Office Impart - darktaxa. The Berlin - constellation
Wer uns folgt, weiß längst, dass unsere Redaktion die Projekte und Ausstellungen von Office Impart mit großem Interesse verfolgt. Gelingt es Anne Schwanz und Johanna Neuschäfer doch immer wieder, mit neuen Ausstellungskonzepten und Herangehensweisen an die Kunst zu überzeugen und das eigene Verständnis um einen notwendigen Input zu erweitern. Hiermit sind sie vielen Galerien und Institutionen jeweils wichtige Schritte in Richtung Zukunft voraus.
Neben Come Closer! widmet sich Office Impart nun offline in den eigenen Räumen mit der Ausstellung darktaxa. The Berlin - constellation dem Thema Fotografie. Unter zeitgenössischen digitalen Bedingungen ist derzeit völlig unklar, was mit dem Begriff „Fotografie“ sowohl im künstlerischen, als auch im allgemeinen Gebrauch eigentlich gemeint ist, bzw. wie man dieses Feld sinnvoll definieren soll.
Diese Frage stellt sich vehement im Hinblick auf neue digitale Möglichkeiten und Anwendungen. Die Ausstellung von Office Impart bringt nun in einer Art offenen Versuchsanordnung Arbeiten von Künstlern zusammen, die mit Digitaler Fotografie, CGI, Photogrammetrie, Scanografie, Augmented Reality, Computergrafik, Motion-Capture, 3D/4D-Software, KI, GANs etc. und jeglichen erdenklichen Mischformen dieser Tools arbeiten.
Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf neuen Bildern, Bild-Findungen und -Erfindungen, noch nicht Gesehenem und dem nach vorn gedachten generativen Potential der digitalen Arbeitsweisen, und weniger auf der Abbildung bestehender Sachverhalte, dem Rückgriff auf bestehendes Bildmaterial und Appropriation, auf retrospektiven fotohistorischen Bezügen oder Referenzen, etc..
So haben sich in den letzten Jahren im Umgang mit den Bereichen des Digitalen, Virtuellen, und tendenziell nicht Fassbaren völlig neue, eigenständige Bildwelten und Arbeitsweisen entwickelt. An dieser Schnittstelle von Fotografie und neuen digitalen Bildtechniken arbeitet darktaxa-project - eine Gruppe von 17 internationalen Künstlern. Die Ausstellung bei Office Impart zeigt bis zum 9.April eine Auswahl an Werken von Arno Beck, Raphael Brunk, Alex Grein, Beate Gütschow, Ria Patricia Röder und Aaron Scheer und versucht den jüngsten Entwicklungen nachzugehen.
Die gezeigten Werke unterlaufen eine eindeutige Lesart oder mediale Zuschreibung in positiver Art und Weise. Dies schließt eine Vereinnahmung unter dem Begriff „Fotografie“ mit ein, und anders als diese sind die neuen Arbeitsweisen nicht auf Sichtbarkeit und physikalische Existenz des Abgebildeten angewiesen. Vielmehr spielt in den gezeigten Arbeiten das Verhältnis von Präsenz und Absenz; realer Existenz zu Repräsentation und Simulation, „Realität“ zu Fiktion eine entscheidende Rolle. Existieren die abgebildeten Bildgegenstände tatsächlich oder handelt es sich um Fiktionen, Simulationen, Renderings?
Beate Gütschow setzt für ihre Bilder eine Kombination von mehreren digitalen Werkzeugen ein: mithilfe digitaler Fotografie und Photogrammetrie nimmt sie vorgefundene Motive aus der gegenwärtigen Architekturumwelt auf und montiert diese durch den Einsatz von 3D-Programmen sowie Photoshop am Computer in ein fotografisch anmutendes Bild mit schlüssigem Illusionsraum montiert. Allerdings ersetzt sie dabei die gewohnte und erwartete Zentralperspektive durch eine unnatürliche Parallelperspektive des und bezieht sich hierbei auf die bildliche Darstellung von Gärten im Mittelalter und der Frührenaissance.
Dagegen scheinen Aaron Scheers Arbeiten auf den ersten Blick durch digitale ablaufende Computerprogramme entstanden zu sein. Sie erinnern an chaotische Datenüberlagerungen oder algorithmische Abläufe und weisen stellenweise fotografisch-gegenständliche Anmutungen auf. Ihnen liegen allerdings keine real existenten Gegenstände, oder sonstige gegenständliche Bezugspunkte zugrunde. Vielmehr sind sie im technischen Sinne freie digitale Bildschöpfungen, die Scheer mithilfe digitaler Bildbearbeitungs-Software kreiert.
Ein besonderes Augenmerk sollte man auf die Werke von Alex Grein richten. Die von ihr ausgewählten oder erstellten Fotos werden im Smartphone-Display aufgerufen, und mit Miniatur-Modellen von alltäglichen Gegenständen kombiniert, die auf das Display gelegt werden. Dieses Ensemble wird noch einmal abschließend hochauflösend fotografiert und als Inkjet-Print ausgedruckt. Im finalen Bild scheinen die maßstabsverkleinerten Gegenstände tatsächliche Fragmente des ursprünglich fotografierten Raums zu sein und in diesem auf seltsame Art und Weise zu schweben und digitale Fragestellungen aufwerfen.
Eines vereint die Künstler von darktaxa. The Berlin - constellation trotz unterschiedlicher Produktionsprozesse:Bei ihnen allen steht am Ende eine Entscheidung für ein physikalisch existentes Bildobjekt im realen Raum als finale Erscheinungsform der Arbeit, die es nun bei Office Impart zu entdecken gilt.
darktaxa. The Berlin - constellation
19. März bis 09. April 2021
Office Impart / Waldenser Straße 2-4 / 10551 Berlin
Termine nach Absprache