Atmen - Mehr als kalte Luft….


Thomson & Craighead Several Interruptions (Film-Still), 2009
Video (3 Minuten, 20 Sekunden) – gepostet von taucher4444 auf youtube.com (2006)


Die weltweit erste große Ausstellung zum Thema Atmen der Alten Meister und der Kunst der Gegenwart beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Facetten des Atmens und seiner Darstellung. Mehr als 100 Werke von Künstlern wie Marina Abramović & Ulay, Hendrik Andriessen, Thomas Baldischwyler, Hendrick ter Brugghen, Helen Cammock und Nina Canell werden in der Hamburger Kunsthalle miteinander in spannungsreiche, teils epochenübergreifende Dialoge gebracht.

So entsteht ein unkonventioneller Austausch über ein existentielles Thema, das zunächst wie ein unbewusster, biologischer Vorgang anmutet, aber vielfältige soziale und politische Dimensionen bereithält: Vom Atem als zentraler biblischer Metapher und als Ausdruck unserer Beziehung zur Welt über Luftverschmutzung und Atemwegserkrankungen bis hin zu Black Lives Matter. In unterschiedlichen Kapiteln widmen sich rund 45 künstlerische Positionen aus 18 Ländern dem Thema und verdeutlichen seine Vielfalt, seine gesellschaftspolitische und globale Relevanz sowie aktuelle Brisanz.


Holländischer Meister, 18. Jahrhundert Seifenblasender Junge, um 1740–1760 Öl auf Eichenholz, 17,8 x 14 cm Städel Museum, Frankfurt am Main, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V.

Jeppe Hein INHALE HOLD EXHALE, 2016
Pulverbeschichtetes Aluminium, Leuchtstoffröhren, Spionspiegel, pulverbeschichteter Stahl, Trans­formatoren, Steuereinheit
100 x 100 x 10 cm Courtesy KÖNIG GALERIE, Berlin, 303 Gallery, New York und Galleri Nicolai Wallner, Kopenhagen
© Studio Jeppe Hein / Hendrik Hähner


Die interdisziplinäre Bandbreite der präsentierten künstlerischen Medien reicht von Malerei, Skulptur und Installation über Fotografie und Zeichnung bis hin zu Performance, Video, Film und Sound Pieces. Dabei umfasst die Schau herausragende Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen wie dem Rijksmuseum Amsterdam, der Museumslandschaft Hessen Kassel und der Staatlichen Museen zu Berlin sowie der New Yorker Leiden Collection. Darunter sind Hauptwerke der Alten Meister Hendrick ter Brugghen und David Teniers d. J. ebenso wie Arbeiten von internationalen Zeitgenossen wie dem kolumbianischen Künstler Oscar Muñoz oder der indischen Künstlerin Vibha Galhotra – aktuelle Trägerin des Fellowships der Philipp Otto Runge Stiftung.

Zusätzlich wurden Künstler eingeladen, speziell für die Ausstellung neue Werke zu schaffen .) oder Arbeiten zu modifizieren. Ergänzt um Exponate aus der Sammlung bespielt Atmen insgesamt eine ungewöhnlich große Ausstellungsfläche: Sie erstreckt sich durch mehrere Gebäudeteile der Hamburger Kunsthalle und reicht mit einer einmalig stattfindenden großen Lichtprojektion, In Memorium MEMORIAM von Jenny Holzer, am 19. November 2022 bis hinaus in ihre Außenbereiche.

Schon in der Antike ist der Atem mehr als nur Luft, die in und aus dem Körper strömt. Er ist Vehikel des Lebens, des Denkens, der Inspiration und in vielen Weltkulturen auch der Seele. In der jüdisch-christlichen Tradition gilt das Einhauchen des Atmens als zentraler Moment des göttlichen Schöpfungsaktes. Im Alltag wird die Atmung oft als Selbstverständlichkeit wahrgenommen, die erst dann in den Blick gerät, wenn sie durch Krankheiten, Klimawandel, Pandemien oder körperliche Gewalt schwindet.

Weit davon entfernt ein neutraler physiologischer Prozess zu sein, trifft Atmen immer eine gesellschaftspolitische Aussage: Die Versorgung mit Luft macht auf unterschiedlichen Ebenen Mechanismen von sozialen und politischen Ein- und Ausschlüssen deutlich und hinterfragt radikal das eigene Verhältnis zur Welt und zueinander. Dies gilt besonders in der Zeit einer globalen Pandemie, in der der Zugang zu Sauerstoff lebenswichtig geworden und der eigene Atem und der Atem der anderen zu einer krankheitsauslösenden und potentiell todbringen- den Gefahr geworden ist.


Atmen
30. September 2022 bis 15. Januar 2023

Hamburger Kunsthalle /Glockengiesserwall 5 / 20095 Hamburg
Dienstag bis Sonntag 10.18 Uhr


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