Masculinities – Von der Entdeckung der Männlichkeit
Mit der aktuellen Ausstellung Masculinities: Liberation through Photography ist der Gropius Bau zu einem Schauplatz wahrer Männlichkeit avanciert und zeigt, wie widersprüchlich und komplex Männlichkeit ist.. Die Gruppenausstellung mit mehr als 300 Arbeiten von 50 internationalen Künstlern ist eine Art fotografische und filmische Untersuchung, eine Ergebnisoffenbarung des Männlichen seit den 60er Jahren.
In einer Zeit, in der sich klassische Männlichkeitsbilder in der Krise befinden und Begriffe wie „toxische“ und „fragile“ Männlichkeit gesellschaftliche Diskurse prägen, bieten über 300 Arbeiten von 50 internationalen Künstlern, darunter Laurie Anderson, Richard Avedon, Robert Mapplethorpe und Wolfgang Tillmans aber auch viele unbekanntere Künstler ein Panorama der filmischen und fotografischen Auseinandersetzung mit dem Maskulinen in all seiner Widersprüchlichkeit und Komplexität.
Die Auseinandersetzung mit dem männlichen Archetyp und dessen Rolle in verschiedenen Kulturen und Umgebungen sind elementare Bestandteile von Masculinities. Die Kuration von Alona Pardo nimmt dabei Bezug auf große Themenschwerpunkte wie Macht, Patriarchat, Rasse und Klasse, queere Identität sowie die eigene Sexualität.
Da gibt es die Archetypen: Muskeln, Cowboys, Soldaten. Ein ölverschmierter Typ mit nacktem, sehnig-muskulösem Oberkörper und Reifen in der Hand schau mit verlangendem Blick in die Kamera von Herb Ritts. Genauso begegnen wir aber auch einem weinenden Mann von Bas Jan Ader oder einem jungen Football-Spieler, der ohne Helm aussieht wie ein zerbrechliches Kind.
Das Wechselspiel zwischen herkömmlicher „Männlicher Ordnung“, wie ein Bereich der Ausstellung heißt, und der Dekonstruktion von Rollenzuschreibungen ist nicht etwa deshalb so spannend, weil der Gedanke so neu wäre, sondern weil die Bildauswahl den Betrachter während des gesamten Ausstellungsrundganges besticht und überzeugt.
Doch was wäre eine Ausstellung über die Männlichkeit ohne den Blick der Frauen? Die kürzlich verstorbene Künstlerin Marianne Wex veranschaulicht 1977 die Ungleichheit der Geschlechter in einer Serie zu Körperhaltungen und Sitzpositionen von Männern und Frauen, die Rückschlüsse über Herrschaft und Unterordnung erlauben. Sie markiert den Beginn der Frauenemanzipation, die den männlichen Blick verkehrt.
Die Gender-Frage wird dagegen zum Teil sehr stark, teilweise amüsant, aber auch sehr feministisch durch Künstlerinnen wie Laurie Anderson und Annette Messager relativiert. Ähnliches geschieht durch die Künstler auch bei der Beleuchtung des schwarzen Körpers. Insgesamt lässt die Ausstellung erkennen, dass es zum Thema Männlichkeit noch vieles zu entdecken und zu erforschen gibt.
Masculinities. Liberation through Photography
Online
Gropius Bau / Niderkirchnerstraße 7 / 10963 Berlin