Kanzlers Kunst – Helmut und Loki Schmidts private Kunstsammlung

Helmut Schmidt neben Barlachs »Rächer« im Ernst Barlach Haus Hamburg, 30. September 1977 Foto: Archiv Ernst Barlach Haus Hamburg

Helmut Schmidt neben Barlachs »Rächer« im Ernst Barlach Haus Hamburg, 30. September 1977
Foto: Archiv Ernst Barlach Haus Hamburg

Helmut Schmidt schätzte die Künste als Staats- und Privatmann. Die Aufstellung von Henry Moores Large Two Forms vor dem Bonner Kanzleramt war ebenso ein Bekenntnis zur Bedeutung von Kunst wie der Besuch bei Barlachs Schwebendem im Güstrower Dom während des DDR-Staatsbesuchs 1981. Barlach-Bewunderung führte den Kanzler und seine Frau Loki regelmäßig auch in das Ernst Barlach Haus im Hamburger Jenischpark.

Nun zeigt es in Zusammenarbeit mit der Helmut und Loki Schmidt-Stiftung und der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung als erstes Museum die private Sammlung des prominenten Paars. Die Ausstellung präsentiert rund 150 Gemälde, Plastiken und kunstgewerbliche Gegenstände. Im Zentrum stehen Ernst Barlach, Emil Nolde, Hamburger Maler und die Künstlerkolonie Worpswede.

Für Museumsleiter Dr. Karsten Müller liegt der besondere Reiz des Projekts Kanzlers Kunst in seiner Mischung: Die Objekte aus dem Hause Schmidt sind Sammlung und Sammelsurium zugleich, sie verbinden Kunst mit Politik, offenbaren persönlichen Geschmack und das Wissen um die öffentliche Rolle ihrer Besitzer.


Helmut und Loki Schmidt zur Eröffnung der Ausstellung »Group of Seven. Kanadische Landschaftsmaler« im Ernst Barlach Haus Hamburg, Oktober 1977. Foto: Archiv Ernst Barlach Haus Hamburg

Helmut und Loki Schmidt zur Eröffnung der Ausstellung »Group of Seven. Kanadische Landschaftsmaler« im Ernst Barlach Haus Hamburg, Oktober 1977.
Foto: Archiv Ernst Barlach Haus Hamburg

Karl Schmidt-Rottluff: Ostsee bei Sierksdorf, 1956, Sammlung Helmut und Loki Schmidt © VG Bild-Kunst, Bonn 2020; Foto: Andreas Weiss

Karl Schmidt-Rottluff: Ostsee bei Sierksdorf, 1956, Sammlung Helmut und Loki Schmidt
© VG Bild-Kunst, Bonn 2020; Foto: Andreas Weiss

Emil Nolde: Dahlien (gelb und violett) in einer Vase, undatiert Sammlung Helmut und Loki Schmidt © Nolde Stiftung Seebüll; Foto: Andreas Weiss

Emil Nolde: Dahlien (gelb und violett) in einer Vase, undatiert Sammlung Helmut und Loki Schmidt
© Nolde Stiftung Seebüll; Foto: Andreas Weiss

Otto Dix: Mädchenhändler, 1923, Sammlung Helmut und Loki Schmidt © VG Bild-Kunst, Bonn 2020; Foto: Andreas Weiss

Otto Dix: Mädchenhändler, 1923,
Sammlung Helmut und Loki Schmidt
© VG Bild-Kunst, Bonn 2020; Foto: Andreas Weiss


Helmut und Loki Schmidt liebten Kunst und ihr großes Interesse dafür zog sich als roter Faden durch ihr Leben. Davon zeugte auch das Wohnhaus des Ehepaares. Dicht an dicht hingen dort Gemälde, Grafiken und Aquarelle, die sie gemeinsam in Galerien erworben oder ins Auktionskatalogen ausgesucht hatten.

Der norddeutsche Bildhauer Ernst Barlach und der expressionistische Maler Emil Nolde hatten es den Schmidts besonders angetan. Sie waren die Lieblingskünstler des Kanzlerpaares. Helmut und Loki Schmidt unterhielten persönliche Kontakte zur Künstlerkolonie Worpswede, was sich auch in ihrer Sammlung niederschlug: Werke von Otto Modersohn, Paula Modersohn-Becker und Fritz Overbeck sind deshalb ebenfalls im Ernst Barlach Haus ausgestellt. 

Empfangen wird der Besucher in der Ausstellung jedoch mit einem Bildnis von Loki Schmidt unter einem Heiligenschein aus Blüten. Das Porträt stammt von Gudrun Brüne-Heisig, der Frau des Malers Bernhard Heisig. Von ihm stammt auch das Kanzler-Porträt im gleichen Raum. Argwöhnisch aus Ost und West beobachtet, hatte Schmidt sein Kanzlerbildnis von Heisig malen lassen und war zu mehreren Porträtsitzungen zur Zeit des Kalten Krieges nach Leipzig gereist. Die beiden Ehepaare verband seitdem eine enge Freundschaft.

So ist Kanzlers Kunst zugleich auch eine Zeitreise in Kunst und Politik. Eine sehr interessante und überraschende Ausstellung, die einen wunderbaren Blick auf das private Ehepaar Loki und Helmut Schmidt zulässt.


Kanzlers Kunst - Die Sammlung Helmut und Loki Schmidt
04. Oktober 2020 bis 14. März 2021

Barlach Haus / Jenisch Park / Baron-Voght-Straße 50a / 22609 Hamburg
Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr


Anne Harting

Chefredakteurin und Herausgeberin

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