Peter Lindbergh - Schwarz-Weiß Geschichten eines Revolutionärs
Der Name Peter Lindbergh ist Programm. Selbst die Laien der Fotografieszene kennen seine Werke - aber haben wir schon alles gesehen? Peter Lindbergh, deutscher Fotograf und Filmemacher, finalisierte seine erste selbst kuratierte Werkschau Untold Stories unmittelbar vor seinem Tod im September 2019. Ganze zwei Jahre arbeitete er an der Ausstellung, die Arbeiten aus den frühen 1980er Jahren bis in die Gegenwart präsentiert.
Die Ausstellung ist Lindberghs persönliches Statement zu seinem Werk. „Als ich meine Fotos das erste Mal an der Wand im Ausstellungsmodell gesehen habe, habe ich mich erschreckt, aber auch positiv. Es war überwältigend, auf diese Art vor Augen geführt zu bekommen, wer ich bin,“ so Lindbergh im Juni 2019 in einem Interview, das für den Ausstellungskatalog geführt wurde.
Geboren 1944 unter dem Namen Peter Brodbeck, wuchs Lindbergh in Duisburg auf und zog 1978 nach Paris, wo der Modefotograf zunächst primär für verschiedene internationale Ausgaben der Vogue arbeitete. Lindbergh machte sich in der Szene schnell einen Namen mit seinen ausdrucksstarken, schwarz-weiß Fotografien, die wenig später auch in weiteren Magazinen wie The New Yorker oder Vanity Fair erschienen.
Aufgrund seiner spürbaren Passion für die Arbeit und seiner vier Jahrzehnte umfassende Karriere, fand Lindbergh eine zweite Familie in der Kreativbranche. Seine Fotografien für Magazincovers verhalfen Models wie Cindy Crawford zu Weltruhm, seine Werke galten als der Grundstein für die Ära der Supermodels. Zusätzlich lichtete er zahllose, berühmte Persönlichkeiten der Musik- und Filmszene ab. Hierzu zählten Künstler wie Madonna, Mick Jagger oder Jeanne Moreau.
Als Meister der Bildsprache, verstand es Peter Lindbergh, seinen Werken das Geschichtenerzählen zu überlassen. Als bekennender Gegner des Retuschierens bis zur vermeintlichen Perfektion, lag der Fokus für ihn auf dem Menschen, auf der Offenlegung authentischer Persönlichkeiten. - Nicht auf der Kommerzialisierung von Gesichtern. Objektive Schönheit war nie das Ziel seines Werkes, vielmehr wollte Lindbergh die Schönheit, die in den Unvollkommenheiten seiner Modelle liegt, hervorheben.
In der Ausstellung Untold Stories sehen wir nun zum ersten Mal jedoch nicht nur die Menschen vor der Kamera, sondern kommen auch Lindbergh selbst ein wenig näher. Frei von sämtlichen Vorgaben kreierte er seine erste Werkschau und lädt uns ein seine Visionen zu verstehen, seine Perspektive zu teilen - auch wenn er selbst nicht mehr hier ist, um uns durch die Räumlichkeiten zu führen. Umso mehr muss man sich darauf einlassen, diese bisher nicht erzählten Geschichten für sich selbst zu entdecken. Im Zweifel mehrmals, denn das ist es, was Peter Lindberghs Werke auszeichnet: Sie sind nicht nur zeitlos, sie hören auch nie auf zu uns zu sprechen.
Zur Ausstellung ist bei TASCHEN der Bildband Peter Lindbergh. Untold Stories erschienen.. Mehr dazu >>> hier.
Peter Lindbergh: Untold Stories
20. Juni - 01. November 2020
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg / Steintorplatz / 20099 Hamburg
Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr