Lobmeyr – Tradition der Erneuerung
„Lobmeyr ist mehr als Glas in höchster Qualität. Es ist eine seit fast 200 Jahren reifende Weltanschauung, die sich von der Bürde und Würde großer Tradition immer wieder experimentell zu befreien weiß.“, so Christoph Thun-Hohenstein, Generaldirektor des MAK Wien.
Man könnte es aber auch so ausdrücken: Das MOMA in New York sammelt sie, Alain Ducasse serviert sie, die besten Designer entwerfen sie und Menschen in aller Welt schätzen sie täglich: Gläser der Wiener Manufaktur J. & L. Lobmeyr üben universelle Faszination aus. Luster aus Lobmeyr-Produktion statten den privaten Wohnraum aus, aber auch Opernhäuser, Botschaften und Paläste.
Die Wiener Manufaktur ist weltweit ein Begriff in Sachen Glasgestaltung. Wer in Wien ist, sollte unbedingt die Gelegenheit nutzen, im Stammhaus an der Kärtner Straße vorbeizuschauen. Obwohl das vielleicht auch das falsche Wort ist, denn für Lobmeyr sollte man sich Zeit nehmen. Hier schlägt das Herz des Unternehmens, gibt einen Blick frei auf die großartigen Entwürfe der Manufaktur bis in die jüngste Zeit. Und wenn man vielleicht Glück hat, kommt man in den Genuss einer Führung durch die Inhaberfamilie.
1823 gegründet, avancierte J. & L. Lobmeyr schnell zum k. u. k. Hoflieferanten und wird heute in sechster Generation von Andreas, Leonid und Johannes Rath erfolgreich geführt. Auch wenn jede Generation einen anderen Zugang zur Herstellung und Verarbeitung von Glas hatte, so hatten sie doch alle etwas gemeinsam: Die Liebe zum Material sowie den emotionalen Bezug zu den außergewöhnlichen Produkten ihrer Werkstätten.
Die Gestalter von Lobmeyr-Glas sind Maler, Architekten oder Designer. Um die Jahrhundertwende waren es Josef Hoffmann oder Adolf Loos, heute sind es Stefan Sagmeister, Ted Muehling, Gregor Eichinger, Tomàs Alonso, Marco Dessí, Bodo Sperlein und andere. „Wir bekommen regelmäßig Anfragen von Entwerfern aus aller Welt oder treten mit ihnen in Kontakt“, erzählt Leonid Rath bei unserem Besuch.
1856 stellt Ludwig Lobmeyr mit seinem Trinkservice No.4 ein verblüffend schlichtes Design vor, das sich noch heute in Designbibeln findet. 1864 ist er Mitgründer des heutigen Museums für angewandte Kunst. 1883 entwickelte er mit Thomas Edison die ersten elektrischen Kristallluster für die Wiener Hofburg und sorgte damit für eine Sensation.
1962 wurde dann mit dem Starburst-Luster für die Metropolitan Opera in New York der wohl bekannteste Lusterentwurf des 20. Jahrhunderts geschaffen. Höhepunkt in den siebziger Jahren war die Ausstattung der großen Moscheen in Mekka und Medina, in jüngerer Zeit folgten u. a. Aufträge aus Hotellerie und Gastronomie wie Königshäusern. Die jüngste Generation setzt auf die intensive Zusammenarbeit mit Designern der jungen Generation.
Durch die umfangreiche Geschichte des Hauses lässt es sich im Geschäft in der Kärtner Straße wandeln, die Feinheit des Lobmeyr Glases sprichwörtlich erspüren. Spätestens jetzt ist man ihm erlegen. In diesem Jahr feiert das Haus seinen 200. Jubiläum, weshalb das Firmenarchivs im Obergeschoss nochmal überarbeitet wird, um so jedem Entwurf und der Geschichte seinen Raum zu geben. Eines wird dabei einmal mehr sichtbar werden: Die Liebe zum Material, der emotionale Bezug zum Produkt und der Einsatz persönlicher Energie bestimmen seit jeher die Identität und Arbeitsweise von Lobmeyr, bei der jede Generation in diesem Sinne ihre Spuren hinterlässt
Lobmeyr
J. & J. Lobmeyr / Kärtner Straße 26 / 1010 Wien
Montag bis Samstag 10-18 Uhr