine charismatischen schwarz-weiß Fotografien. Kaum ein anderer konnte die Geschichten hinter den Gesichtern so offenlegen wie er. Es ist, als würden die Fotografien zu einem sprechen, wenn man nur lange genug hinsieht. 

Ob Lachfalten, fliegende Haare, ein verschmitztes Grinsen, der ernste Blick - der Modefotograf Lindbergh fing Persönlichkeiten ein, nicht nur Momente. Seine Auftragsarbeiten für bekannte Magazine verkauften nicht (nur) die Kleider auf den Bildern, vielmehr verkauften sie ein künstlerisches Gesamtwerk. 

Peter Lindbergh hatte eine eigene Definition von Schönheit. In einer Branche, die gnadenlos mit der Erfindung von Photoshop begann die Modelle zu einem unerreichbaren Schönheitsideal zu formen, schwamm er gegen den Strom. Er suchte nach dem Charakter hinter dem objektiv schönen Gesichtern, er bahnte sich den Weg durch die verschiedenen Schichten der Persönlichkeiten, bis er deren Seele durch seine Linse offenlegen konnte. Hierbei halfen auch sicherlich seine fast schon familiären Beziehungen, die er über die Jahrzehnte zu vielen seiner Modelle pflegte. 


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Tatsächlich sind zahlreiche seiner bekannten Werke ohne ein detailliertes, durchdachtes Konzept entstanden. Lindbergh bevorzugte es, sich spontan auf die Momente am Set einzulassen und dann am Ende aus den Tausenden von Bildern, die er teilweise machte, diejenigen auszuwählen, die am Besten in seine Vision passten.

Die 320 Seiten von Peter Lindbergh. Untold Stories sind gefüllt mit Lindberghs Geschichten, mit bekannten Bildern, aber auch mit bisher unveröffentlichten Werken. Wir sehen selbstverständlich Modefotografien, bekannte Persönlichkeiten, Schauspieler, aber vor allem sehen wir den Künstler. Nicht vor der Kamera, aber wir bekommen Einblicke in seine Prozesse und wir erleben seine Werke ganz neu, aus einer von ihm selbst gewählten Perspektive. 


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Peter Lindbergh, Felix Krämer, Wim Wenders
Peter Lindbergh. Untold Stories

© Peter Lindbergh, Paris


Ann-Catherine Wegener

Ann-Catherine Wegener verstärkt unsere PAJO ONE Redaktion als leidenschaftliche Autorin. Als ausgebildete Medienkauffrau bei Axel Springer schreibt sie besonders gerne über Kunst, Innenarchitektur, Mode und Politik. Neben Ausstellungen zieht es sie regelmäßig in kleine Buchhandlungen, wo sie Stunden über Stunden verbringt - am liebsten auch mit Freunden.

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