Leila Hekmat - Female Remedy


Leila Hekmat, Female Remedy; Shirley, 2022. Digitale Collage. Courtesy die Künstlerin


Female Remedy ist die erste institutionelle Ausstellung von Leila Hekmat. Die Sittenkomödie, die Krankheit als fortwährenden Zustand des Geistes und des Körpers betrachtet, wurde von der Künstlerin eigens für das Haus am Waldsee entwickelt und verwandelt es in ein religiöses Sanatorium für Frauen.

Das Hospital Hekmat fungiert als Einrichtung für eine Krankheit, die nicht geheilt werden muss und dessen Mission allein darin besteht, durch Komödie und absurde Possen bereits existierende Insolenzen zu stärken und das vernunftwidrige Innenleben der Patientinnen zu fördern. Es ist ein Heilungsort für die reuelose Frau.

Die kuriosen, spöttischen Extravaganzen, die in dieser Krankenstation kursieren, deuten auf einen heimlichen Protest gegen die Prinzipien hin, die in anderen Einrichtungen herrschen. Unklar bleibt, woran die eingewiesenen Damen genau leiden, aber ihre Beschwerden sind tiefgreifend und komisch melodramatisch. Das Personal dieses Krankenhauses ist von übertriebener Nächstenliebe getrieben und versucht, alle Arten von Traumata zu vertuschen, zu verstecken und zu ignorieren. Krankenschwestern verlieben sich in Pati- entinnen, Patientinnen verlieben sich ineinander, und schon bald leiden alle an denselben delirierenden Krankheiten.

Installationsansicht Leila Hekmat – Female Remedy, Haus am Waldsee, 2022, Foto: Frank Sperling

Es handelt sich um eine Satire über das entfesselte Ringen, eine neue psychische und zugleich sexuelle Sprache zu etablieren, mit der über Gesten, Kostüme und Verhaltensformen versucht wird ein Selbstbild zu erzeugen, das zuvor un- terdrückt wurde. Als surrealistisches Porträt eines Krankenhauses für Frauen betrachtet Female Remedy das Kranksein als Tor zur Selbstfindung und behauptet, dass die stets wachsende Industrie der Selbstoptimierung zu einer verzweifelten Suche nach Überle- bensstrategien für die menschliche Psyche mutiert ist.

Installationsansicht Leila Hekmat – Female Remedy, Haus am Waldsee, 2022, Foto: Frank Sperling

Das Haus am Waldsee wird zum Hospital Hekmat – ausgestattet mit Krankenhausbetten, einem Operationssaal, einer Kapelle und verschiedenen anderen Behandlungsräumen. Die Ausstellung führt die Besucher*innen durch Säle mit krankenhausähnlichen Vorhän- gen, bedruckt mit digitalen Collagen, und vorbei an Betten, die eigenwillige Charaktere beherbergen, sowie Darstellungen der exzentrischen Patientinnen und ihrer Pflegerinnen.

Begleitet wird die Ausstellung von der Musik-Performance Symptom Recital: Music
for Wild Angels.
In Form einer Varieté-Show mit Stand-up-Comedy und musikalischen Einlagen werden die Abenteuer dieser Gruppe ehrfurchtsloser Mädchen zu Geschichten verwebt. Im Anschluss wird die Performance zu einer Multipart-Klanginstallation für die Ausstellungsräume adaptiert.

Leila Hekmats künstlerische Praxis setzt sich kritisch mit gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen* auseinander. Konsequent unterwandert sie dabei vermeintliche Konventionen von Geschlecht, Gender und Sexualität. In der Tradition des Absurden Theaters und der Commedia dell’Arte entwickelt die Künstlerin Performances, in denen aufwändig von Hand gefertigte Kostüme und Bühnenbilder zum Einsatz kommen. Hekmat arbeitet interdisziplinär und entwickelt in ihren Arbeiten einen hybriden Stil aus Theater, Musical, Komödie, Bildender Kunst, Film und Performance.


Leila Hekmat - Female Remedy
15. September 2022 bis 08. Januar 2023

Haus am Waldsee / Argentinische Allee 30 / 14163 Berlin
Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr


Zurück
Zurück

Ein weiblicher Blick? - Female View im Museum Schloss Moyland

Weiter
Weiter

Atmen - Mehr als kalte Luft….