Bahram Hajou - Der Mann der großen Gefühle
In München sollte man derzeit unbedingt Benjamin Eck Projects einen Besuch abstatten. Dort zu sehen sind Bilder des gebürtigen Syrers Bahram Hajou - Bilder von großer Tiefe, Theatralik, Melancholie und Emotionalität.
Der in Münster und New York lebende Hajou, kam nicht auf direktem Wege zur Kunst - zahlreiche Stationen und Abzweigungen führten ihn erst Anfang der 90er überhaupt zur Malerei, als er ein Studium an der renommierten Kunstakademie in Düsseldorf aufnahm. Inzwischen ist der fast 70jährige Bahram Hajou ein international gefragter Künstler und gilt als einer der großen figurativen Maler unserer Zeit. Zuletzt erzielte eines seiner Gemälde 150.000 Dollar bei Sotheby’s. Ein absoluter Ritterschlag, wenn man bedenkt, dass sich der große Erfolg mit der Malerei für Bahram Hajou erst etwa 2014 einstellte.
Im Zentrum von Hajous Bildern stehen Menschen, zumeist Paare, deren Unfähigkeit zur Kommunikation, gar zur Liebe, er bildhaft darstellt. Dabei sind die Dargestellten oft nackt, was ihre Schutzlosigkeit und Verletzlichkeit noch unterstreicht. Diese Menschen scheitern an allzu menschlichen Gefühlsmäßigkeiten, wie Machtgelüsten und Egoismus - Kaputte Beziehungen, Unterdrückung und der ewige Kampf der Geschlechter sind die Folge.
Wer genau hinsieht, wird bemerken, dass die Dargestellten in der Regel Bahram Hajous Antlitz tragen, egal ob Mann oder Frau. Dennoch sind dies keine Selbstporträts, vielmehr zeigt der Künstler hier sein verletzliches Alter Ego. Hajou offenbart uns auf subtile und sehr eindrückliche Weise seine Gefühlswelt, wobei er immer auch ein wenig geheimnisvoll bleibt.
Die großformatigen Bilder wirken teilweise unfertig, was Bahram Hajous Arbeitsweise geschuldet ist. Er agiert interaktiv und intuitiv mit der Leinwand, ohne vorher zu wissen, wohin die Reise geht. Er beginnt die Leinwand mit großen Flächen zu bemalen, an manchen Stellen lässt er diese auch frei, erst später fügt er die figurativen Konturen hinzu.
Bahram Hajou ist trotz seines großen Erfolges ein bescheidener Mann geblieben, der von sich selber behauptet, keine Technik zu haben, sondern einfach nur zu malen. Wie bescheiden er ist, und dass er sich selbst nicht zu ernst nimmt, zeigt auch seine Antwort auf die Bitte, sich in wenigen Worten zu beschreiben: “Ich bin nur ein kleiner Kurde, der gerne malt.” Alles zusammen, macht Bahram Hajou zu einem wirklich großen Künstler unserer Zeit.
Bahram Hajou
18. Februar bis 26. März 2022
Benjamin Eck Projects/ Müllerstraße 46 A / 80469 München
Mittwoch - Samstag 13 - 19 Uhr