Thierry Mugler Couturissime - Mehr ist Mehr


Alan Strutt, Yasmin Le Bon, Palladium, London, 1997 Evening Standard Magazine, Oktober 1997 Outfit: Thierry Mugler, Kollektion La Chimère, Robe »La Chimère«, Haute Couture Herbst/Winter 1997–1998Foto: © Alan Strutt

Alan Strutt, Yasmin Le Bon, Palladium, London, 1997 Evening Standard Magazine, Oktober 1997
Outfit: Thierry Mugler, Kollektion La Chimère, Robe »La Chimère«, Haute Couture Herbst/Winter 1997–1998Foto: © Alan Strutt


Die Kunsthalle München präsentiert erstmals in Deutschland eine Ausstellung über den französischen Modeschöpfer Thierry Mugler. Mit Couturissime ist der Superlativ im Titel sogleich ganz im Sinne des Protagonisten. Für diskrete Raffinesse war Thierry Mugler nie zu haben und die Schau beweist es einmal mehr.

Die spektakulär inszenierte Retrospektive stellt das facettenreiche Werk des visionären Couturiers, Regisseurs, Fotografen und Parfümeurs vor. Sie versammelt mehr als 150 zwischen 1977 und 2014 entstandene Haute-Couture- und Prêt-à-porter-Outfits, Bühnenkostüme und Accessoires, Videos, Fotografien und Entwurfszeichnungen. Etwa 100 Werke berühmter Modefotografen von Helmut Newton bis David LaChapelle, die Muglers Kreationen in Szene gesetzt haben, runden die Ausstellung ab.

Mugler, geboren 1948, wuchs in Straßburg auf, begann mit 14 Jahren eine Ausbildung als Balletttänzer und studierte Kostümdesign. Aufgrund seiner ausgeprägten Kreativität bevorzugte er es, schon in jungen Jahren seine eigene Kleidung zu gestalten. Nach seinem Umzug nach Paris, gründete er 1974 das Modeunternehmen Thierry Mugler und revolutionierte die Mode, indem er den fließenden Bohemien-Looks der Hippie-Zeit futuristische und komplex konstruierte Schnitte sowie skulpturale oder elegante körperbetonte Silhouetten entgegensetzte.


Patrice Stable Outfit: Thierry Mugler, Kollektion Les Insectes, Haute Couture Frühjahr/Sommer 1997 Foto: © Patrice Stable

Patrice Stable Outfit: Thierry Mugler, Kollektion Les Insectes, Haute Couture Frühjahr/Sommer 1997
Foto: © Patrice Stable

Dominique Issermann, Jerry Hall Outfit: Thierry Mugler, Kollektion Les Insectes, Haute Couture Frühjahr/Sommer 1997 Foto: © Dominique Issermann

Dominique Issermann, Jerry Hall Outfit: Thierry Mugler, Kollektion Les Insectes, Haute Couture Frühjahr/Sommer 1997 Foto: © Dominique Issermann


Einzigartige Opulenz. Dies schien Muglers Motto zu sein. Was mit Herrenmode begann, entwickelte sich zu Haute Couture ohne Grenzen und hochpreisiger Prêt-a-porter. Mugler liebte es mit Materialien zu experimentieren. Glas, Vinyl, Latex, aber auch Chrom und Pailletten, halfen ihm seine Visionen zu manifestieren. Der futuristische Designer, innovativ, wie kaum ein anderer zu der damaligen Zeit, schaffte es, dass die Pariser Mode in den 80er Jahren wieder konkurrenzfähig wurde. Künstler, darunter bekannte Sänger wie David Bowie, George Michael und Lady Gaga, liebten seine Kreationen.

Eine besonders wichtige Rolle spielte Mugler bei der Neudefinition des Frauenbildes. Seine Mode war ausdrucksstark, wild, sexy, anders. Mugler präsentierte ein futuristisches, machtvolles Frauenbild. Frauen, die sich wohlfühlen in ihrem Körper, ihn gerne zeigen, keine Scham fühlen. Frauen, die sich nicht scheuen, die Blicke anderer auf sich zu ziehen, im Mittelpunkt zu stehen. Dafür überzeichnete er die weibliche Silhouette. 

Thierry Mugler suchte sich seine Inspiration überall. Animalische Motive aus der Tierwelt, Ausschnitte der modernen Technik oder das alte Hollywood flossen in seine gewagten Outfits mit ein. Besonders dramatisch inszenierte er seine Modenschauen. Diese ganz eigene Form der Kunst involvierte bewusst eingesetzte Lichter, Nebel und natürlich seine aufwendige Haute-Couture. Seine Modenschauen waren keine normalen Veranstaltungen, sie waren ein Erlebnis. Seiner Entwürfe gelten nach wie vor als Inspiration für Jungdesigner.  

Überall auf der Welt gewann der Designer Mitarbeiter für die Umsetzung seiner fantastischen Ideen – darunter Autolackierer und Lederhandwerker, Drucktechniker und Fotografen, Wissenschaftler und Künstler. Charakteristisch für seine Mode ist eine raffinierte Mischung von Hoch- und Populärkultur, in der veredelte Haute Couture und Drag-Show-Drama zusammentreffen.

Die Retrospektive widmet sich Muglers Schaffensaspekten in insgesamt acht Akten, initiiert und produziert vom Montreal Museum of Fine Arts in Kooperation mit der Maison Mugler

Muglers Welt drehte sich stets um Fantasien. Aber ab der Jahrtausendwende hat für Mugler die Mode ihren Sinn für Humor verloren, denn es gibt eine feine Linie zwischen Kreativität und Ausbeutung. „Ich bin oft der Visionär gewesen, der seiner Zeit voraus war…“, so Mugler selbst, bevor er als Designer zurücktrat. Dank der aktuellen Ausstellung dürfen wir noch einmal zurückschauen.


Thierry Mugler Courturissime
bis 28. Februar 2021

Kunsthalle München / Theatinerstrasse 8 /80335 München
Täglich 10-20 Uhr


Ann-Catherine Wegener

Ann-Catherine Wegener verstärkt unsere PAJO ONE Redaktion als leidenschaftliche Autorin. Als ausgebildete Medienkauffrau bei Axel Springer schreibt sie besonders gerne über Kunst, Innenarchitektur, Mode und Politik. Neben Ausstellungen zieht es sie regelmäßig in kleine Buchhandlungen, wo sie Stunden über Stunden verbringt - am liebsten auch mit Freunden.

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