I HOPE - Chiharu Shiota in der Galerie König


Chiharu Shiota I hope..., 2021 Installation: rope, paper, steel KÖNIG GALERIE, Berlin, Germany Photo by Sunhi Mang © VG Bild-Kunst, Bonn, 2021 and the artist

Chiharu Shiota
I hope..., 2021
Installation: rope, paper, steel
KÖNIG GALERIE, Berlin, Germany
Photo by Sunhi Mang
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2021 and the artist


Für ihre Ausstellung I HOPE lud die in Berlin lebende japanische Künstlerin Chiharu Shiota Besucher der Galerie König sowie Menschen in aller Welt zum Mitmachen ein und bat sie, auf einem roten Blatt ihre Hoffnungen für die Zukunft festzuhalten und somit Teil der Performance zu werden. 

Die Resonanz war überwältigend und wir dürfen es bereits verraten: I HOPE ist grandios und berührend zugleich geworden. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Tage schnell vergehen, bis die Installationen von den Besuchern im realen Leben erlebt werden darf. Bis dahin macht ein 3D- Rundgang durch die Ausstellung auf der Website der Galerie König Lust auf mehr.

Chiharu Shiotas Markenzeichen sind Wollfäden, mit denen sie Botschaften in ihre Installationen und Performances als Objekte der Erinnerung einspinnt und den Besucher umhüllt. In I HOPE sind nun mehr als 7.000 rote Briefe mit Hoffnungen für die Zukunft eingewebt und schweben durch das ehemalige Kirchenschiff von St. Agnes.


Chiharu Shiota I hope..., 2021 Installation: rope, paper, steel KÖNIG GALERIE, Berlin, Germany Photo by Sunhi Mang © VG Bild-Kunst, Bonn, 2021 and the artist

Chiharu Shiota
I hope..., 2021
Installation: rope, paper, steel
KÖNIG GALERIE, Berlin, Germany
Photo by Sunhi Mang
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2021 and the artist

Chiharu Shiota I hope..., 2021 Installation: rope, paper, steel KÖNIG GALERIE, Berlin, Germany Photo by Sunhi Mang © VG Bild-Kunst, Bonn, 2021 and the artist

Chiharu Shiota
I hope..., 2021
Installation: rope, paper, steel
KÖNIG GALERIE, Berlin, Germany
Photo by Sunhi Mang
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2021 and the artist


Denn: Hoffnung bringt uns einander näher. Seit März des vergangenen Jahres hat sich die Welt verändert, ebenso das Leben der Menschen und ihre Beziehungen. Mit I HOPE möchte Chiharu Shiota uns nun wieder zusammenbringen, denn unsere Gesellschaft wurde durch Hoffnung aufgebaut und entwickelt. Hoffnung ist eine Eigenschaft, die nur für Menschen gilt. Trotz Impfungen liegt noch immer ein unsicherer Weg vor uns.

In Chiharu Shiotas Installationen sind Boote oft ein Symbol für einen unsicheren Weg, den man fortsetzen muss. In St. Agneswerden sie nun aber zu Hoffnungsträgern. Es liegt in der Architektur des Bootes, sich vorwärts zu bewegen, während es von einer Kraft bewegt wird, die viel mächtiger ist als es selbst. Gegenüber früheren Installationen sind die Boote in I HOPE transparente Körper und stehen auf keinem festen Grund mehr. 

Vielmehr ist der Bug eines Schiffes ins Senkrechte gekippt. So, als hebe es zu einer langen Reise ins Unbekannte ab. Andere Schiffe sind bereits dem noch die Erde berührenden vorausgeeilt. Die Gegenwart erweist sich hier als Übergang zu einer noch unbestimmten, doch leichteren Zukunft.

Die Hoffnungen der Menschen, oft liebevoll gestaltet und berührend, hat Shiota an rote Fäden geheftet. Diesmal bilden diese allerdings keine spinnenartigen Labyrinthe. Wie Kordeln baumeln sie geradlinig von der 7 Meter hohen Decke in Richtung Boden. Auch hier wird deutlich, dass die Vorstellungswelt der Künstlerin, die eine individuelle Mythologie entwickelt, die mit den diversen Weltkulturen korrespondiert, die engen Grenzen des Bewusstseins transzendiert und sich ins Kosmische vorwagt. 


Chiharu Shiota I hope..., 2021 Installation: rope, paper, steel KÖNIG GALERIE, Berlin, Germany Photo by Sunhi Mang © VG Bild-Kunst, Bonn, 2021 and the artist

Chiharu Shiota
I hope..., 2021
Installation: rope, paper, steel
KÖNIG GALERIE, Berlin, Germany
Photo by Sunhi Mang
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2021 and the artist


So verlegt die begnadete Künstlerin mit Kilometren von roten Fäden, die an Blutgefäße und damit an deren Kreislauf erinnern, das unsichtbare Innere des Menschen nach außen ins Sichtbare. Darüber hinaus dienen die Fäden der Vernetzung der Briefe. Das Prinzip Hoffnung hat hier wider den undurchsichtigen Zeiten, in die wir durch die Pandemie von jetzt auf gleich katapultiert wurden, das Sagen.

Mehr noch:  Dadurch, dass Menschen, stellvertretend für alle Länder und Kulturen, an dem Werk partizipieren, ist das Werk nicht mehr das eines Einzelnen, sondern eines temporären Weltkollektivs unterschiedlicher Individuen. Es ist, als liege der hinter all ihrem Tun verborgene Sinn der Kunst der Wunsch nach einer Weltgemeinschaft zugrunde, die sich mehr durch Gemeinsamkeiten als durch Unterschiede auszeichnet. Alles in allem lässt sich Chiharu Shiota als Existentialistin aus dem offenen Geist der Poesie bezeichnen.

Shiota mag die Idee, dass das alte Kirchenschiff von St. Agnes voller Botschaften und Hoffnungen ist. Falls Sie ihre Hoffnung noch Teil der Ausstellung werden lassen möchten, erhalten Sie die kleinen roten Briefe von Chiharu Shiota mit dem vorgedruckten I hope… in der Galerie König.

Inspirieren ließ sich die Künstlerin übrigens dafür von einem Grundschullehrbuch, in dem eine Seite begann, mit: „Lieber Lehrer, ich möchte es Ihnen sagen ...“ . Dieser Satz half ihr, ihre Gefühle leichter in Worten auszudrücken.


Chiharu Shiota. I HOPE 
13.Januar bis 28. Februar 2021

Galerie König / Alexandrinenstraße 118–121 / 10969 Berlin

Anne Harting

Chefredakteurin und Herausgeberin

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