Helmut Newton - A Gun for Hire


Helmut Newton - Yves Saint Laurent, Autumn/Winter 1991-92, Paris


Helmut Newton gilt als eine der größten Legenden der Modefotografie. Er hat die Grenzen dessen, was ein Modefoto ausmacht, erweitert und das Gefühl der Dramatik in jeder Aufnahme so sehr gesteigert, dass viele seiner Fotos wie Film-Noir-Stills aussehen.

Kompositorisch und stilistisch unterschied er dabei nicht zwischen der Arbeit für Zeitschriften und den Aufträgen von Werbekunden. Selbstironisch nannte er sich in einem Interview mit der Newsweek „A Gun for Hire“ („Auftragskiller“). So heißt auch ein Buch June Newtons, dass anlässlich der Ausstellung Helmut Newton. Brands neu aufgelegt wurde und eine Auswahl von Newtons Auftrags- und Modefotografien vereint.

„Die fotografische Arbeit mancher Menschen ist Kunst. Meine nicht. Wenn meine Fotos zufällig in einer Galerie oder einem Museum ausgestellt werden, soll es mir recht sein. Aber das ist nicht der Grund, warum ich sie mache.“, so Newton.

Die Zusammenarbeit mit Modefirmen jenseits des Editorials begann in Newtons Werk bereits recht früh; von 1962 bis 1970 arbeitete er beispielsweise für Nino-Moden aus Nordhorn, das damals größte deutsche Textil-Unternehmen, oder 1968 für den Londoner Biba-Katalog. So inszenierte Newton jahrzehntelang Alltags- und Luxusprodukte und wurde mittels seiner visuellen Umsetzungen und deren Veröffentlichungen zum Verbindungsglied zwischen den Produzenten und Konsumenten.

Der Fotoband zeigt neben Newtons Anfängen als Modefotograf auch einen Ausschnitt seiner Arbeiten für die Modemarken Thierry Mugler, Blumarine, Villeroy & Boch, Coco Chanel, Yves Saint Laurent, Versace und Absolut Vodka mit Kirsten McMenamy sowie seine letzten redaktionellen Fotos für Vogue Italy und American Vogue.

Newtons Bildgeschichten waren universell verständlich, konnten also problemlos in unterschiedlichen, nationalen Magazinen des gleichen Verlages veröffentlicht werden, gleichgültig ob als Editorial oder als Werbung. Von vielen seiner Auftraggeber mit einer Carte blanche ausgestattet, musste er sich nicht an dem mitunter eng gesteckten Regelwerk des Editorials orientieren. So wurde seine angewandte kommerzielle Fotografie zu einem der wichtigsten Aspekte seines Schaffens, ganz ohne die ihm typische Bildaura zu verlieren.

Ergänzt wird das Tablebook um wunderbare Statements von June Newton, Pierre Bergé, Tom Ford, Josephine Hart und Anna Wintour.


Helmut Newton, June Newton, Matthias Harder
Helmut Newton. A Gun for Hire

Taschen Verlag
50 Euro


Anne Harting

Chefredakteurin und Herausgeberin

Zurück
Zurück

Coolness - Die lässige Eleganz der Freiheit

Weiter
Weiter

Gerhard Richter - Abstraktion