Kusama. Eine Graphic Novel - Elisa Macellari Liebeserklärung an eine Ausnahmekünstlerin
Für die Illustratorin Elisa Macellari ist Yayoi Kusama Obsession, Liebe und Kunst. Ich muss zugeben, so schön und doch eindringlich wie in ihrem Buch Kusama. Eine Graphic Novel hat es kaum jemand geschafft, Kusamas Geschichte bisher zu erzählen und das auch in einer Form, die jüngere Leser anspricht. Ein Buch für die ganze Familie und alle, die auf leichte und inspirierende Weise mehr über die japanische Ausnahmekünstlerin erfahren möchten.
Elisa Macellari ist eine thai-italienische Illustratorin, zu ihren Kunden gehören die New York Times, Feltrinelli und Nobrow Press. 2011 sah sie in Madrid erstmalig eine Werk Yahoi Kusamas als Teil einer größeren Retrospektive im Museo Reina. Seitdem wird sie vom Werk Kusamas magisch angezogen und beschreibt ihre Erstbegegnung wie das unvermittelte Stolpern über einen Stein, der einen dann in eine andere Richtung führt.
Nun hat sie mit Kusama. Eine Graphic Novel eine grafisch illustrierte Biografie der Queen of Polka Dots gestaltet, die uns ihren unglaublichen Lebensweg verfolgen lässt: Von ihrem mutigen Aufbruch aus Japan als junge Künstlerin Anfang des 20. Jahrhunderts, von ihrer Begeisterung für die lebendige New Yorker Kunstszene in den 1970er Jahren, ihrer Rückkehr nach Hause und ihrem Aufstieg zum international gefeierten Star der Kunstszene im 21. Jahrhunderts.
Die mittlerweile über 90jährige japanische Künstlerin Yayoi Kusama hat ihr komplettes Leben der Kunst gewidmet und mit ihren Happenings und Fluxus-Installationen die Kunstwelt bereichert, und nicht zuletzt auch als weibliche Künstlerin in einer Männerdomäne ihren feministischen Standpunkt vertreten. Für Kusamas Leiden empfindet Macellari tiefes Mitgefühl und bringt ihr Erstaunen darüber, wie Kusama ihre psychischen Störungen in eine Art Selbstherapie verwandelt, mit ihren wunderbaren leisen Zeichnungen zum Ausdruck.
Mit ihrer ruhigen Zweidimensionalität nähert sich die Illustratorin der japanischen Ästhetik und spürt in Kusamas künstlerische Biografie hinein. So gewinnt einer oft erzählten Story ganz neue Seiten ab. Plötzlich werden da Verbindungen zwischen Yayoi Kusamas unendlichen Strukturen und den endlos sich wiederholenden abstrakten japanischen Mustern sichtbar.
Yayoi Kusamas berühmte Künstlerfreunde wie Andy Warhol und Donald Judd kommen zwar ebenso vor wie ihre bösartige Mutter, aber es geht Elisa Macellari nie um die sensationellen Eckpunkte einer außergewöhnlichen Biografie, sondern um ein Begreifen von der ästhetischen Seite her. Genau diese Ausgewogenheit und der ganz eigene Stil Macellaris machen das Buch empfehlenswert.
Kusama. A Graphic Novel
Elisa Macellari
Laurence King Verlag
18 Euro