Monet.Orte - ein neuer Coup der Superlative


© Claude Monet , Getreideschober , 1890, Sammlung Hasso Plattner

© Claude Monet , Getreideschober , 1890, Sammlung Hasso Plattner


Man kann es nicht anders ausdrücken: Dem Barberini ist ein erneuter Coup der Superlative gelungen. Die Ausstellung Monet. Orte. ist eine der umfangreichsten Retrospektiven, die dem Künstler jemals an einem deutschen Museum gewidmet wurde. Anhand von über 100 Gemälden, von denen allein 43 dem Barberini Stifter und Museumsgründer Hasso Plattner gehören, spürt die Ausstellung  den Orten nach, aus denen Monet Inspiration bezog – von Paris und den Seine-Dörfern bis zu Reisezielen wie London oder Venedig.

Der Ort war für Monet von entscheidender Bedeutung. Hier traf das von Wetter, Jahres- und Tageszeiten abhängige Licht auf die Landschaft. Hier ging er dem flüchtigen Spiel atmosphärischer Phänomene nach – dem, was zwischen ihm und dem Motiv lag. Dabei machte er es sich nicht einfach: Immer wieder suchte er gezielt Ansichten, deren malerische Umsetzung eine Herausforderung war, vom gleißenden Licht der Riviera bis zur windgepeitschten Atlantikküste im Norden Frankreichs.


© Claude Monet, Wasser-Lillies, 1903, Oil an Canvas, The Dayton Art Insitute, Dayton, Ohio, Gift of Mr. Joseph Rubin

© Claude Monet, Wasser-Lillies, 1903, Oil an Canvas, The Dayton Art Insitute, Dayton, Ohio, Gift of Mr. Joseph Rubin

© Claude Monet The Palazzo Contarini,1908 Oli on Canvas, Private CollectionClaude Monet

© Claude Monet The Palazzo Contarini,1908 Oli on Canvas, Private CollectionClaude Monet


Die Ausstellung Monet. Orte zeigt, welche Strategien der Künstler bei der Wahl seiner Wohnorte und Reiseziele verfolgte, vom ersten dokumentierten Gemälde bis zu den späten Seerosenbildern, die er in seinem Garten in Giverny anfertigte. Schon früh hatte sich Monet der Freilichtmalerei zugewandt. Er malte nicht wie damals üblich nur vorbereitende Ölskizzen, sondern auch ausgearbeitete Gemälde unter freiem Himmel. Monet spürte dem genius loci, der Aura, die einem bestimmten Ort innewohnt, nach. 

Zugleich wollte er immer sein Erlebnis des Moments am Ort erfassen. Obwohl die Gemälde im Lauf seines Lebens zunehmend abstrakter wurden, beruhten sie auf Beobachtung und blieben an der Wirklichkeit orientiert. Deshalb treten die  Bilder in der Ausstellung nach dem Ort der Entstehung in einen Dialog und lassen den Besucher die einzelnen Werke miteinander vergleichen. 

„Monets Schaffen ist intensiv untersucht worden, aber unser Fokus auf die Orte, die ihn inspirierten, eröffnet neue Einblicke in seine künstlerischen Interessen und Methoden. Wir zeigen, wie wichtig bestimmte Landschaften an den Wendepunkten seiner Karriere waren, und untersuchen, wie und warum diese Orte die Entwicklung seiner Malerei beeinflusst haben.“, führt Kurator Daniel Zamani als Zielsetzung aus.

Ein ganzer Raum der Retrospektive ist Monets berühmten Garten in Giverny gewidmet. Allein von diesem Wassergarten malte Monet über 250 Ansichten. Von der Holzbrücke bis zur in Tupfen aufgelösten Reflexion der Wasseroberfläche .In seinen ikonischen  Seerosenbildern bahnt sich ein freies Spiel von Farbe und Form den Weg, das ihn zu einem der wichtigsten Wegbereiter der abstrakten Malerei im frühen 20. Jahrhundert werden ließ. Die serienartige Malweise war neu, Monet ein erster Serieller sozusagen, mehr intuitiv als konzeptionell.  

Ein weiteres Highlight der Ausstellung wurde erst kurz vor der Eröffnung gelüftet. Hasso Plattner war der geheimnisvolle Unbekannte, der bei Sotheby‘s für 110,7 Millionen Dollar  im letzten Jahr einen Monet ersteigert. Der Getreideschober mit Sonnenuntergang ist das bisher teuerste, versteigerte Bild des französischen Malers und wird nun seit 1945 erstmalig wieder in der Öffentlichkeit gezeigt. Künftig ist es ein wichtiger Teil der Plattner-Sammlung, die im Museum Barberini ab 7. September als Dauerausstellung zu sehen sein wird. 


Zur Ausstellung ist ein 280-seitiger Katalog im Prestel Verlag erschienen, der Essays von einigen der bedeutendsten Forscherinnen und Forschern im Bereich des Impressionismus beinhaltet.

Monet. Orte
22. Februar bis 19.Juli 2020

Museum Barberini / Humboldtstraße 5-6 / 14467 BerlinMittwoch bis Samstag 10-21 Uhr, Sonntag bis Montag 10-19 Uhr


Anne Harting

Chefredakteurin und Herausgeberin

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