Grace Weaver – Feinsinnige Selbstreflexion


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Auf die wunderbaren Arbeiten der amerikanischen Künstlerin Grace Weaver, sind wir bereits vor einigen Jahren in der Berliner Galerie Soy Capitán in Kreuzberg aufmerksam geworden. Die noch sehr junge, aber bereits jetzt schwer angesagte Künstlerin, widmet sich in ihren Bildern vornehmlich dem Befinden ihrer Generation. Treffsicher, süß und so überspitzt, dass es zu einer Konfrontation mit dem Betrachter kommen muss.

Mit Grace Waever ist nun die erste Monografie der US-Amerikanerin erschienen. Mit einem besonderen gestalterischen Twist folgt der Buchaufbau dem Verlauf der Zeit vom Tagesanbruch bis in die tiefe Nacht. Dass diese Publikation so persönlich und spannend geworden ist wie ein Atelierbesuch, ist sowohl den beigefügten Faksimile-Skizzen als auch den eindringlichen Schwarz-Weiß-Fotografien von Eric Degenhardt zu verdanken, die uns am Entstehungsprozess der Werke teilhaben lassen.

Weaver haucht der figürlichen Malerei im 21. Jahrhundert gefühlt neues Leben ein. Ihre Bilder treffen uns ganz unmittelbar mit riesigen Figuren, strahlender Farbigkeit und vertrauten Motiven. Sie sind voller Gegenwart, anmutig, sexy, nachdenklich und amüsiert. Es ist eine Malerei der subtilen Gesten, Posen und Blicke. 


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Situative Alltagsbeobachtungen treffen auf feinsinnige Selbstreflexion, klare Zeichnung verbindet sich mit schwelgerischer Farbigkeit. Die Hauptfiguren können dabei beobachtet werden, wie sie sich der Selbstfürsorge hingeben oder Freizeitaktivitäten nachgehen wie Stylen, Shoppen, Sport treiben oder einfach nur absorbiert sind von ihren Smartphones. Dabei scheinen sich Weavers junge Protagonisten stets zu fragen, wer sie überhaupt sind oder sein wollen.

Ihre starke Wirkung beziehen die Bilder aus der Fähigkeit der Künstlerin, alltägliche nachvollziehbare Szenen durch einfache Formen und in einer klaren visuellen Sprache zu erzeugen. Dafür hat sich Weaver ausgiebig mit der Kunstgeschichte auseinandergesetzt und lässt verschiedenste Bildsprachen verschmelzen: von Matisse über Alex Katz, bis hin zu Pieter Bruegel. 

Das Zwischenmenschliche und -räumliche, das Miteinander stehen im Fokus jedes einzelnen Bildes: Ob die junge Protagonistin beim Grübeln über den romantischen Partner ertappt wird oder sich bewusst eine neue Identität stylt – Waevers Werke nehmen stets eine weibliche Perspektive ein und lassen uns die Welt durch ihre Augen sehen.


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Grace Weaver: O.K. / Little Sister


Hrsg. Amelie Deiss


 

Anne Harting

Chefredakteurin und Herausgeberin

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