Beatriz Morales - Where the Wild Things Grow


Die Textilarbeiten der mexikanischen Künstlerin Beatriz Morales hängen wie riesige Felle mystischer Fabelwesen im Raum. Sie interpretiert in ihren Werken einen traditionellen Rohstoff der Maya-Kultur neu: die Agavefaser.

Nach einer ausverkauften Einzelausstellung von Morales in Berlin zeigt die Circle Culture Gallery die neuen Werke der mexikanischen Künstlerin nun zum ersten Mal in Hamburg. Im Rahmen der Ausstellung Where the Wild Things Grow präsentiert Beatriz Morales eine monumentale Rauminstallation sowie neue Arbeiten auf Leinwand aus der Serie Sounds I’ll Never Hear. Charakteristisch für die Künstlerin ist dabei ihre Symbiose zwischen Malerei in Mischtechnik und textilen Komponenten. Ein weiterer Bestandteil der Ausstellung ist Klangkunst, entstanden in Kooperation mit dem britischen Filmkomponisten Sion Trefor.

Beatriz Morales, geboren 1981 in Mexiko-Stadt, arbeitet in Berlin und Mexiko. Ihr Atelier in Mexiko liegt eingebettet in der rauen Natur des bergigen Bundesstaates Hidalgos, umgeben von baumhohen Kakteen. Das Oeuvre der autodidaktischen und multidisziplinären Künstlerin umfasst Malerei, Textilkunst-Installationen und Videokunst. Nach einer Reihe von internationalen Ausstellungen ist das Interesse an Morales’ vielschichtigem Werk in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen.

Ein zentrales Thema in den Arbeiten von Beatriz Morales ist die Frage nach Identität, der sie mit einem breiten Spektrum an Techniken nachgeht, darunter abstrakt-expressionistische Farbfeldmalerei in der Tradition von Clyfford Still und Elemente aus der Textilkunst. Die in Berlin lebende Mexikanerin mit libanesischen Wurzeln leuchtet in Ihrem gesamten Schaffen Aspekte multinationaler Vielschichtigkeit aus. Die Künstlerin manifestiert ihre Identitätssuche durch ein stetes Kontrastieren von urbanen und naturbezogenen Einflüssen.

Sounds I Will Never Hear 2 © Beatriz Morales

Sounds I Will Never Hear © Beatriz Morales

Diese zwei Pole kontextualisieren sich gegenseitig: In Morales’ Ansatz ist die Natur nicht nur Quelle von Rohstoffen und Pigmenten, sondern wird als natürlicher Lebensraum der Werke verstanden. Ihre Kunstwerke fügen sich, obwohl abstrahiert, nahtlos in das Umfeld ein, das ihre Entstehung inspiriert hat. Kunst und Natur reflektieren und ergänzen einander gegenseitig, die Trennlinien zwischen natürlich-organischer Präsenz und abstrakter Komposition lösen sich auf.

Für ihre Textilinstallationen verwendet die Künstlerin Fasern der Agave. Dieser Rohstoff wurde in Mexiko seit tausenden von Jahren benutzt, bis er im Zuge der industriellen Revolution von synthetischen Materialien abgelöst wurde. Beatriz Morales interpretiert die Pflanzenfaser in ihren Installationen neu. Ihre Kompositionen transportieren eine archaische Kraft, die wie farbige Kaskaden aus dreidimensionalen Pinselstrichen in den Ausstellungsraum bricht. Fiber Art mit Assoziationen an historisches Handwerk und lokale Traditionen trifft auf den kompositorischen Gestus des Abstrakten Expressionismus – um Symbiose und Spannungsfeld zugleich zu generieren.

Den Begriff der Farbfeldmalerei erweitert Morales um eine dritte Dimension: Sie expandiert mit der Materialität und den Texturen ihrer Arbeiten in den Raum. Eine Auseinandersetzung mit den Eigenschaften und der Geschichte der verwendeten Rohstoffe fließt ebenso in den Arbeitsprozess der Künstlerin ein wie ihre biographischen Reflexionen.

Beatriz Morales subsumiert ihre Serie von Textilkunstwerken aus Agavefaser unter dem Titel Ts’ul, ein Wort der indigenen Maya aus Südmexiko, dem Ursprungsort der Fasern. Übersetzt bedeutet Ts’ul so viel wie „der/das/die Andere / Fremder / Ausländer“ – ein Titel, der auf das konzeptuelle Fundament hinweist, welches die Arbeit der Künstlerin durchdringt. Hier, jenseits der tradierten Ebenen von Identität, liegt der Quell des originären kreativen Impulses: Where the Wild Things Grow.


Beatriz Morales - Where the Wild Things Grow
06. bis 16. Oktober 2022

Barlach Halle K / Klosterwall 13 / 20095 Hamburg
Täglich 12-19 Ihr


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