Kusama und die #GedankenToGo
Remember your visions when you were a child. Erinnere Dich an Deine Visionen, als Du ein Kind warst.
Das kommt mir jedes mal wieder in den Sinn, wenn ich alte Fotos von mir sehe. So ging’s mir auch bei diesem Bild, dass ich in einem meiner alten Fotoalben gefunden habe, die meine Mutter liebevoll zusammengestellt & gestaltet hat - in einer Zeit vor iCloud, Photobook & Co.
Dieses Foto entstand, glaube ich, als ich mal wieder aus den verlassenen Gärten von Gegenüber aufgetaucht bin und sicher hat’s mein Vater gemacht, der wahrscheinlich auf der Suche nach mir war. Ich habe es geliebt - wie unschwer zu erkennen ist - mich zu verkleiden. Genommen wurde, was die Verkleidungskiste so hergab. In diesem Fall ‚nen alter Petticoat-Unterrock meiner Mutter (das ich mich daran so gut erinnern kann ist eine andere Geschichte - doch ich habe ihn ihr richtig abgerungen) und das BaumKostüm von meinem sagenhaften Grundschulauftritt in Peterchens Mondfahrt (auch ‚ne andere Geschichte). Korb in die Hand und ab ging es in die Gärten und andere Welten, die ich mir mit viel Phantasie, Kreativität + noch mehr Selbstgesprächen - immer wieder neu erschuf. Und darin für Stunden versunken bin. Oft ganz alleine, doch machmal auch mit Freund:innen, die genauso viel Spaß daran hatten. Es waren für mich Welten, in denen alles möglich war. Hütten und Lagerplätze gebaut und immer wieder neue Abenteuer erlebt wurden. Sichere Welten, in denen ich mich richtig wohl und leicht gefühlt habe - weit weg von der Realität, wie Schule, Schularbeiten, Zimmer aufräumen & Co., was mich - und sicher nicht nur mich - erwartete, wenn ich wieder nach Hause musste.
Heute würde ich sagen, diese Spiele waren eine wunderbare Tankstelle für meine Seele, die mich kraftvoll immer wieder mit mir selber verbunden hat und mir dabei half, die Realität - auch wenn sie manchmal echte linke Haken zu bieten hatte - einigermaßen gut nehmen zu können. Schön, dass mich ein altes Foto manchmal wieder dahin zurückbringt und mich kurz daran erinnert, was auch heute noch immer möglich ist, an einen sicheren Ort, an meine Kraft und die Leichtigkeit.
Und ich glaube, das ist es auch, was mich an der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama so fasziniert, die gerade mit ihrer großen und beeindruckenden Retrospektive im Berliner Gropiusbau, zu sehen ist. (Könnt ihr hier auf Pajo One lesen.)
Kusama wandelt seit ihrer Kindheit, auf ihre Weise durch diese anderen Welten, in dem jeder Punkt immer einen Teil vom Ganzen ist. Und sie macht darin Themen - die oft auch nicht leicht sind - und Erlebnisse sichtbar, transformiert sie in ihren Malereien, Installationen und Skulpturen durch kraftvolle Formen & Farben, verleiht ihnen Leichtigkeit und lädt uns auf diese Spielwiese ein, um sie sich mal aus der Nähe anzuschauen. Gemeinsam mit ihr können wir in dieser Ausstellung auf die Reise in ihre Welten der Unendlichkeit gehen. Das habe ich mir, ehrlich gesagt, schon immer mal gewünscht. Seit ich klein bin. Auf geht’s.