Christian Rothmann - The Light Touch


Christian Rothmann Berlin Dong Chuan Center, 2021
© Christian Rothmann


Für Matthias Harder, Direktor und Kurator der Helmut Newton Stiftung, ist Christian Rothmann ein künstlerischer Tausendsassa, ein begnadeter kultureller Brückenbauer und ein rastloser Reisender durch Zeit und Welt. Ein kleines Gefühl bekommt man davon bei der intimen Vorstellung seines neuen Buches The Light Touch in der Berliner Paris Bar. Vielfältig wie die Kunst an den Wänden ist auch das Werk des Fotografen.

Rothmann gehört zu den Menschen, die mit offenen Augen und Armen durch die Welt gehen und uns mit ihrem Blick für das oft Unwesentliche berühren. Er fotografiert überall, vor allem auf den Reisen, so entstehen Fotografien als künstlerische Dokumentationen, spontan entstandene Symbolbilder oder als Teil einer konzeptionellen Serie. Es ist die Neugier und die Spontanität, die ihn und sein Werk auszeichnen.

Seine gerade bei DCV erschienen umfangreiche Monografie besticht durch die Vielfalt an Werkserien des Fotografen, von denen man eigentlich sofort noch viel mehr sehen und erleben möchte. Zeitgleich verliert man sich in den begleitenden Texten. Ebenso leicht wie beim Betrachten der Aufnahmen Rothmanns fühlt man sich beim Entdecken des Buches umgeben von einer wahren Freude am Leben.


Christian Rothmann Kyoto, 2015 © Christian Rothmann

Christian Rothmann Omaha, 2012 © Christian Rothmann

Christian Rothmann Robotnics, 2012 © Christian Rothmann

Christian Rothmann Omaha, 2015 © Christian Rothmann


Christian Rothmann sucht nicht nach den Dingen, sie kommen auf ihn zu. Zurzeit arbeitet er neben weiteren Langzeitprojekten auch an einer Serie über die selbstgemachte Basketballkörbe, die an den aberwitzigsten Orten hängen. Denkt man zunächst daran, dass Rothmann für solche Aufnahmen weit reisen müsse, wird an unserem Tisch schnell klar, dass fast alle in unmittelbarer Nähe einen solchen Basketballkorb kennen. Rothmann muss also seine Motive gar nicht suchen, er findet sie durch seine offene Kommunikation mit seinem Gegenüber. Davon sprechen auch seine Serien you and me oder Mother & Daughter.

Beeindruckend auch immer wieder Rothmanns bekannte Robotronics. In diesem Kunstproject begegnen uns die Roboter als Figuren ohne Kontext vor neutralem Hintergrund. Einzeln aufgereiht, mit Staub auf den Schultern. Rothmann hat die Sammlung auf einem Flohmarkt entdeckt und wurde zum leidenschaftlichen Sammler. Die meisten von ihnen wurden in den 1960er und von der japanischen Firma Horikawa oder Metal House hergestellt. Mit seinen Aufnahmen paraphrasierte Rothmann die Idee der Appropriation Art: Unbekannte Designer haben das Spielzeug entworfen, Roth versinnbildlichte es.

Doch ist die Fotografie nur eines der künstlerischen Ausdrucksmittel von Christian Rothmann. Großformatige, heftige Malerei auf Leinwand in seinem Berlin-Kreuzberger Atelier und das zarte Aquarellieren auf kleinformatigem Papier ergänzen sie und letztendlich auch diesen wunderbaren Bildband.


Matthias Harder
Christian Rothmann - The Light Touch

DCV
45 Euro


Anne Harting

Chefredakteurin und Herausgeberin

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