Jerry Berndts Beautiful America - Ein gespaltenes Land
Der amerikanische Wahlkampf und die Zukunft Amerikas bewegen gerade die gesamte Welt. Ums so aktueller scheint deshalb die aktuelle Ausstellung Jerry Berndt - Beautiful America im Haus der Photographie. Zeigt die Ausstellung doch auf, dass sich die Zeiten geändert haben, allerdings nicht die Probleme Amerikas.
Der amerikanische Fotograf Jerry Berndt dokumentierte die Zeit zwischen den 1960er- und 1980er-Jahren in Amerika wie kein anderer Fotograf. Indem er Fotojournalismus mit Dokumentations- und Straßenfotografie kombinierte, gelang es ihm, über eine Spanne von dreißig Jahren einen einzigartigen Blick auf die soziale Verfassung Amerikas zu werfen.
Berndt portraitierte ein gespaltenes Land. Politische, gesellschaftsverändernde Bewegungen, wie die Bürgerrechtsbewegung oder der Vietnam Krieg, spielen eine tragende Rolle in seinen Werken. Er fing den Zeitgeist mit seiner Kamera, hielt ihn fest und gab ihm eine besondere Bedeutung durch sein eigenes politisches Engagement.
Amerika hat sich seit der Entstehung dieser Fotografien gewandelt, die Gesellschaft ist nicht mehr dieselbe, die neuen Generationen haben Fortschritt mit sich gebracht - jedoch sind die meisten der dargestellten Konflikte bis heute nicht vollständig gelöst. Hierzu gehören, in diesem Jahr besonders medial präsent, Rassismus und Polizeigewalt. Letzterem wurde Brandt sogar selbst einmal, während einer Demonstration der Bürgerrechtsbewegung, zum Opfer.
Jedoch haben die Werke des Fotografen nicht nur einen politischen Charakter. So finden sich in der Serie auch Stillleben, die den Alltag in der Großstadt zeigen. Als Kulisse dienten die Städte Detroit und Boston im Nordwesten der USA, zwischen denen Jerry Berndt hin und her tourte. Gerade in Detroit entstanden viele der Fotos aus Beautiful America. Von einem "schönen Amerika" sieht man darin aber nicht viel.
Jerry Berndt’s Fotografien fokussierten sich auf Ghettos, die Mittel- und Arbeiterklasse. Dementsprechend zeigt er uns eine Welt, die im starken Kontrast zu dem Umfeld des aktuellen amerikanischen Präsidenten steht. Gerade im Kontext mit der anstehenden Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten, bekommen seine Bilder noch einmal eine ganz neue Bedeutung und regen zum Nachdenken an: Wird diese Nation jemals wirklich vereint sein?
Parallel zu Jerry Berndt präsentiert das Haus der Photographie eine Ausstellung des US-amerikanischen Fotografen Matt Black. Für sein Projekt American Geography reiste dieser über 100.000 Meilen durch 46 US-Bundestaaten, darunter Kalifornien, Oregon, Louisiana, Tennessee und New York. Auf diesen Road Trips besuchte Black Gemeinden, deren Armutsquote über 20 Prozent liegt und die wie auf einer Landkarte miteinander verbunden werden können.
78 Exponate dieser Reisen bilden den Fokus der von Ingo Taubhorn zusammen mit dem Fotografen kuratierten Ausstellung, die als weltweite Premiere bis 3. Januar 2021 in den HamburgerDeichtorhallen präsentiert wird
Jerry Berndt. Beautiful America
25. September 2020 bis 28. Februar 2021
Haus der Photography / Deichtorstraße 1-2 / 20095 Hamburg
Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr