Nachtgedanken - Gegenwart trifft auf Klassische Moderne


Friederike Feldmann, Entwurf Raum 2 / Design, Room 2 © Friederike Feldmann


Bereits zum zweiten Mal stellt die Staatliche Graphische Sammlung München Max Beckmanneiner der Schlüsselfiguren der klassischen Moderne, einen zeitgenössischen Künstler gegenüber. Nach dem Videokünstler Omer Fast vor einem Jahr, setzt sich in der aktuellen Ausstellung Nachtgedanken die Berliner Künstlerin Friederike Feldmann mit Beckmanns Werk auseinander.

Max Beckmann gehört zweifellos zu den bedeutendsten Malern der Zwischenkriegszeit. In seinen expressionistischen Bildern befasste er sich vor allem mit dem vereinsamten Menschen in einer bedrohlichen, verrohten Welt. Dies stellte er in aufgewühlten, unheilvollen Szenen aus dem nächtlichen Rotlichtmilieu dar. Geprägt war Beckmanns Malerei in den 20er Jahren durch seinen Einsatz als Sanitätshelfer im Ersten Weltkrieg.

In einem Gang mit beleuchteten Schaukästen werden Entstehungsprozess und Auseinandersetzung Friederike Feldmanns mit Max Beckmanns Arbeit und dessen Vita in zwölf Storyboards aufgezeigt. In Collagen aus Skizzen, Fundstücken und originalen Beckmann-Zeichnungen kann man so den schöpferischen Prozess, das allmähliche Herantasten der Künstlerin an dessen Werk nachvollziehen. 


Max Beckmann, Selbstbildnis / Self-Portrait, 1902, Rohrfeder, aquarelliert / reed pen, watercolor, 236 x 206 mm © Staatliche Graphische Sammlung München, München

Friederike Feldmann, Bielefeld, nachts / Bielefeld, At Night © Friederike Feldmann, Courtesy Galerie Barbara Weiss, Berlin


Von hier aus gelangt man in den eigentlichen, großen Ausstellungssaal. Hier sind zwei Zeichnungen Beckmanns ausgestellt, denen gegenüber zwei überdimensionale, monochrome Wandbilder von Friederike Feldmann stehen. Mit diesen Wandbildern, von dem das eine den halben Saal umfasst, entwirrt Feldmann Beckmanns Bilder, in denen es oft drunter und drüber geht, und reduziert diese auf das Wesentliche.

Bis zur Unkenntlichkeit hat Sie Beckmanns Bilder bis zur Unkenntlichkeit aufgelöst und lädt Besucher:innen ein, sich mit diesen neu auseinander zu setzen. Dem Gewimmel, den Nachtgedanken iin Beckmanns Malerei, setzt sie fast völlige Leere entgegen und reduziert damit seine Bilder auf ihre Kernaussage von Einsamkeit, Lieblosigkeit und Unsichtbarkeit in einer Gesellschaft, die keine Nähe zulässt. Zudem schafft sie Raum für Interpretation und zeigt mit ihrer Auslegung, wie zeitgemäß Beckmanns Bilder auch heute noch sind.


Max Beckmann/ Friederike Feldmann – Nachtgedanken
5. November 2021 bis 09. Januar 2022

Pinakothek der Moderne / Barer Straße 40 / 80333 München
Dienstag bis Sonntag 10 - 18 Uhr 


Sandra Böhm

Sandra Böhm hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und schreibt als freie Autorin für verschiedene Lifestyle-Magazine. Eine weitere Passion ist die Kunst. Als Autorin für PAJO ONE lassen sich beide Vorlieben trefflich miteinander verbinden. 

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